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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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bringen könne. Er schwor, der alte Villabesitzer sei ihm nur als Verkäufer einer besonders prächtigen »Erstaunten Aphrodite« bekannt, vor etwa zwei Jahren. »Wunderbar modellierte Draperien!«
    »Gehüllt in einen nassen Chiton, meinst du?«
    »In fast gar nichts gehüllt!« Papa schmatzte.
    Als ich ihm meine Liste der Entführungsopfer zeigte, war seine erste Reaktion deprimierend. Papa wusste mit Sicherheit, dass einer der Männer mit Namen Isidorus, ein Olivenhändler, Rom vor einem Monat verlassen hatte. Die anderen Namen waren ihm fremd, bis auf einen gewissen Posidonius, von dem Papa meinte, er könne ihn vermutlich für mich finden. Er wusste bereits, dass Posidonius ein Opfer gewesen war. Der Mann habe im ganzen Emporium über das Lösegeld herumgejammert, das er für seine Tochter hatte zahlen müssen. Und mein Vater fügte noch die Kleinigkeit hinzu, Posidonius glaube, einer der Entführer hätte sich an seiner Tochter vergriffen. Auf diese Weise vorgewarnt, begleitete mich Helena am nächsten Tag, nachdem mir Papa weitere Einzelheiten für die Kontaktaufnahme geliefert hatte und ich mich zur Befragung der Opfer aufmachte.

    Posidonius war ein Holzhändler, der auf exotische Hölzer vom Ostende des Mare Internum spezialisiert war. Er verschiffte die Balken zur Verarbeitung nach Rom, wo sie zu riesigen Tischen für millionenschwere Angeber mit palastähnlichen Häusern zusammengezimmert wurden. Es gab enorme Rücklaufquoten, da die begierigen Käufer vergessen hatten, dass die schwergewichtigen Tische geliefert und zusammengebaut werden mussten. Kunstvolle Mosaike waren unter den massiven Prunkstücken zerkrümelt, und Sklaven in zwei verschiedenen Haushalten hatten Herzanfälle erlitten, als sie versuchten die Tischplatten durch die Türen zu wuchten. Einer war daran gestorben. Posidonius saß nun in Rom fest, während er auf den Ausgang einer Entschädigungsforderung gegen ihn wartete. Aber das hatte ihm nicht geschadet. Die öffentliche Aufmerksamkeit hatte ihm neue Geschäfte eingebracht.
    Seine Tochter Rhodope war siebzehn. Sie begleitete ihren Vater, der Witwer war, auf seinen Reisen. Posidonius hatte Rhodope seit ihrer Geburt allein aufgezogen. Er wirkte intelligent, kosmopolitisch und sehr verärgert über sich, auf einen so alten Schmu reingefallen zu sein. Sie wirkte ruhig, was nicht viel bedeuten musste.
    Helena nahm das Mädchen beiseite, während ich mit ihrem Vater über die Entführung sprach. Papa hatte berichtet, wie frei Posidonius mit seinen Emporium-Kollegen über die Sache gesprochen hatte, aber bei uns wurde er schweigsam. Vielleicht hatte er inzwischen die Risiken erkannt. Er war nur bereit, mir zu bestätigen, dass die Geschehnisse mit den Fallnotizen von Brunnus übereinstimmten. Die Erwähnung des Illyriers, des unheimlichen Vermittlers, ließ Posidonius erschaudern. Er sträubte sich, über seine Befürchtungen bezüglich Rhodope zu sprechen, vielleicht aus Sorge, dass eine Verführung ihre Heiratsfähigkeit beeinträchtigt haben könnte. Außerdem, beschwerte er sich, weigere sie sich, mit ihm zu reden.
    Helena hatte mehr Glück. Sie erzählte mir hinterher, dass das Mädchen ihrer Ansicht nach tatsächlich sein Herz verloren habe und alles, was dazugehöre. Helena hatte sie äußerst naiv gefunden. Mein Eindruck von Rhodope war der einer großäugigen Maid mit diesem unschuldsvollen Blick, der für gewöhnlich bedeutet, dass das junge Mädchen gefährliche Geheimnisse vor den besorgten Eltern verbirgt. Ich sollte das wissen, denn schließlich war ich in meinen jüngeren Jahren manchmal so ein Geheimnis gewesen. Während Rhodope so tat, als wäre sie nur mit Augenschminke beschäftigt, hortete sie vermutlich ihr Kleidergeld für eine Flucht von zu Hause. Helena hatte herausgefunden, dass das völlig betörte Mädchen glaubte, der Entführer, der ihr Aufmerksamkeit geschenkt hatte, würde zurückkommen und sie finden, damit sie zusammen durchbrennen konnten.
    »Sein Name ist Theopompus. Anscheinend ist er sehr männlich, ungestüm und ein so wunderbarer Mensch.«
    »Ich wette, er stinkt aus dem Maul und hat bereits drei Frauen«, höhnte ich.
    »Wenn du das anführst«, erwiderte Helena traurig, »wird Rhodope dir gar nicht zuhören.«
    »Und wie hast du das liebeskranke Luder zum Reden gebracht?«
    »Ach …« Eine für sie gar nicht typische Unbestimmtheit überkam meine Liebste »Sie ist süß und vermutlich ziemlich einsam.« Das hätte Helena sein können, als ich sie

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