Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
Gleichgestellten durchsetzen willst . Das hatte sein Vater ihm bereits mit fünf Jahren eingebläut, während er ihm das erste Übungsschwert in die Hand gedrückt hatte. Unter Männern ist es wie in einem Wolfsrudel, war seine Losung, nur der Anführer hat das Sagen, und auch das nur, solange er keine Schwäche zeigt. Wie sehr sein alter Herr diese Weisheit für sich selbst verinnerlicht hatte, stellte er eindrucksvoll mit seinem kompromisslosen Verhalten unter Beweis.
Wobei Gero sich beim Anblick seiner Tante korrigieren musste – die nach außen hin graziös erscheinende Gräfin war ohne Zweifel ähnlich kompromisslos wie sein Vater. Das hatte sie nicht nur in den vielen zähen Verhandlungen mit den Herren von Lichtenberg und Herzog Friedrich III. von Lothringen bewiesen. Damals hatte sie sich in einem diplomatischen Balanceakt mit ihren Lehensnehmern auf die Seite des Herzogs gestellt und damit einen Krieg um ihren Besitz im letzten Moment verhindert. Und dabei schien es sie nicht zu interessieren, dass Friedrich III. kurz zuvor von Papst Clemens IV. exkommuniziert worden war, wegen einer Fehde gegen den Bischof von Metz. Einem Mann, der ebenfalls zum Haus Lichtenberg gehörte und damit ein angeheirateter Verwandter ihres verstorbenen Mannes war.
„Meine Schwester hatte schon immer ein untrügliches Gespür für mächtige Männer“, hatte Geros Mutter nach dieser Geschichte leicht spöttisch bemerkt. Wenn es ihr und ihren Schutzbefohlenen jedoch Vorteile brachte, war dagegen aus Geros Sicht überhaupt nichts einzuwenden. Und so wie es aussah, war sie durchaus bereit, ihre Qualitäten auch für ihren Neffen und seine junge Frau einzusetzen.
Vielleicht war Lissy mit ihren siebzehn Jahren noch zu jung, um die politische Dimension zu erkennen, die seine Ernennung zum Grafen bedeuten würde. Aber ganz gleich, ob sie verstand, mit welchem Glück sie gesegnet waren, wenn die Bemühungen der Gräfin Erfolg haben würden. Hauptsache, er war endlich frei, und das würde er sein, wenn der Herzog von Lothringen erst die Erlaubnis erteilt hatte, dass seine Tante ihn mit dem Lehen beerben durfte. Erst danach würden er und Elisabeth der Rache seines cholerischen Vaters entkommen.
„Und ich teile zukünftig mit einer Großmutter mein Bett“, scherzte Roland von Briey beiläufig und stieß ein Kichern aus. Wie ein großer wilder Bär tauchte der Burgvogt und Hauptmann der Schutztruppe von Waldenstein unvermittelt neben der Gräfin auf und nahm sie vor aller Augen lachend in die Arme. Sie zierte sich ein wenig, erst recht, als er sie herumwirbelte, bis sie mit ihren Fäusten auf seine riesige Brust trommelte und lautstark protestierte. Beschwichtigend stellte er sie wieder auf die Füße und grinste sie an. „So ist es doch, wenn Gero der Urkunde nach dein Sohn ist und bald selbst einen Nachkommen hat. Dann hast du ein Enkelkind. Ist dir das schon einmal in den Sinn gekommen?“
Roland liebte es, Margaretha zu necken, besonders, wenn sie ihn dafür mit gespielt finsteren Blicken strafte. Margaretha bewunderte ihn und konnte sich ein Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen. Roland von Briey war ein gestandenes Mannsbild im fortgeschrittenen Alter, der nicht nur die geschäftlichen Abläufe, sondern auch die militärischen auf Waldenstein koordinierte, was ihn für die Gräfin unverzichtbar machte. Dass er trotz seiner wirren dunklen Haare und des dichten struppigen Bartes für ihr Verständnis blendend aussah und dazu über ein akzeptables Benehmen verfügte, machte das Verhältnis zwischen ihnen noch reizvoller. Doch am wichtigsten war, dass sie ihm absolut vertrauen konnte, wie sie Gero einmal gestanden hatte.
Gero hoffte, dass seine Liebe zu Lissy genauso von Vertrauen und tiefer Liebe geprägt sein würde wie die von Margaretha und Roland, wenn sie, so Gott wollte, gemeinsam deren Alter erreichen würden.
Seine zukünftige Braut musste etwas Ähnliches gedacht haben, denn als sie noch mal zu ihm aufschaute, lächelte sie ihn von unten herauf mit ihren großen braunen Augen so strahlend an, dass es ihm den Atem nahm.
Er seufzte verliebt und legte seinen Arm um ihre schmalen Schultern, als sie alle gemeinsam durch die eiskalte Nacht in Richtung Haupthalle stapften. Seit Lissy wieder aß und an seiner Seite schlief, erholte sie sich zusehends von den Strapazen der vorangegangenen Monate.
Die Tatsache, dass sie ihre Schwangerschaft vor niemandem mehr verheimlichen musste, ließ sie befreiter erscheinen. Endlich
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