Das Geheimnis des Templers - Episode III: Die Templer (German Edition)
brummte Gero unwillig und zog sich die Decke bis ans Kinn.
„Es tut mir aufrichtig leid, wenn ich dir heute Nachmittag wie auch immer zu nahe getreten bin. Ich verspreche dir, ich werde in Zukunft vorsichtiger sein.“
„Schon gut“, murmelte Gero und drehte sich in eine passende Schlafposition. „Gute Nacht.“
„Gute Nacht“, erwiderte Fabius und schien versucht zu sein, noch etwas hinzuzufügen, doch Gero imitierte ein leises Schnarchgeräusch, und so ließ er davon ab.
Nach Troyes ist es nun nicht mehr weit, dachte Gero im Halbschlaf. Wenn sie am nächsten Morgen aufbrachen, würden sie am frühen Nachmittag in der Hauptstadt der Grafschaft Champagne eintreffen und dann würde sich herausstellen, wie das Schicksal weiter mit ihnen verfuhr.
Am nächsten Morgen schien die Sonne warm auf den dahinschmelzenden Schnee. Die Vögel zwitscherten als zuverlässige Vorboten des Frühlings, und die Welt hätte so schön sein können, wenn für Gero nicht wie jeden Morgen ein düsterer Schatten darauf gefallen wäre. Im ersten Moment dachte er meist, dass Lissy ihn gleich umarmen würde und Harko zu ihnen aufs Bett gesprungen käme, doch spätestens wenn er die Lider öffnete, empfing ihn nur noch eisige Kälte.
Fabius war so klug, seinen traurigen Gesichtsausdruck und das Ächzen, mit dem er sich aus dem Bett hievte, als habe er einen zentnerschweren Mühlstein auf den Schultern, nicht zu hinterfragen.
Wortlos nahmen sie nach der heiligen Messe das Frühessen ein und machten sich danach auf zum vorerst letzten Abschnitt ihrer Reise.
Vorbei an Weinbergen und brachliegenden Weizenfeldern, ritten Fabius und er im Gleichschritt nebeneinanderher. Zielstrebig lenkte Gero seinen schwarzen Hengst über die kalkhellen Straßen Richtung Troyes, das als Wallfahrtsort in einer Talsenke versteckt auf seine gläubigen Besucher wartete. „Es dauert nicht mehr lange, und wir sind da“, brach Gero das ungewohnte Schweigen, das nicht erst seit dem Aufbruch in Thors zwischen ihm und Fabius herrschte.
„Woher kennst du dich hier in der Gegend so gut aus?“, fragte Fabius, während Gero auf die trutzige Ordensburg mit den vier mächtigen Rundtürmen und einer angrenzenden Kapelle deutete.
„Ich war in meiner Jugend einmal mit meinem Vater in der Templerburg. Kurz nachdem er aus Akko zurückgekehrt ist. Er hat damals ehemalige Kriegskameraden im Ordenshaus besucht und hätte mich wohl am liebsten gleich dort gelassen. Aber das war Gott sei Dank nicht möglich, weil sie damals keine Knaben aufgenommen haben.“
„Dein Vater war in Akko?“ Da war sie wieder, Fabius’ lästige Neugier und der dazugehörige Glanz in seinen Augen. „Sag bloß, er hat den Angriff der Mameluken überlebt? Hat er irgendwas erzählt? Es heißt, dass die Templer ein wichtiges Geheimnis aus der Stadt gerettet haben.
Hast du vielleicht eine Ahnung, was es war? Ich vermute ja, es handelte sich um den Heiligen Gral. Jeder weiß, dass die Templer ihn besitzen und vor den Augen der Welt an einem geheimen Ort verstecken.“
„Das ist nichts weiter als Wirtshausgeschwätz“, brummte Gero, der weiß Gott keine Lust hatte, sich auf eine solch hanebüchene Diskussion einzulassen. „Jeder weiß doch, dass Chrétien de Troyes den Gral vor knapp einhundertfünfzig Jahren nur erfunden hat, um Gräfin Marie de Champagne mit seinen literarischen Werken zu imponieren.“
Gero grinste, in der Hoffnung, dass sein Gefährte nun endlich Ruhe geben würde. Doch Fabius ließ nicht locker.
„Könnte es nicht sein, dass an der Geschichte von Chrétien doch was Wahres dran ist? Immerhin heißt es auch, der Templermeister Bertrand de Blanchefort habe im Jahre des Herrn 1156 ein Geheimnis aus dem Heiligen Land mitgebracht. Vielleicht hat dein Vater da irgendwas erzählt. Schließlich war die ‚Faucon‘ das letzte Templerschiff, das den Hafen von Akko nach dem Angriff der Mameluken noch rechtzeitig verlassen konnte.“
„Nein, er hat nichts dergleichen erwähnt“, sagte Gero so ruhig wie möglich. Schmerzlich erinnerte er sich an eine Unterhaltung mit Lissy, die ihm von dieser merkwürdigen Tasche erzählt hatte, die offenbar so wertvoll gewesen war, dass deren Rettung mehrere Menschen das Leben gekostet hatte und seinen Vater die rechte Hand. Sämtliche Überlebenden des blutigen Schauspiels waren anschließend an Bord dieses Schiffes gegangen. Aber das würde er gegenüber Fabius nicht zum Besten geben. „Mein Vater hatte andere Sorgen, als er aus Akko
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