Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
hatte sie auch ihr herzhaftes Lachen wiedergefunden. Was sie unter Beweis stellte, als Roland seinem Übermut Luft machte, indem er quer über den Burghof spurtete, sich dann bückte und hastig eine Schneekugel formte. Mit einem teuflischen Grinsen holte er aus und zielte mit einem langen Wurf auf einen seiner Soldaten, der soeben die Kapelle verließ, und traf ihn am Hals. Als der Mann erkannte, wer für den eiskalten Schreck verantwortlich war, ließ er sich nicht lange bitten und lieferte Roland die erwartete Revanche. Im Nu war eine rasante Schneeballschlacht im Gange, an der sich vorwiegend Söldner und Knechte beteiligten und die Margaretha mit einem Kopfschütteln kommentierte.
„Männer!“, entfuhr es ihr spöttisch. Doch dann musste auch sie lachen, als eines der eisigen Geschosse Gero mitten im Gesicht traf und er augenblicklich auf grimmige Rache sann, nachdem er Roland als Schützen ausgemacht hatte. Er löste sich von den Frauen und rannte auf einen Schneehaufen zu. Inzwischen hatten sich zwei Parteien gebildet. Gero entschied sich für die Gegenseite und begann, Roland und seine Helfershelfer mit einem Dauerbeschuss zu malträtieren.
„Komm, wir sollten uns in Sicherheit bringen“, gab Margaretha Elisabeth zu verstehen und fasste sie an der Hand, um sie schnellstens ins Haus zu bugsieren.
Roland warf indessen die Arme hoch und kapitulierte, nachdem Gero ihn mehrmals hart getroffen hatte, mit dem Schwenken seines weißen Halstuches. Er schüttelte lachend seine dunkle Mähne und strich sich die Eiskristalle aus dem Bart, als Gero ihm bedeutete, dass er ebenfalls aufgeben wollte und er sich ihm gefahrlos nähern durfte. Beide Männer schlugen sich vor den übrigen Mitstreitern versöhnlich auf die Schulter.
„Nicht schlecht, nicht schlecht“, konstatierte der Burgvogt Geros Treffsicherheit.
Doch Geros Blick lag auf den Zinnen, von wo aus einige schwer bewaffnete Recken grinsend zu ihnen herunterwinkten. Ein Wunder, dass die Kerle so gut gelaunt waren, wo sie doch auch seinetwegen dort oben in der Kälte Wache schieben mussten.
„Na, was denkst du?“, fragte ihn Roland, als er seinen Blicken über den mit Fackeln und Feuerkörben illuminierten Burghof folgte.
„Hat dein Vater den Arsch in der Hose, uns mit seinen Truppen im neuen Jahr anzugreifen, oder wird er den Schwanz einziehen?“
„Was ist, wenn er gar keinen hat“, spöttelte Gero und hob seine Brauen.
„Keinen Schwanz?“, dröhnte Roland vergnügt. „Und wie kommt es, dass du hier stehst? Ist deine Mutter die Jungfrau Maria?“
Gero musste nun auch grinsen, obwohl ihm nicht nach Lachen zumute war. Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, wenn es zu einem Angriff käme. Dann hätte er die Möglichkeit wahrgenommen, den Alten im Zweikampf zu töten. Ausgerechnet mit dem neuen Anderthalbhänder, den der ihm selbst zur Schwertleite übergeben hatte. Er hasste seinen Vater trotz dieser unglaublich kostbaren Gabe. Abgrundtief und von Tag zu Tag mehr.
Später in der Nacht, als Gero nach ein paar Humpen Bier zu viel in die Kammer schlich, wo er zusammen mit Lissy schlief, war sein Zorn auf den Vater noch weiter gewachsen. In Gedanken rüstete er bereits ein Heer, das den Alten von seiner Burg fegen würde. Selbst sein Bruder würde ihn nicht aufhalten können, Rache zu üben.
Während er sich seiner Bruche entledigte und im spärlichen Schein des glimmenden Kaminfeuers vollkommen nackt zu Lissy unter die Decke schlüpfte, versuchte Gero seinen Groll zu beschwichtigen, um zur Ruhe zu kommen. Schließlich wollte er seine Liebste nicht wecken.
Ihr Atem ging gleichmäßig. Seine Hand kroch vorsichtig zu ihrer Leibesrundung. Lissys seidenes Nachthemd war hochgerutscht, was seiner Absicht, voll Wonne über ihre bloße Wölbung zu streicheln, entgegenkam. Noch im Schlaf rückte sie sich ein wenig zurecht, und dann spürte er plötzlich eine mächtige Bewegung in ihrem Innern, die ihren gesamten Leib zum Erzittern brachte und ihn regelrecht zurückschrecken ließ. Der Kleine würde ein guter Kämpfer werden, dachte er stolz. Bereits im Mutterleib verfügte er über erstaunliche Kräfte.
„Wa… was ist?“ Elisabeth, die von seiner Berührung oder der Erschütterung unvermittelt erwacht war, klang erschrocken.
„Nichts, meine Liebste. Ich habe nur ein bisschen zu lange mit Roland Schach gespielt und dabei ein wenig zu tief in den Becher geschaut, weil dieser Mistkerl dauernd gewonnen hat“, flüsterte Gero sanft und streckte seine
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