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Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman

Titel: Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette John
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Kleidungsstücke über sich. Im Halbdunkel des Zimmers wirkte er wie ein großer Haufen Kleider. Genau hinschauen durfte man allerdings nicht. Draußen ging das Poltern und Türenschlagen weiter, vom Dachboden bis in den Keller und wieder zurück zur Halle.
    »Keine flüchtigen Kinder, Herr Hauptmann!«, meldete ein Soldat.
    »Hier sind keine Kinder, Hauptmann. Wie ich es Euch gesagt habe.« Ellwin stand immer noch vor ihrer Tür und bewachte sie.
    »Nun ja, Meister Ellwin«, hörten sie den Hauptmann sagen, »das habe ich auch nicht erwartet, aber ich muss meine Arbeit tun. Was ist in diesem Zimmer?«
    »Das ist mein Studierzimmer. Da sind auch keine Kinder. Da habe ich schon nachgesehen.«
    »Wenn Ihr mich bitte einen Blick hineinwerfen lassen wollt?«
    »Ich, äh, arbeite da drin und ich bin sehr, äh, eigen mit meiner Arbeit.« Ellwins Stimme klang quäkend, als säße ihm ein dicker Frosch im Hals.
    »Nur einen Blick, Meister Ellwin. Der wird Eurer Arbeit nicht schaden.«
    »Wenn Ihr«, er räusperte sich, »darauf besteht.« Und er öffnete die Tür. Das Türblatt schwang auf und verdeckte die dahintergedrängten Kinder. Der Hauptmann betrat die Schwelle. Sie konnten ihn nicht sehen, aber sie spürten ihn, als habe er schon die Hand nach ihnen ausgestreckt. Sie versuchten, nicht zu atmen und ihren Herzschlag unhörbar zu machen. Ein oder zwei Lidschläge vergingen.
    »Alles klar, Meister Ellwin«, hörten sie den Hauptmann brummen. Er trat einen Schritt zurück. »Was habt Ihr nur für einen Geruch da drinnen, lieber Meister? Damit könnt Ihr ja Katzen vergiften.«
    »Experimente, Hauptmann, Schwefelwasserstoff. Höchst sensibel, Ihr versteht.« Die Tür wurde geschlossen.
    Lulu wollte gerade aufatmen, da hörte sie den Hauptmann fragen: »Wem gehören die Pferde und der Planwagen draußen in der Remise?«
    »Pferde? Planwagen? Ach so, ja, die, also, die gehören mir. Ja, mir.« Sie konnten fast sehen, wie Ellwin der Schweiß tropfte. »Ich habe sie günstig erwerben können von einem Zigeuner. Ja, von einem Zigeuner. Er kam hier vorbei und verkaufte sie mir. Ja.«
    »Selten, dass sich Zigeuner von ihren Pferden und Wagen trennen.«
    »Ja, sehr selten, in der Tat. Er sagte, er brauche dringend Geld, um für seine Katzen, äh, Kinder, ich meine, um für seine Kinder Medizin zu erwerben.«
    Himmel hilf, was für eine Geschichte! Da hätte Bumbum eine bessere zustande gebracht!
    »Was habt Ihr bezahlt, wenn ich fragen darf?«
    »Ihr dürft, Hauptmann, Ihr dürft. Soll ich Euch hinausbegleiten? Fünfzehn, äh, ich meine, vier.«
    »Vier Goldstücke? Respekt, Meister Ellwin, da habt Ihr ein wirklich gutes Geschäft gemacht.«
    Nicht zu fassen, der Hauptmann schluckte die Geschichte. Die Stimmen entfernten sich, die polternden Schritte auch.
    »Entschuldigt die Störung, lieber Meister«, rief der Hauptmann von irgendwo in der Nähe des Gartentors. »Die Ausreißer sind bestimmt längst über alle Berge. Sie werden doch nicht so dumm sein und sich so nah bei der Stadt verkriechen. Aber Ihr wisst ja, Pflicht ist Pflicht und Dienst ist …«
    »Auf Wiedersehen, Hauptmann!«, rief Ellwin.
    Das Gartentor quietschte, dann war alles still. Endlich wagten sie aufzuatmen. Nacheinander knickten bei ihnen allen die Knie ein, sie ließen sich auf den Boden sinken. Lulu fragte sich, wie viel Aufregung ein Mensch an einem einzigen Tag verkraften konnte. Ihr reichte es. Kein noch so winziges Krümelchen Aufregung würde sie heute zusätzlich wegstecken können. Jemand rannte ums Haus, durch die Halle, die Tür wurde aufgerissen und Meister Ellwin war zurück. Wie er so dastand, weiß vor Anspannung, in seinen schwarzen Kleidern und mit seinen abstehenden schwarzen Haaren, wirkte er wie ein verängstigtes Gespenst. Er ließ sich in einen Sessel fallen und vergrub das Gesicht in den Händen.
    »Graviatas Kinder!«, stöhnte er dumpf.
    »Das war knapp«, sagte Damiano.
    Ellwin nickte stumm und wedelte mit einer Hand in eine bestimmte Richtung, wo vor den Büchern auf dem Bord eine bauchige Flasche stand. Rafaela brachte sie ihm. Er zog den Stöpsel heraus und nahm einen tiefen Schluck, atmete durch und nahm noch einen. Dann hielt er die Flasche auffordernd in die Runde. Churro nahm sie ihm ab und bediente sich.
    »Das ist gute Medizin«, seufzte er zwischen zwei Schlucken.
    Ellwin sah ihm beim Trinken zu. »Hast du sie hergeführt?«, fragte er.
    Churro schüttelte den Kopf. »Wusste nicht mal, dass dies dein Haus ist. Du warst doch

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