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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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abwechselnd schmollend aus dem Staub, oft wegen Ärger mit Frauen, immer wegen einer groß aufgeblasenen Beleidigung, die auf den anderen Bruder zurückging. Sie liebten es beide, großartige peinliche Pläne für ein neues Leben auszuhecken, verrückte Ideen wie Gladiator zu werden oder eine Tintenfischzucht zu betreiben. (Das war Fabius – ohne daran zu denken, dass er von Meeresfrüchten Ausschlag bekam.)
    »Keiner von beiden.« Papa ließ diese Bombe fallen und wartete auf mein Erstaunen.
    Ich schnappte nach Luft. »Doch nicht … der, von dem nie gesprochen wird?«
    Helena kam hinter mir herein. »Hallo, Geminus, das ist aber eine Überraschung.« Ironie war wirklich eine ihrer Stärken. »Über wen sprecht ihr, Marcus?«
    »Eine viel zu lange Geschichte!«, antworteten Papa und ich in seltener Übereinstimmung.
    Helena Justina lächelte und ließ unser Rätsel an sich abgleiten, da sie wusste, dass sie mir die Antwort später aus der Nase ziehen würde.
    Sie rollte sich anmutig auf der Liege neben meinem Vater zusammen und bediente sich von seinem tropfenden Imbiss. Er roch köstlich nach Safran. Papa konnte sich solchen Luxus leisten. Streifen grünen Gemüses baumelten aus dem Brotstück, das sie sich abgebrochen hatte. Helena wurde mit ihren langen, eleganten Fingern spielend damit fertig, während Papa seine nur aufsaugte wie eine begeisterte Amsel Stücke eines lebenden Wurms.
    »Geminus, da wir dich gerade bei uns haben …« Helena gelang es, das friedfertig klingen zu lassen, und doch warf ihr Papa einen scharfen Blick zu. »Kennst du einen Mann namens Damagoras?«
    Papa war der Einzige, den ich nicht danach gefragt hätte. Doch Helena betrachtete ihn als einen Mann mit nützlichen Kontakten. »Großer alter Brigant? Ich hab Sachen von ihm gekauft.«
    »Was für Sachen?«, bellte ich.
    »Normalerweise ziemlich gute.« Ziemlich bedeutete außergewöhnlich gute. Und normalerweise bedeutete immer.
    »Ist er Importeur?«
    Mein Vater lachte derb.
    »Du meinst, er verhökert gestohlene Waren?«
    »Oh, ich schätze, ja.« Mein Vater war Auktionator und Kunsthändler. Das Ausmaß seiner Gewinne signalisierte mir, dass er Waren zum Verkauf annahm, ohne sich viel um die Herkunft zu scheren. Rom war ein blühender Markt für Reproduktionen, und Papa war ein Meister darin, vorzugeben, er glaube wirklich, dass eine schamlose Kopie ein Original aus griechischem Marmor sei. In Wirklichkeit besaß er ein gutes Auge, und viele echte Statuen, die ihren ursprünglichen Besitzern abhandengekommen waren, müssen ebenfalls unter seinem Hammer gelandet sein.
    Ich erklärte, Damagoras habe mir erzählt, er sei zu alt, um seine Villa zu verlassen. Mein Vater erklärte mir wie dem kleinen Altargehilfen eines Priesters, dass böse Menschen manchmal lügen. Er betrachtete Damagoras als nach wie vor recht aktiv.
    »Aktiv worin, Papa?«
    »Oh, in dem, was er halt tut.«
    Helena spielte mit einer Olivenschüssel. Verärgert erkannte ich die Oliven. Es sah aus, als hätte Papa die Amphore mit den riesigen Colymbad-Königinnen geöffnet, die ich für eine spezielle Gelegenheit aufbewahrt hatte. Mein schamloser Vater würde jetzt große Schöpfkellen voll dieser saftigen grünen Kleinode mit nach Hause nehmen. Ich würde von Glück sagen können, wenn ich noch die Marinade vom Boden der Amphore auflecken konnte.
    »Geminus, wir glauben, dass Damagoras ein Pirat ist.« Helena sah meinen Vater streng an. Ihr gegenüber tat er immer so, als wäre er ein geläuterter Mensch. Er hatte recht, Menschen lügen. »Falls es noch Piraten gibt, heißt das.«
    »Er ist ein verdammter Kilikier«, gab mein Vater zurück. »Was braucht man sonst noch zu wissen?«
    »Du betrachtest alle Kilikier als Piraten?«
    »Was anderes kennen Kilikier doch nicht.«
    Und warum sollten sie sich davon abwenden, solange korrupte Auktionatoren in Rom ihren Plunder verhökerten? Ich verabscheute alles, wofür mein Vater stand, doch wenn er Informationen besaß, wollte ich sie haben. »Mir ist es zwar zuwider, deine Hilfe in Anspruch zu nehmen, Papa, aber könnten Damagoras oder seine engsten Mitarbeiter etwas mit einem Entführerring zu tun haben, der sich auf Portus zu konzentrieren scheint?«
    »Ach, das!«, rief mein Vater.

    Mag sein, dass er bluffte, doch mein Vater hatte schon immer das Ohr am Boden gehabt. Er sagte jetzt, er habe gehört, dass Leute gegen Lösegeld festgehalten worden wären, wenngleich er diese Entführungen nicht mit Damagoras in Verbindung

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