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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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nicht erzählen, wenn sie die blauen Britannier besingen, ist, dass Färberwaid stinkt. Mir wurde schlecht. Gaius grinste reumütig. Wir sprachen nicht. Oben konnte ich meine ältere Tochter kreischen hören und erriet aus früheren Erfahrungen, dass ihr Haar gekämmt und in enge kleine Zöpfe geflochten wurde – der Fimmel einer älteren Generation. Nux winselte vor Mitgefühl.
    Drinnen war eine große Meeräsche in einer Schüssel, die ich von zu Hause kannte. Ihr Schwanz lag schlaff auf einem wohlgefüllten Sack mit Lauch. Nur eine Person, die ich kannte, kaufte Fisch in Rom, selbst wenn sie ans Meer fuhr. Nur eine Person hatte Zugang zu einer Handelsgärtnerei, die besseren Lauch produzierte als den in Ostia.
    »Marcus!«, rief Helena und lächelte breit. »Hier ist eine große Überraschung für dich.«
    Was Überraschungen angeht, so war diese auf unheimliche Weise vertraut. Ich schob meine Notiztafel beiläufig unter eine Obstschale und wappnete mich. »Hallo, Mutter.«
    »Du siehst aus, als hättest du was angestellt«, erwiderte Mama.
    »Ich arbeite.« Irgendwie klang das so anziehend, als hätte ich gesagt, ich wäre wegen Pest in Quarantäne. Helena hatte Mutter die Einzelheiten gewiss mitgeteilt. Klein, arglistig, misstrauisch und davon überzeugt, die Welt sei voller Betrüger, war meine liebe Mutter mit Sicherheit nicht beeindruckt gewesen.
    Meine Schwestern und ich hatten dreißig Jahre lang versucht Mama an der Nase herumzuführen und hatten es bloß geschafft, sie zu verärgern. Nur mein verstorbener Bruder, ihr Liebling, war in der Lage gewesen, sie ständig zu hintergehen. Selbst jetzt gestand Mama nicht ein, was für ein verlogener Flegel Festus gewesen war. »Tut mir leid, das zu sagen, Mutter, wo du gerade erst angekommen bist, aber ich muss rasch zurück nach Rom, um eine Spur zu verfolgen, und es ist notwendig, dass Helena mit mir kommt …«
    »Dann ist es ja gut, dass ich gekommen bin«, erwiderte meine Mutter. »Jemand muss doch auf die armen Kinder aufpassen.«
    Ich zwinkerte Albia zu. Albia hatte Mama bereits kennengelernt. Es gelang ihr, die Beschimpfungen über ihren Umgang mit den Kindern zu ignorieren.
    »Und was steckt hinter deinem Besuch?«, wagte ich zu fragen.
    »Halt du deine Nase aus den Angelegenheiten anderer Leute raus, junger Mann!«, befahl Mama.

XXIV
    M eine Mutter führte etwas im Schilde, aber Helena und ich hielten uns nicht damit auf, es herauszufinden. Wir wussten, dass uns die Antwort womöglich Sorgen bereitet hätte.
    Es gelang uns, noch am selben Nachmittag abzureisen. Nachdem wir Mama entkommen waren, fanden wir bei der Rückkehr in unser Haus in Rom als Erstes meinen Vater vor. Seine Eltern wird man nie los. Papa saß in unserem Speisezimmer und mümmelte an einem halben gefüllten Brotlaib, aus dem lila Soße auf die Liegekissen getropft war.
    »Wer hat dich reingelassen?«
    Mein Erzeuger grinste. Er hatte sich selbst reingelassen. Laut Helena hatte mein Vater genau dasselbe Grinsen wie ich, aber ich finde es äußerst irritierend. Ich wusste bereits, dass mein Vater unser Haus in unserer Abwesenheit behandelte, als würde es immer noch ihm gehören. Wir hatten vor zwei Jahren einen Häusertausch vorgenommen. Wenn man Papa noch ein weiteres Jahrzehnt gab, war es möglich, dass er das tatsächlich akzeptierte.
    »Marcus, sag Maia Favonia, sie soll deinen großen dämlichen Freund verlassen, nach Hause kommen und sich um die Geschäfte ihres armen alten Vaters kümmern«, nörgelte er.
    »Ich werde es ihr ausrichten. Maia wird tun, was sie will, Papa.«
    »Ich weiß nicht, woher sie dieses Verhalten hat.«
    »Dazu fällt mir auch nichts ein. Und wo du jetzt hier bist, wann verschwindest du?«
    »Sei doch nicht so unfreundlich, Junge. Ich hörte, du seist in Ostia. Ist deine Mutter aufgetaucht?« Meine Eltern hatten seit fast dreißig Jahren nicht mehr miteinander gesprochen, seit Papa mit einer Rothaarigen durchgebrannt war. Gleichwohl wussten sie immer, was der andere vorhatte.
    »Ist heute angekommen. Gallas Gaius hat sie gebracht. Er ist ein richtiger kleiner Barbar. Ich war nicht lange genug mit Mama zusammen, um rauszukriegen, welchen Schmu sie jetzt wieder vorhat.«
    Papa, ein breit gebauter grauhaariger Gauner und selber voller Verschlagenheit, blickte erfreut. »Oh, ich weiß. Sie hat gehört, ihr Bruder habe sich bei Portus an Land geschlichen.«
    »Welcher, Fabius oder Junius?« Meine beiden Onkel von der Handelsgärtnerei machten sich gerne

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