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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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begierig.
    Wer weiß, wohin die Kuppelei geführt hätte. Aber Helena verstummte beklommen, als unsere heiße, vollgestopfte Gruft plötzlich von einem kräftigen Klopfen widerhallte.

LVII
    I ch spürte, wie sich Petronius neben mich schob. Er langte an uns vorbei, damit er das gleiche Klopfen mit seinem Dolchgriff erwidern konnte. Jemand drückte die schwere Tür nach innen gegen unsere Rücken auf, so dass wir alle übereinanderpurzelten. Vertraute Stimmen drangen mit der kühlen Luft herein. Hände streckten sich vor und zogen uns auf den Mittelweg hinaus. Fusculus und einige Vigiles waren unsere Retter.
    Während ich mir den Schweiß von der Stirn wischte, fing ich Petros Blick auf. »Vorher vereinbarter Schlupfwinkel!«, lobte ich seine Voraussicht.
    Vom Bestattungsplatz drang immer noch wütender Lärm herüber. Mit nervösen Blicken sorgte Fusculus rasch dafür, dass die Frauen zu Petronius’ Haus eskortiert wurden. Die Eskorte würde zur Bewachung dort bleiben. Rhodope war eine wertvolle Zeugin. Mit der Ausrede, dass ihr Vater sie als vermisst gemeldet hatte, würde sie in Verwahrung bleiben – ob sie es wollte oder nicht.
    Ich küsste Helena und versprach, ein guter Junge zu sein.
    »Mach keine Versprechungen, die du nicht halten kannst, Marcus!«
    Petro und ich kehrten mit Fusculus und den verbliebenen Männern zum Festplatz zurück.

    Wie ich gehofft hatte, waren die Leichenbestatter echte Profis. Sie hatten den Scheiterhaufen wiederaufgebaut, die Leiche festgeschnallt, als wäre sie nie für einen Rundblick aufgesprungen, und die Flammen mit einer frischen Dusche parfümierten Öls angefacht. Der Priester war an seinem Altar beschäftigt, während die anderen dafür sorgten, dass wenigstens jemand Theopompus’ Reise in die Unterwelt Aufmerksamkeit schenkte.
    Doch überall um diese düstere, stoische Gruppe herum regierte das Chaos. Die Illyrier und die Kilikier hatten beschlossen, dass ihre Blutsbrüder Schweinehunde waren. Fusculus überlegte laut, warum sie für diese Erkenntnis so lange gebraucht hatten. Petro gab vor, ein Romantiker zu sein, der es nur für einen Zank unter Liebenden hielt. Ich hatte nie geglaubt, dass es ihnen wirklich ernst war. Jetzt hatten sie ihren Pakt zerrissen und prügelten aufeinander ein wie echte Ehepartner kurz vor der Scheidung. Der Kampf war so gut wie jede spätnächtliche Schlägerei nach einer angespannten Reihe von Spielen in einem Provinz-Amphitheater, ein Handgemenge, bei dem die eine Einwohnergruppe meint, diese anderen prahlerischen Hanseln hätten schon den ganzen Sommer über mit der stillschweigenden Billigung des Magistrats betrogen, während die andere Gruppe gerade herausgefunden hat, dass der Gladiatorenanführer der ersten Gruppe ihre Bestechung zwar angenommen, sich aber trotzdem nicht hat besiegen lassen. Und dass sein notgeiler Bruder nie zum Training aufgetaucht war, weil er zu beschäftigt war, die Frau ihres Trainers ins Bett zu zerren …
    Petronius, Fusculus und ich füllten uns jeder einen Teller mit Überresten vom Büfett und schauten bewundernd zu, während wir kauten. Diese Männer, die man nicht als Piraten bezeichnen durfte, wussten wirklich, wie man einen Schaukampf führt. Fäuste flogen. Das war nur der Anfang. Waffen wurden benutzt, einschließlich Entermessern. Spritzendes Blut war schon bald der Beweis dafür. Zusätzlich wurden Finger, Füße, Ellbogen, Knie und Köpfe eingesetzt. Mehrmals führte Lygon seine Spezialität vor. Er warf sich hoch in die Luft und schickte dann seinen unglücklichen Gegner mit einem zweifüßigen Tritt zu Boden. Cratidas rammte jedem, der sich ihm entgegenstellte, den Kopf in den Bauch und wippte dabei auf und ab wie ein durchgeknallter Specht. Einige der Frauen mussten geflohen sein. Die wenigen verbliebenen feuerten ihre Favoriten an.
    Wir hatten uns gerade noch rechtzeitig bedient – der Tisch stürzte um. Drei Männer, zu einem leidenschaftlichen Knäuel verflochten, zerstörten die windige Konstruktion. Jetzt wurden die Speisen auf den grauen Bodenplatten zerquetscht und zermanscht und trugen zu dem Risiko bei, auszurutschen und hinzufallen. Petronius wies die Sklaven des Lieferanten an, nach Hause zu gehen. Wie alle vernünftigen Dienstboten nahmen sie den Wein mit. Wir ließen sie gehen. Wir wussten bereits, dass das Gesöff geschmacklich gerade mal ausreichend war. Ich zumindest war später froh über meine Enthaltsamkeit.
    Mitglieder der Vigiles schlichen unaufdringlich herum und

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