Das Geheimnis des Templers - Episode III: Die Templer (German Edition)
farblichen Unterschied zwischen Iris und Pupille erkennen konnte. Fabius stieß Gero mit dem Fuß an und deutete unmerklich auf die riesige Waffe, die neben dem Bett des Schotten lag und sogar noch beeindruckender war als Geros Anderthalbhänder.
„Wo genau kommst du her, und was ist das für eine furchterregende Waffe?“, versuchte Gero das Gespräch in Gang zu halten, während Struan sich schnaubend auf dem Bett niederließ, um anschließend resigniert dessen Länge abzuschätzen.
Fabius war dicht hinter Gero stehen geblieben, als ob er gegen den vermeintlich Wilden einen Schutzschild benötigte, falls der neue Nachbar ausfallend werden würde, und so starrten vier Augen in ein einziges schwarzes Augenpaar.
„Alba“, antwortete der Mann, was sich in etwa so anhörte wie Allepa.
„Kenne ich nicht“, erwiderte Fabius ehrlich. „Bist du des Französischen mächtig?“
„Tant bien que mal – so gut es geht“, erwiderte der andere mit einem starken Akzent. „Oder sprecht ihr Englisch?“ Aber selbst sein Englisch war kaum zu verstehen.
„Ein wenig“, entgegnete Gero und grinste. „Das heißt, du stammst doch aus England?“
„Schottland“, raunte er, was sich eher anhörte wie ein Knurren, und bestätigte damit Geros Vermutung über die Herkunft des Mannes.
„In Schottland schmiedet man allem Anschein nach vortreffliche Schwerter“, bemerkte Fabius und bückte sich nach dem stählernen Monstrum, das beinahe so lang war wie er selbst.
Der Schotte war jedoch schneller und trat auf den Griff, bevor Fabius es aufheben konnte. „Das ist ein Claidheamh mòr, ein schottisches Langschwert, und nur was für Könner“, erklärte er dem verblüfften Luxemburger mit kaum verständlicher Stimme. Dabei richtete er sich zu voller Größe auf und schaute auf Fabius hinunter, als wäre dieser ein Kind. Was vom Größenverhältnis her durchaus hätte hinkommen können, da Struan sogar noch größer war als Gero. Von der Breite seiner Schultern ganz zu schweigen.
Fabius zog sich verlegen zurück und hob entwaffnend die Hände.
„Tut mir leid, ich wollte dich nicht verärgern.“
Der Schotte antwortete nicht, sondern bannte ihn regelrecht mit seinen finsteren Blicken, bis Fabius es vorzog, sich auf sein Lager zurückzuziehen. Offenbar hatte der Schotte nicht die geringste Lust auf eine weitere Konversation und beschäftigte sich lieber damit, eine geeignete Position in dem viel zu kurzen Bett zu finden, um halbwegs gut schlafen zu können.
Gero begab sich ebenfalls zur Ruhe, und inzwischen reichte ein strenger Blick zu Fabius aus, damit der sich an das nächtliche Schweigegebot hielt.
In der Nacht träumte Gero von Lissy, wie er sie liebte und wie er sie festhalten wollte und sie ihm schließlich entglitt. Am Morgen hatte er einen Kloß im Hals, als ob er geweint hätte. Was, so hoffte er beim Anblick seiner Mitstreiter, die auf den Weckruf des Templerbruders überwiegend mit einem verhaltenen Murren reagierten, niemand gehört hatte.
Hastig schnappte er sich eins von den Leinentüchern, die sie neben der Bettwäsche empfangen hatten, und begab sich zusammen mit einem Schwarm von Gleichgesinnten in die eiskalten Waschräume, wo er mit Wasser und Seife seiner morgendlichen Übellaunigkeit zu Leibe rücken wollte.
Kapitel V
M änner! Gott sei mit euch!“, empfing sie der amtierende Templer-Kommandeur der Champagne, Bruder Raoul de Gisy, nach der Messe und dem Frühessen im weitläufigen Innenhof der Ordensburg. Seine befehlsgewohnte Stimme und sein Äußeres ließen nicht eben auf einen nachgiebigen Charakter schließen. Er hatte kurzgeschorenes, graubraunes Haar und einen ebensolchen Bart. Trotz seiner breiten Schultern war er recht hager. Mit sichtbarem Stolz trug er jenen legendären weißen Mantel, der wie ein schwerer Umhang gearbeitet war und zusammen mit dem blutroten Croix Pattée auf der linken Seite des Herzens aus einem gewöhnlichen Ordensbruder erst einen Tempelritter auf Lebenszeit machte. Seine braunen, eng zusammenstehenden Augen inspizierten kritisch die Gruppe von Neuankömmlingen aus aller Herren Länder, die an diesem Tag offiziell um Aufnahme als Novizen in den Orden baten. Erst wenn sie die Probezeit bestanden hatten, würde man ihnen das Ordenskleid auf Lebenszeit verleihen. Auf Anordnung des Hauskomturs von Troyes, Bruder Peter Teal, seines Zeichens Sergeant und noch nicht lange gewählt, hatte die gesamte Meute in Reihen zu je zehn Männern Aufstellung genommen.
Von einer
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