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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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gesehen habe.«
    »Ja, das Torhaus hat eine ideale Lage.« Petro hatte sich im Kopf rasch ein Bild davon gemacht. »Es ist nicht weit vom Fluss, wo sie sich die Opfer aus Portus schnappen. Gleichzeitig liegt es zentral, falls sie in Ostia zuschlagen, und eignet sich gut dafür, die Frauen nach der Lösegeldzahlung zurückzubringen.«
    »Ich hätte gedacht, unser damaliges Auftauchen hätte sie aus dem Haus verscheucht.«
    »Pullia könnte den anderen nie gestanden haben, was passiert ist. Und selbst wenn sie das getan hat, warum sollte die Bande einen guten Standort opfern, nachdem sie merkte, dass wir die Frau nicht in Verdacht hatten? Also können wir das Haus überwachen, bis sie das nächste Opfer anschleppen. Dann verhaften wir sie.«
    Wie immer, wenn ich eine saubere Verbindung hergestellt hatte, überkam mich das Bedürfnis, sie zu überprüfen. »Pullia und der Junge kommen aus einem Ort namens Soli. Erinnerst du dich, Maia hat das herausgefunden. Wissen wir, ob Soli in Kilikien liegt?«
    Helena Justina las so ruhig, dass wir sie ganz vergessen hatten. Jetzt blickte sie von ihrer Schriftrolle auf. »Ja«, sagte sie, als nähme sie bereits an unserem Gespräch teil, »Soli pflegte an der kilikischen Küste zu liegen.«
    »Pflegte?« Ich war skeptisch. »Was ist passiert? Hat die Stadt Flügel bekommen und ist in die Wolken hinaufgeschwebt? Klingt wie eine abstruse Metapher aus einer Athener Satire.«
    Petronius grinste – zu breit, wie ich fand. Ich war besser vertraut mit Helenas Nachforschungsfähigkeiten. Ich warf ihr einen Blick zu. Ihre dunklen Augen verrieten einen bescheidenen Triumph. Römische Matronen zeigen keine hämische Freude. Vor allem nicht ihrem Ehegespons, natürlich. »Ich habe eine Karte des Imperiums mitgebracht, Marcus.«
    »Selbstverständlich hast du das«, entgegnete ich. »Wir wollen ja vorbereitet sein, wenn eines unserer in der Entwicklung schon weit fortgeschrittenen Kinder aufgeweckte Fragen über abgelegene Provinzen zu stellen beginnt.«
    »Ich nehme an«, verspottete uns Petronius in ernstem Ton, »dass Julia Junilla Laeitana bereits alle Flüsse in Germanien aufsagen kann.«
    »In Germania Ulterior und Inferior«, versicherte ich ihm. »Rhenus und seine sämtlichen Zuflüsse, der Reihe nach, von Norden nach Süden.«
    »Sollte aber von Süden nach Norden sein, Falco. So, wie der Strom fließt, Mann.«
    »Ich weiß, aber ich habe die Karte verkehrt herum gehalten, als ich es ihr beibrachte. Wir arbeiten an Germania Libera, doch das kleine Schätzchen fürchtet sich vor ungezähmten Barbaren.« Julia war drei; sie hatte immer noch Schwierigkeiten, all ihre Namen herzusagen. Ich hatte mich bei der Namensgebung meiner Erstgeborenen ziemlich hinreißen lassen.
    Helena wartete ruhig, bis Petro und ich mit den Frotzeleien fertig waren.
    »Ich glaube, das wird euch gefallen, denn es passt zu euren Theorien. Soli wurde vor hundert Jahren offiziell umbenannt.« Sie hob die rechte Hand, eine typische Geste, und die Armreifen, die sie am Unterarm trug, klirrten gegeneinander, als sie ihr Handgelenk drehte, ohne sich der Bewegung bewusst zu sein. »Soli, ihr zwei verrückten Narren, heißt jetzt Pompeiopolis. Tja, Marcus, kommt dort nicht auch dein alter Pirat her?«
    Wir verdauten das Gesagte und spendeten ihr dann liebenswürdig Beifall. Helena hatte uns gerade die erste Verbindung zwischen den Entführern und Damagoras geliefert.

    Beflügelt nahmen Petronius und ich uns vor, das Torhaus abwechselnd zu überwachen.
    »Du musst vorsichtig sein«, warnte ich ihn. »Was ist, wenn diese Gruppe aus Soli dich bereits bemerkt hat? Du wohnst nur zwei Türen entfernt und musst fast jeden Tag an ihrem Haus vorbeigeschlendert sein.«
    »Dann übernehme ich die Nachtwache«, bot er freiwillig an. Als Vater kleiner Kinder passte mir das gut. Ich konnte ihnen Gutenachtgeschichten erzählen, während sich Petro mit den Betrunkenen und den keifenden Bordsteinschwalben rumschlagen musste.

    Wir fingen sofort an und überwachten das Haus für den Rest der Woche.
    Lygon, ein entspannter Liebhaber kaltschnäuzigen Verhaltens, machte sich kaum die Mühe, seine schlampige Freundin zu besuchen, obwohl ich ihn einmal entdeckte, und Petro berichtete, ihn zwei Nächte später erneut gesehen zu haben. Pullia war immer da. Mein größtes Problem war, ihrem Sohn, dem siebenjährigen Zeno, aus dem Weg zu gehen. Er spielte gelangweilt auf der Straße. Er hatte kein Spielzeug, warf aber mit Steinen, starrte die

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