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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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ausgestorben. »Es ging doch ausschließlich darum, Freunde und Verwandte zu überzeugen, das Lösegeld zu zahlen, in dem Wissen, dass sie sicher sein konnten, die …«
    »Opfer«, schlug ich vor, als er innehielt.
    Damagoras lächelte, sprach das Wort aber nach wie vor nicht aus. »… würden ihnen zurückgegeben, lebend und unbeschadet.«
    »Frauen«, bemerkte ich. »Immer vertrackte Handelsgüter.«
    »Frauen lügen«, sagte er unumwunden. »Sie wollen glauben, sie hätten eine romantische Liebesaffäre gehabt. Das war wohlbekannt, Falco. Frauen bedeuteten Ärger. Die Entführungsexperten nahmen nie Frauen, wenn Männer verfügbar waren. Auf diese Weise vermieden sie unangenehme Konsequenzen.«
    »Bei dieser Sache hier sind die Opfer alle Frauen. Es ist eine ganz besondere Masche.«
    »Wahnsinn«, sagte Damagoras.
    »Vielleicht endet es wie der Fall des berühmtesten Entführungsopfers.«
    »Wer war das denn?«, wollte Damagoras wissen. Er linste mich argwöhnisch an, genau wie ein Mann, der glaubte, ich hätte sein Gewerbe beleidigt.
    »Julius Cäsar. Er versprach seinen Häschern, sobald das Lösegeld für ihn gezahlt sei, würde er zurückkommen und sie alle kreuzigen. Er hielt Wort.«
    »Ein nobler Gast«, bemerkte Damagoras. »Ein harter Mann, sehr knifflig, mit ihm Geschäfte zu machen.«
    Ich hatte ihn von dem Rhodope-Aspekt abgelenkt. Da aus ihm nichts mehr rauszuholen war, verließ ich ihn.

XXIX
    C ratidas’ Stammlokal war eine Taverne namens Aquarius. Ich hatte das Gefühl, dass er auch dort wohnte. Die Taverne lag an der Porta Fortuna, nicht weit vom Tiberufer und von meiner Wohnung entfernt, also machte ich nach meiner Rückkehr einen Abstecher dorthin. Ich erwartete eine mit Ungeziefer verseuchte Bruchbude, in der es tagsüber so dunkel war wie bei Nacht, und nachts unaussprechlich. Das Haus mit dem Namen des Wasserträgers im Tierkreis war jedoch ein großes Etablissement mit ansprechendem Äußeren und mehreren schattigen Innenhöfen. Man hatte zwar keinen Blick auf den Fluss, aber so zurückgesetzt von der Betriebsamkeit des Flussufers schien man mehr Ruhe zu haben.
    Passanten frequentierten die Thermopolien an zwei Seiten einer Ecke. Das Angebot dort war größer als bei den meisten und gut ausgestattet mit Flaschenregalen und Schüsseln. Die Düfte aus den in Marmortheken versenkten Töpfen waren weniger abstoßend als an vielen Ständen in Rom. Die Schankkellnerin war ordentlich und sauber, und sie sagte, ich könne gern durch den kurzen Flur in den Innenhof gehen. Hier saßen Touristen auf Bänken unter Pergolen und beglückwünschten sich dazu, ein so gutes Hotel direkt bei den Fähren nach Portus gefunden zu haben. Ein Geschäftsmann, der sich hier offensichtlich seit langem auskannte, kam auf seinem Weg zu einem obenliegenden Zimmer vorbei, angeführt von einem vierschrötigen Sklaven, der das Gepäck trug. Er war irgendein großes Tier und machte in Getreide; wir befanden uns in der Gegend der Getreidewaagen und der dazugehörigen Regierungsbüros.
    In dieser etwas unpassenden Umgebung fand ich Cratidas. Er sprach mit einem anderen Mann, vermutlich ein ihm in der kilikischen Hierarchie Untergebener. Sie saßen an einem Tisch unter einem Feigenbaum, wo sie sich in einer Weise ausgebreitet hatten, die darauf schließen ließ, dass dieser Hof ihr privates Büro war und die Touristen sich besser andere Plätze suchten. Die Touristen hatten kapiert. Vielleicht dachten sie, Cratidas sei der Besitzer des Aquarius. Nach allem, was ich wusste, konnte er das sogar sein.
    Vielleicht gingen ihm die Leute aber auch nur aus dem Weg, weil Cratidas etwas an sich hatte, das ihnen sagte, er sei gefährlich. Mir waren schon schlimmere Brutalos begegnet, sicherlich welche, die das offener zeigten, doch er hatte so ein gewisses Auftreten. Er war wie eine aufgezogene Feder. Ihm war anzusehen, dass er nur darauf wartete, an irgendwas Anstoß zu nehmen, und voraussetzte, er würde den Kampf gewinnen. Was vermutlich daran lag, dass er mit unlauteren Mitteln kämpfte. Doch sich über seine Methoden zu beschweren würde einem nicht viel helfen, nachdem er einem die Hand abgehackt oder einen geblendet hatte. Er hatte Narben, einschließlich einer langen von einem Messer, die vor Jahren in einer silbrigen Falte geheilt war und von der Augenbraue bis zum Kinn verlief. An einem Finger fehlte das oberste Glied.
    Sein Begleiter sah ziemlich vorzeigbar aus, bis er lachte. Da sah ich, dass er nur sehr wenige Zähne

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