Das Geheimnis des Templers - Episode III: Die Templer (German Edition)
zu hören und das Schlagen diverser Holztüren oder Deckel.
Im Abstand von fünf Fuß schlichen sie in den menschenleeren Flur. Dabei zeigte Fabius nicht die geringste Angst, ja, er zog es sogar vor, das Gebäude als Erster zu betreten. Als sich niemand zeigte, rief er laut: „Wer da?“
Im gleichen Moment stürmten vier bis an die Zähne bewaffnete Männer aus einem angrenzenden Raum heraus und versuchten, sie zu überrennen.
Fabius stellte dem Ersten ein Bein und hielt damit auch die anderen auf Abstand. An den ungepflegten Gesichtern ihrer Gegner konnte Gero leicht ablesen, dass es sich um Gesindel handelte. Die Art, wie sie kämpften, linkisch und ohne Regeln, erinnerte Gero an seine Auseinandersetzung mit den Raubrittern in der Nähe von Waldenstein. Doch das spornte ihn nur an, den Männern mit aller Härte entgegenzutreten. Fabius erwies sich überraschenderweise als ausnehmend guter Kampfgefährte, weil er keinerlei Hemmungen besaß, ebenso hinterlistig zurückzuschlagen. Es dauerte nicht lange, bis der erste Räuber mit einer blutenden Stichwunde zu Boden ging. Gero verletzte einen Zweiten am Arm und stach einem Dritten in den Oberschenkel, wobei sich die Länge und auch die doppelt geschliffene Spitze seines neuen Schwertes zum ersten Mal bewährten. Als die Räuber erkannten, dass sie es mit geübten Schwertkämpfern zu tun hatten, zogen sie es vor, ohne ihren toten Kameraden die Flucht zu ergreifen. Dabei stürmten sie durch den offenen Hinterausgang aufs freie Feld und rannten mit erhobenen Schwertern davon.
„Soll ich die Verfolgung aufnehmen und sie ihrer gerechten Strafe zuführen?“, fragte ihn Fabius, wobei der Eifer in seinen Augen keinen Zweifel darüber ließ, dass er es ernst meinte.
„Nein, lass sie laufen“, sagte Gero, „wir sollten lieber schauen, ob sich nicht noch mehr von denen im Haus befinden.“ Auf einen Wink machte er sich zusammen mit Fabius auf, die einzelnen Zimmer der Herberge zu inspizieren, um sicherzustellen, dass sich nicht noch weitere Halunken in den übrigen Zimmern verschanzten.
Nebenbei entdeckten sie im Hinterhof einen toten Knecht, der offenbar versucht hatte, die Schurken mit einer Holzkeule zu vertreiben. Allem Anschein nach war er dabei einem der Räuber direkt ins Messer gelaufen. Die kaum erblühte Tochter des Hauses hatte sich in den Viehstall retten können. Gero entdeckte sie unter einem Misthaufen. Naserümpfend brachten er und Fabius das völlig verstörte Mädchen zurück ins Haus, wo es erst mal ein Bad nehmen musste.
In der Schankstube fanden sie den Hausherrn, der mit einer Beule am Kopf soeben aus seiner Ohnmacht erwachte.
Auf der Ofenbank hockten zwei augenscheinlich entehrte Schankmägde mit zerrissenen Gewändern, die nun lauthals den Verlust ihrer Jungfernschaft beklagten.
„Euch hat der Himmel geschickt, edle Herren“, rief der Wirt und streckte preisend die Hände zur Decke. „Ich stehe ewig in Eurer Schuld. Sagt mir, womit ich Euch belohnen kann, und ich werde es vollbringen.“
„Ein warmes Mittagessen wäre nicht schlecht“, antwortete Gero höflich. „Falls die Diebe noch etwas übriggelassen haben“, schob Fabius hinterher.
Dass sie genug hinterlassen hatten, um eine anständige Suppe zuzubereiten, bewies der Eintopf, der nur eine Stunde später auf dem Tisch stand. In der Zwischenzeit hatten Gero und Fabius den getöteten Räuber vom Haus aufs freie Feld geschafft, wo ihn entweder seine geflüchteten Komplizen oder die Wölfe entsorgen konnten, die zu dieser Jahreszeit gerne bis an die Häuser der Menschen kamen. Den gemeuchelten Knecht hatten sie in der Scheune aufgebahrt, auf dass er bis zu seinem christlichen Begräbnis gekühlt blieb.
Bei einer Schüssel heißer Suppe entspannten sie sich anschließend in der Gaststube. Die Mägde hatten sich unterdessen umgezogen und sich anscheinend halbwegs beruhigt. Als der Tisch abgeräumt war und der Wirt einen zweiten Krug Wein aus dem Keller holte, sah Gero die Gelegenheit gekommen, seinem Begleiter ein paar Fragen zu stellen.
„Um ehrlich zu sein, du hast mich überrascht“, begann er und schaute Fabius direkt in die braunen Augen. „Mit dem Schwert bist du mindestens so flink wie mit deinem Mundwerk, mein Freund“, lobte er seinen geschwätzigen Begleiter. „Ein solches Geschick hätte ich dir gar nicht zugetraut. Wo hast du so zu kämpfen gelernt?“
„Ich hatte einen guten Lehrer“, erwiderte Fabius und senkte bescheiden den Blick. „Also denkst du auch, dass
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