Das Geheimnis des Templers - Episode III: Die Templer (German Edition)
interessiert.
„Wie bist du in dieses Haus gekommen? Du siehst mir nicht aus wie eine, die das nötig gehabt hätte. Mit deiner Schönheit könntest du ebenso einen Mann finden, der dich heiratet.“
„Mein Vater war ein Templer und ist in Akko gefallen“, erklärte sie und legte Tuch und Spiegel zur Seite. „Meine Mutter war eine Sarazenenfrau und die Leibeigene eines Emirs, als sie sich kennenlernten. Mein Vater hat sie entführt und zum Christentum bekehrt und dafür gesorgt, dass der Orden sie als Wäscherin eingestellt hat. Heiraten konnten sie nicht, weil er als Ordensritter ein Gelübde abgelegt hatte. Aber das hat sie nicht davon abgehalten, gemeinsam mehrere Kinder zu zeugen.
Schon als kleines Mädchen habe ich meine Mutter zur Arbeit begleitet und ihr geholfen. Wir haben die Wäsche der Ordensbrüder gewaschen, in der Küche gearbeitet, geputzt. Was Frauen im Auftrag des Tempels eben so tun. Später hatte ich einen Liebhaber, auch er war ein Templer und ist vor ein paar Jahren im Krieg gegen die Türken in Armenien gefallen. Wir hatten ein Kind, es ist während seiner Abwesenheit am Fieber gestorben.“
Einen Moment hielt sie inne, und Gero sah die Trauer in ihren Augen, die er selbst nur zu gut kannte.
„Das tut mir leid“, murmelte er mitfühlend. „War das der Grund, warum du den Orden verlassen hast?“
Sie nickte leise. „Nachdem Raimond gestorben war, habe ich den Orden regelrecht gehasst. Er hat mir alles genommen, was mir je etwas bedeutet hat. Meinen Vater, meinen Mann, und als meine Mutter starb, sah ich keinen Grund, länger dort zu bleiben. Ich wollte weg, wollte vergessen. Dann traf ich Mafalda, und sie hat mir eine Stelle in ihrer Villa angeboten.“
Warda lächelte zurückhaltend. „Dass mir ausgerechnet hier so viele Ordensritter über den Weg laufen würden, hätte ich kaum vermutet. Inzwischen ist es beinahe wie in einer Familie.“
„Mit dem Unterschied, dass man mit seinen Brüdern nicht schläft“, antwortete Gero zweideutig.
Warda lachte erneut, glockenhell und sympathisch. „Nein, da hast du recht. Aber vielleicht bin ich ja ganz froh, dass Kerle von deinem Format keine leiblichen Brüder sind, sondern nur der Bezeichnung nach.“
„Warum müssen meine Kameraden hier nichts bezahlen?“, fragte er ziemlich direkt. „Ich meine, so naiv kann doch niemand sein, dass er glaubt, ein Mädchen gibt sich aus reiner Gefälligkeit hin.“
„Erwischt“, sagte Warda und lächelte verschwörerisch. „Die Villa steht auf Land, das dem Templerorden gehört, und der hat dem Gasthaus, warum auch immer, die Steuern erlassen. Da der Orden durch den Papst beim König steuerbefreit ist, entfällt zudem jegliche Steuer ans Königshaus. Mafalda ist der Meinung, dass wir eine solche Großzügigkeit mit gleicher Münze belohnen sollten. Deshalb müssen die Männer des Tempels nichts zahlen. Weder für den Wein noch für sonstige Gefälligkeiten, wenn du verstehst, was ich meine.“
„Heißt das, es gibt noch weit mehr Ordensritter, die regelmäßig hierherkommen?“, fragte Gero verblüfft.
„Wir bedienen eine Menge Männer, von denen du es nicht denken würdest. Aber darüber muss ich Stillschweigen bewahren“, erklärte sie und wurde plötzlich ernst. „Es ist ein ehernes Gesetz unseres Standes, keine Namen und Details auszuplaudern. Nur so viel: Ich erfahre genug, um zu wissen, dass die beiden wichtigsten Orden auf dieser Insel beileibe keine Orte der Glückseligkeit sind. Im Gegenteil, ich muss dich warnen. Wenn du unbedingt sterben willst, bleib. Wenn du leben willst, nimm deine Beine in die Hand und renn davon, so schnell du kannst.“
„Wie meinst du das?“, fragte er und sah sie aus schmalen Lidern an.
„Ich habe schon mehr gesagt, als ich sollte“, erwiderte sie hastig und senkte den Blick. „Vergiss es.“
Warda biss sich auf die Zunge, bevor sie Einzelheiten verriet, die nicht gut für sie waren. Mafalda warnte sie stets davor, etwas von dem auszuplaudern, was sie von ihren liebestrunkenen Freiern erfahren hatte. Obwohl sie selbst darauf bestand, dass die Mädchen ihr regelmäßig Bericht erstatteten.
Wahrscheinlich wusste sie mehr über die Absichten des Ordens und die seiner Feinde als die Templer selbst. In diesem Haus gingen eine Menge bedeutender Männer ein und aus, deren Zungen sich lockerten, sobald sie im Mund einer Hure gesteckt hatten. Wein und Räucherwerk taten ein Übriges.
Warda wusste schon lange, dass weder bei den Templern noch bei den
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