Das Geheimnis des Templers - Episode III: Die Templer (German Edition)
zurückkehrte. Und selbst wenn er etwas dergleichen erzählt hätte“, fuhr Gero schlechtgelaunt fort, „würde ich einen Teufel tun und es einem Plappermaul wie dir verraten.“
Fabius schnitt eine beleidigte Grimasse, aber seine Enttäuschung hielt nicht lange an. „Ich werde es schon noch herausfinden, wenn ich erst selbst ein Templer bin“, meinte er selbstbewusst. „Was denkst du?“, fragte er ungeniert weiter, als die ersten Fachwerkhäuser und die wiedererbaute Kathedrale Saint-Pierre-et-Saint-Paul mit ihren einzigartigen Glasfenstern in Sicht kamen. „Müssen wir bei der Aufnahme in den Orden den Arsch des Meisters küssen?“
„Wer hat dir das denn erzählt?“ Gero hob eine Braue und unterdrückte ein ungläubiges Kopfschütteln.
„Ein Kerl, den ich noch aus der Klosterschule kenne und der zu den Hospitalitern gegangen ist, meinte vor meiner Abreise, bei den Templern wäre so etwas durchaus üblich.“
„Und wozu sollte das gut sein?“, wollte Gero wissen.
„Keine Ahnung“, sinnierte Fabius, „aber solange der Arsch nicht stinkt, soll es mir egal sein. Für eine Aufnahme in den Orden würde ich alles tun.“
Kapitel IV
T royes war neben seinen Kirchen und der Kathedrale auch für den Handel mit wertvollen Stoffen, Wein und Gewürzen bekannt. Somit schien es nicht verwunderlich, dass die Hauptstadt der Champagne selbst im Winter längst nicht so ausgestorben wirkte wie andere Städte. Doch die Menschenmengen, die sich bei dieser feuchtkalten Witterung mit dicken Mänteln bekleidet durch die Straßen schoben, forderten ihren Tribut. Gero und Fabius kämpften sich mit ihren Rössern regelrecht durch die morastigen Gassen. Diese waren mit einer unappetitlichen Mischung aus Unrat, Tierkot und menschlichen Ausscheidungen bedeckt, die, obwohl es verboten war, einfach in die Gassen gekippt wurden.
Zur besseren Begehbarkeit hatte man das Pflaster mit Sand und Stroh ausgestreut, was aber die Sache nicht besser machte, sondern eher noch verschlimmerte.
Am Ordenshaus angekommen, staunten die beiden über den dort herrschenden Wohlstand, der sich an den soliden Gebäuden, der komfortablen Ausstattung und der guten Versorgung festmachen ließ. In Trier und in den anderen Häusern, die sie auf dem Weg hierher kennengelernt hatten, war es um einiges bescheidener zugegangen. Im Gegensatz zur Stadt war der Innenhof der Burg sauber gefegt, und kein einziger Pferdeapfel provozierte eine Schlitterpartie. Von der „ armen Ritterschaft Christi vom Salomonischen Tempel“, wie sich der Orden auch gerne nannte, war im Hauptquartier der Champagne nichts zu spüren. Die gute Organisation schlug sich indes auch in den lästigen Formalien nieder, die man ihnen abverlangte, bevor sie sich als weiße Ritter bewerben durften. Zügig wurden Gero und Fabius von einem Bruder der Verwaltung zum nächsten weitergereicht, während man sie in zahlreiche Listen eintrug. Als Erstes wurden sie als neu angekommene Bewerber für ein einjähriges Noviziat eingeschrieben, welches bei guter Führung im Bedarfsfall auf ein halbes Jahr verkürzt werden konnte. In Ermangelung von persönlich anwesenden Zeugen wurden sie aufgefordert, ihre gesiegelten Papiere vorzuzeigen, die für ihre adlige Herkunft und ihren zweifellosen Leumund garantierten. Andere Bewerber waren mit ihren Vätern, Müttern oder erwachsenen Brüdern erschienen, die für sie bürgten.
Nachdem Gero und Fabius ihre Pferde im eigens eingerichteten Stall für Gäste abgegeben hatten, brachte man sie ins Refektorium, wo sie etwas zu essen und zu trinken bekamen und ihnen anschließend eine Schlafstatt für die Nacht zugewiesen wurde.
Das Dormitorium für Reisende bot mit sechzig Betten genug Platz für sämtliche Neuankömmlinge. Das Dormitorium der Templerbrüder würde ihnen erst zugänglich sein, wenn sie in den Orden aufgenommen waren. Doch die meisten in Troyes stationierten Brüder befanden sich ohnehin im Königreich Zypern, wie ihnen ein Ordensbruder, den man ihnen als Begleitung zugeteilt hatte, nach dem Mittagessen berichtete. Fabius triumphierte leise, als er erfuhr, dass die Templer seit gut einem Jahr an der Seite von Aimery von Tyros in Armenien und an Syriens Küsten gegen die Heiden kämpften. Wobei Aimery niemand Geringes war als der Bruder und Heerführer des amtierenden Königs von Zypern und Jerusalem, Heinrich II. von Lusignan.
In Windeseile hatte sich unter den wartenden Templer-Anwärtern herumgesprochen, dass man im Heiligen Land eine Armee
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