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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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verdammter Versager, Caninus.«
    »Ihnen ist ja kein Leid geschehen, Falco …«
    »Was ich nicht Ihnen zu verdanken habe! Ich hatte nicht erwartet, dass Sie allein mit einer Trireme losrudern, aber ein Wort zum Hafenmeister und eine Suchmannschaft wären hilfreich gewesen. Ich bin erstaunt, dass die Marine für einen gewaltsam entführten Bürger nur ein freundliches Abschiedswinken übrig hat.«
    »Tut mir leid. Ich dachte, Sie hätten mir nur grüßend zugewinkt …«
    »Caninus, Sie haben zugelassen, dass ich von den Illyriern entführt wurde. Sie haben nie damit gerechnet, mich heute lebend wiederzusehen.«
    »Oh, seien Sie doch vernünftig, Mann. Eine im Hafen vor Anker liegende Trireme kann nicht ohne Nachspannen des Hauptseils, des hypozoma, bewegt werden …« Ich hob die Augenbraue und ließ ihn nervös weiterbrabbeln. »Von vorn nach achtern zu rennen, an allen Griffen zu drehen, mit denen das Hauptseil gespannt wird. Wir lockern die Kabeltaue, um den Rumpf zu entlasten, wenn wir für längere Zeit anlegen – die übliche Vorgehensweise. Ohne das kann man unmöglich lossegeln. Es könnte dem Schiff das Genick brechen.« Der Attaché, der schon immer zu viel geredet hatte, hielt endlich die Klappe.
    »Caninus, ich hatte nie mit einer Verfolgung durch die Trireme gerechnet. Sagen Sie mir, wie kommt es, dass eine Bande von Illyriern, die das alte Gewerbe wieder aufgegriffen hat, sich damit wohl fühlen konnte, ihre Liburne direkt neben drei Marinekriegsschiffen festgemacht zu haben? Caninus, welches Spiel spielen Sie eigentlich?«
    »Entschuldigen Sie mich …« Er wandte sich ab. »Ich werde gebraucht, um Rubella einzuweisen.«
    Ich hatte bereits Petronius mit meinen eigenen Gedanken zu Caninus eingewiesen.
    Wir gingen schweigend weiter, bis wir zu der Seitenstraße kamen, die zur Kaserne der Vigiles führte. Die Gefangenen und ihre Eskorte mussten sich bereits im Innern befinden.
    »Kommen Sie nicht mit, Falco?«, fragte mich Caninus überrascht, als ich deutlich machte, dass ich weiter den Decumanus entlanggehen würde.
    »Ich suche immer noch nach meinem Scriptor. Außerdem besitze ich Familiensinn. Ich habe nicht den Wunsch, dabei zu sein, wenn Sie meinen Onkel Fulvius anschwärzen.«
    Ein angespanntes kleines Lächeln entstellte das gut rasierte Gesicht des Mariners. Er bog in die Seitenstraße ab. Ich ging auf der Hauptstraße weiter zu unserer Wohnung und hoffte, Helena dort zu finden.
    Ich kam nicht dort an. Passus lief mir über den Weg. Er gehörte zu Petros Mannschaft, ein verhältnismäßig neuer Junge, obwohl er schon seit zwei Jahren bei der Vierten sein musste. Handverlesen von Petronius, war Passus von kurzem Wuchs und hatte das struppige Haar und die großen Hände und Füße eines Welpen. Das täuschte über seine zwanglose Tüchtigkeit hinweg. Ich gab ihm eine kurze Zusammenfassung der heutigen Ereignisse. Er erzählte mir, Rubella habe ihm die alleinige Aufsicht über Holconius und Mutatus anvertraut, und er habe ihre Pension in der Hoffnung weiterer Entwicklungen unter Beobachtung gehalten.
    »Und was ist dann passiert, Passus?«
    Wir hatten schon mal bei dem Mord an einem Kunstmäzen zusammengearbeitet. Passus kannte mich gut genug, um sich mir zu öffnen. »Ich glaube, ich hab’s versaut«, gestand er.
    »Du warst ganz allein«, tröstete ich ihn.
    »Alle anderen waren bei dem Nekropole-Einsatz, also musste ich so zurechtkommen. Ein Kind hat eine Nachricht gebracht. Ich hatte niemanden, den ich nach Verstärkung schicken konnte. Entweder hatten die Scriptoren mich entdeckt, oder jemand hatte sie gewarnt. Also kamen sie beide heraus, aber sie trennten sich. Ich verfolgte den mit dem Jungen – Holconius. Aber die beiden wanderten nur in einem riesigen Kreis herum, dann ging er wieder in die Pension. Der Junge rannte weg. Ich bin total niedergeschlagen, Falco.«
    »Du glaubst, die Scriptoren hätten eine neue Lösegeldforderung bekommen? Mutatus ist dir entschlüpft und allein zum Treffpunkt gegangen?«
    Passus nickte und fluchte laut. Dann marschierte er los, um Rubella Bericht zu erstatten. Ich gab meinen Plan auf, Helena zu finden, und suchte Holconius auf.
    Natürlich stritt er zunächst alles ab. Aber allein in dem Pensionszimmer zu sitzen hatte ihm den Mut genommen. Er gab die neue Lösegeldforderung zu. Rubella hatte die Scriptoren streng angewiesen, nichts zu unternehmen, aber sie hatten die Anweisung auch diesmal missachtet, falls es sie doch noch zu dem angeblich

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