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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Auge für ein Sträußchen Dill. Sie waren sehr aufgeräumt, als sie beladen zurückkamen, da es vermutlich das erste Mal seit Jahren war, dass sie zusammen losgezogen waren.
    Sie kicherten sogar dermaßen, dass ich mich fragte, ob sie unterwegs nicht kurz im Aquarius für einen Becher Würzwein haltgemacht hatten. Es sei mir fern, im Atem meiner Schwiegermutter nach Zimt oder auch Stärkerem zu schnüffeln. Für einen Mann im Rang eines Ritters ist es wahrscheinlich Hochverrat, die Meinung zu äußern, eine Senatorenfrau hätte an einem öffentlichen Ort Alkoholisches zu sich genommen. Ich hätte vermutlich Prügel bezogen – und ich wusste, dass besäuselte Frauen jedes Gefühl dafür verlieren, wie hart sie zuschlagen. Ich erinnerte mich, wie Maia als junges Mädchen hysterisch kreischend von einem Abend voller Spaß beim Bestattungsverein der Weberinnen heimkam.
    Als ich Helena und Julia Justa davon erzählte, löste das so viel Heiterkeit aus, dass ich mir wegen des Würzweins sicher war.
    Es war ein sehr warmer Abend. Zu Hause in Rom mochten die Camilli zurückhaltend wirken im Vergleich zu ihren imposanten Kollegen, aber sobald sie ihr Stadthaus zu einer Landpartie verließen, wussten sie genau, wie man sich in ein ländliches Fest stürzt. Wir hätten bei der Olivenernte sein können. Wir waren laut, wir aßen herzhaft, wir lachten und plauderten, bis es so dunkel wurde, dass wir Öllampen anzünden und Insekten verscheuchen mussten. Die Kinder wuselten herum. Nux schnüffelte an den Beinen aller und konnte gar nicht genug bekommen. Zuerst nervös, dann aber fröhlicher, als ich sie je gesehen hatte, verteilte Albia Schalen und Löffel. Aulus holte Wasser aus dem Brunnen. Quintus öffnete die Amphore, die es irgendwie in den Gepäckkasten auf dem Wagen des Senators geschafft hatte, ohne dass Julia Justa erfuhr, warum so wenig Platz für ihre Habe vorhanden war.
    Der Senator saß mitten zwischen allem und sah aus, als wünschte er, sich in einem sonnigen Weingarten zur Ruhe setzen zu können.
    »Klassisch«, sagte ich und gab ihm einen Teller mit Garnelen, die er für Julia und Favonia schälen sollte. Er war ein hingebungsvoller Großvater. Wie so viele, hatte er vermutlich mehr Freude an der jüngeren Generation, als er es sich bei seinen eigenen Kindern gestattet hatte. »Du bist ein traditioneller Römer, widmest dich aus Pflichtgefühl der Stadtpolitik, während du dich nach dem einfachen Leben sehnst, als unsere Vorfahren noch robuste Bauern waren.«
    »Und wenn sie Bauern geblieben wären, Marcus, wären wir alle Pächter unter dem Daumen einer sabinischen Elite!«
    »Würden wie die Tiere schuften, um unseren herzlosen Herren die Pacht zu zahlen.«
    »Ich dachte, du wärst Republikaner, Junge.«
    Ich fragte mich, wer ihm das erzählt hatte. »Es ist leicht, Republikaner zu sein, wenn man in einem blühenden Imperium lebt«, gab ich zu. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich so scharf auf die harte alte Zeit des Pflügens und Haferschleims wäre.«
    Decimus steckte eine geschälte Garnele in den Mund der kleinen Favonia, die auf einer Steinbank neben ihm saß und geduldig auf das nächste Bröckchen wartete. »Du bist verweichlicht«, sagte er grinsend. »Als ich dich kennenlernte, warst du so zynisch wie Diogenes, ein mürrischer Einzelgänger mit einer schwarzen Seele.«
    »Und jetzt bin ich seriös? Liegt am mildernden Einfluss deiner Tochter.« Auf der anderen Seite des Hofes schienen sich Helena und ihre edle Mutter beim Auspacken des Gemüses unter Lachanfällen mit Radieschen zu bewerfen. Der Senator und ich hielten es für das Beste, darüber hinwegzusehen. Männer mögen zu viel untypisches Benehmen nicht. Frauen sollten sich an die Regeln halten, die wir gelernt haben.
    »Jetzt bist du eher sensibel«, meinte Decimus. »Du tust immer noch Gutes für die Gesellschaft, aber du verübelst es dir nicht mehr. An einem Abend wie diesem, Marcus Didius, glaube ich, dass du es geschafft hast, glücklich mit dem Leben zu sein.«
    »Stimmt. Wie gesagt, dank Helena.« Ich zollte ihm stets Anerkennung dafür, wie er Helena erzogen hatte. Er war ein gerechter Mensch, doch insgeheim war Helena sein Liebling. Er mochte ihre rebellische Ader, ja, war vielleicht sogar stolz darauf. »Ich würde Favonia nichts mehr davon geben, bevor sie nicht ein bisschen Brot gegessen hat.«
    Favonia merkte, dass das Spiel aus war. Ohne jeden Dankesblick für ihren Großvater rutschte sie von der Bank. Sie tappte direkt

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