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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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in demselben Moment, in dem der Ehemann flüssig war.
    Jedes Mal hatte der Schreiber notiert, dass die verstörte Familie nun entweder Ostia in Richtung Rom oder das Land sofort verlassen würde. Wenn Brunnus heute losgezogen war, um ihre Unterkünfte in Ostia erneut zu überprüfen, würde er wenig Glück haben. Nach dem Paar zu urteilen, mit dem ich gesprochen hatte, Banno und Aline, blieb niemand lange hier. Vielleicht befahlen die Entführer ihren Opfern sogar zu verschwinden.
    Diejenigen, die sich bei den Vigiles beschwert hatten, waren mutig gewesen. Sie hatten versucht andere davor zu bewahren, den gleichen Qualen ausgesetzt zu werden.
    Brunnus hatte hilfreicherweise seine Überlegungen zusammenfassen lassen. Er schätzte, dass mehrere Personen an den Entführungen und dem Festhalten der Geiseln beteiligt waren. Alle waren bisher sehr schattenhaft. Brunnus nahm an, die Opfer seien betäubt worden, um sicherzustellen, dass niemand erkannt wurde.
    Einer der Entführer konnte schreiben. Die Ehemänner wurden schriftlich informiert.
    Ein wichtiger Hinweis ergab sich aus diesen Notizen – da war jedes Mal ein Vermittler. Alle Ehemänner waren mit einem Mediator zusammengetroffen, einem Mann, den sie als sehr unheimlich empfunden hatten. Er bat sie, sich mit ihm in einer Taverne zu treffen, jedes Mal einer anderen. Eine Stammkneipe gab es nicht. Für den Wirt war er ein Fremder, zumindest behaupteten das alle Wirte hinterher. Er war sehr überzeugend. Er brachte den Ehemann dazu, ihm zu glauben, er wolle bloß helfen, und zu dem Zeitpunkt nahmen sie ihm irgendwie alle ab, dass er nur ein großzügiger Außenstehender war. In den Briefen mit den Lösegeldforderungen (die er ihnen immer abnahm) wurde den Ehemännern mitgeteilt, sie sollten den Wirt nach »dem Illyrier« fragen.
    Der Illyrier blieb bei seinem Spruch, er sei als Mittelsmann hinzugezogen worden. Er ließ durchblicken, er sei ein neutraler, angesehener Geschäftsmann, der den Opfern einen Gefallen tue. Er warnte sie, dass die eigentlichen Entführer gefährlich seien und die Ehemänner sich hüten sollten, sie zu verärgern, damit den vermissten Frauen kein Leid geschah. Sein Rat war: Bezahlen Sie, und das schnell, und machen Sie keinen Ärger. Sobald man sich darauf geeinigt hatte, übernahm er die Ablieferung des Lösegelds. Er schickte seinen Laufburschen, einen kleinen Jungen, mit der Nachricht zu den Entführern, er habe das Geld, verwickelte den Ehemann noch eine Weile ins Gespräch und wies ihn dann plötzlich an, in seine Unterkunft zurückzukehren, wo er wie versprochen seine Frau finden würde. Kein Ehemann blieb lange genug da, um zu beobachten, wohin der Illyrier verschwand.
    »Er gehört zu der Bande, was auch immer er behauptet … Vielen Dank, Virtus«, sagte ich. »Hör mal, kümmert sich Brunnus persönlich um diese Angelegenheit?«
    »Das tut er. Die Sache geht ihm auf die Nerven, Falco. Es gibt keine Hinweise. Wenn irgendein tapferer Ehemann eine neue Entführung anzeigt, ist alles längst gelaufen. Sie flehen Brunnus jedes Mal an, seine Männer nicht sichtbar ermitteln zu lassen. Brunnus erklärt sich damit einverstanden, weil er glaubt, dass man ihm die Schuld zuschiebt, falls ein Opfer wegen der Anzeige angegriffen wird. Er hat es im Urin, dass er es vermasseln wird. Man muss es bewundern«, sagte Virtus. »Wer auch immer die Sache geplant hat, ist sehr gerissen.«
    »Und Brunnus spielt dabei mit.«
    »Was du nicht sagst!«, schnaubte der Schreiber. »Aber sei gerecht, Falco. Brunnus hört zu, wenn jemand mit Informationen direkt zu uns kommt – doch die offizielle Regelung lautet, er hätte das alles Caninus zu überlassen.«
    »Und, trauen wir es der Marine zu, damit fertig zu werden?«
    Der Schreiber hob ausdrucksvoll die Brauen. »Was, einer Bande von Seeleuten?«

    Bewaffnet mit dieser neuen Information, kehrte ich in meine Wohnung zurück. Es hatte mich den halben Vormittag gekostet, Virtus die Erpressernotizen abzuluchsen – lange genug für weitere Familienmitglieder aus Rom, Ostia zu erreichen. Ich sah einen Karren, der vernünftigerweise im Schatten eines Feigenbaums auf dem Hof abgestellt war. Dann fand ich meinen Neffen Gaius, der auf den Stufen saß und aussah, als hätte er Ohrenschmerzen. Immer begierig darauf, den neuesten Fimmel mitzumachen, kratzte er an seiner bloßen Brust herum, auf der entzündete Nadelstiche von einem kürzlichen Versuch mit Färberwaid-Tätowierungen zeugten. Eines, was uns die Barden

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