Das Geheimnis des Scriptors
Dinge zu tun. Sie müssen geträumt haben, Falco.«
Ich wies mich zurecht und gab mir selbst eine Ohrfeige. »O ja, ich muss wohl ein paar Geistersoldaten gesehen haben, die vor Jahrzehnten von dem vergöttlichten Kaiser Claudius zurückgelassen wurden … Vergessen Sie, dass ich es erwähnt habe.«
Jetzt blickte Brunnus besorgt. Aber das würde nicht lange halten. Brunnus hatte einen aufregenden Nachmittag vor sich, er würde gemeinsame Einsatzpläne mit Marcus Rubella und Petronius Longus von der Vierten Kohorte aushecken.
In die Rolle des Außenseiters verwiesen, fand ich für mich etwas anderes zu tun. Wenn die Männer, von denen ich bedroht worden war, nichts mit den Vigiles zu tun hatten, dann stand es mir frei, sie herauszufordern. Die Vigiles waren der Öffentlichkeit rechenschaftspflichtig. Als Privatschnüffler brauchte ich niemandem Rechenschaft abzulegen, aber ich besaß ein soziales Gewissen. Das konnte ich durch Intellekt, Gerissenheit und, wenn nötig, durch Faustschläge verstärken. Ich marschierte los, um mir diese Schweinehunde vorzuknöpfen, war eindeutig auf Krawall gebürstet.
Alles umsonst.
Ich ging den Decumanus entlang bis zu der Stelle, an der ich das nachgemachte Wachlokal gesehen hatte. Gleichzeitig hielt ich die Augen nach dem haarsträubenden Streitwagen offen, den Theopompus fuhr. Es gab mir ein besseres Gefühl, nach ihm zu suchen, und Marcus Rubella konnte mich nicht daran hindern, meine Augen offen zu halten.
Der leere Laden nahe dem Tempel des Hercules war jetzt völlig verlassen. Die Hochstapler waren nicht mehr da. Sie hatten zusammengepackt und sich verkrümelt. Ich war erleichtert, dass Brunnus keine Ermittlungsmannschaft hergeschickt hatte, sonst hätte ich blöd dagestanden.
Aber die alten Brotkrusten lagen nach wie vor auf dem mit Unrat übersäten Boden, und Alkoholdünste hingen immer noch in der Luft. Genau wie der widerliche Geruch von Betrug. Die Betrüger waren hier gewesen. Jetzt hatten sie sich woandershin verzogen, beschissen neue Leute in einer neuen Lokalität. Irgendwann würde ich sie finden. Und beim nächsten Mal würde ich ihnen das Handwerk legen.
XXXII
Z urück auf dem Decumanus, überquerte ich ihn an der Gabelung zu einer Reihe heruntergekommener Fischstände auf der anderen Straßenseite. Heute bestand keine Chance, dass ich und die Meinen mit Maia und Petronius speisten. Sich gemeinsam mit Rubella gegen mich zu stellen war äußerst heuchlerisch. Die Vigiles mochten auf Privatermittler hinabschauen, aber wenn es ihnen in den Kram passte, waren wir gut genug, ihnen bei ihrer Aufklärungsrate zu helfen. Petronius Longus wusste das verdammt gut.
Er konnte mich mal. Ich würde etwas besorgen und meiner Brut selbst ein Abendessen kochen. Es war schon ein paar Tage her, seit wir die Meeräsche meiner Mutter genossen hatten. Mir war nach gebratenen Sardinen. Das war eines meiner Lieblingsgerichte und selbst in einer Wohnung mit eingeschränkten Kochmöglichkeiten leicht zuzubereiten. Damals in meiner vergammelten Junggesellenbude an der Brunnenpromenade hatte ich dauernd Sardinen gegessen.
Den Stand, für den ich mich entschied, gab es hier schon seit einem Jahrhundert. Sicherlich würde bald ein Kaiser, der gut dastehen wollte, neue Ladenlokale mit geschickteren Fischtanks und großen Marmortresen zur Verfügung stellen. Bis dahin nahmen sie den Fisch auf einem Holztisch aus, der jeden Abend abgeschrubbt wurde. Die Ware war frisch und der Standbesitzer freundlich. Ich fragte ihn, ob er die Tante des Scriptors gekannt hatte.
»Oh, Vestina war eine Stammkundin, bis sie zu klapprig wurde. Danach schickte sie ihr Dienstmädchen, außer ihr Besucher war da. Er half ihr dann, selber herzukommen.«
»Ihr Neffe? Diocles?«
Eine Frau erschien aus den beengten Wohnräumen hinter dem Laden. Ältlich und neugierig, wurde sie mir als die Mutter des Fischhändlers vorgestellt. Das war keine Überraschung. Sie hatten beide die gleichen platten Nasen. »Das war eine schreckliche Nacht«, sagte sie und bezog sich damit eindeutig auf das Feuer.
»Können Sie mir davon erzählen? Wie ich hörte, gab es Probleme, Hilfe zu bekommen.«
»Natürlich gab es die. Wir alle hassen Feuer.«
»War es zu weit, die Vigiles zu holen?«
»Oh, viel zu weit. Die Leute hier aus der Gegend würden sich nie an die wenden«, sagte ihr Sohn, womit er das Misstrauen der Ostianer gegen die Männer aus Rom verriet.
»An wen wenden Sie sich dann? An die Korporation der
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