Das Geheimnis des Templers - Episode III: Die Templer (German Edition)
zurückhaltend war. Mit Absicht berührte sie seine Hand und streichelte federleicht darüber. Im ersten Moment sah es aus, als ob er sie wegziehen wollte, doch dann ließ er es geschehen.
Warda musste schmunzeln. Dass der Junge Manieren hatte, war nicht zu übersehen. Sicher hatte er in Europa eine Ritterschule besucht. Sie fand es schade, dass die Männer durch den Krieg und all das Leid, das ihnen im Outremer zugefügt wurde, so verroht und verdorben wurden.
„Gerard“, erwiderte er mit belegter Stimme, nachdem er augenscheinlich seine Fassung wiedergefunden hatte. „Aber die meisten nennen mich Gero“, fügte er hinzu, wobei er ihrem prüfenden Blick auswich.
Er war richtiggehend süß, so, wie er dasaß, mit seinem kraftvollen Körperbau und seiner Schüchternheit, die überhaupt nicht dazu passte und ihn für eine Frau deshalb noch reizvoller erscheinen ließ, doch das würde sie ihm nicht verraten.
„Hat dir schon mal jemand gesagt, Gero, dass du sagenhaft blaue Augen besitzt?“, entgegnete sie stattdessen. „Ich habe selten einen Mann mit solch blauen Augen gesehen. Und hier gehen jeden Tag Männer deines Schlages ein und aus.“
„Äh, ja“, erwiderte er verlegen. „Du bist auch recht hübsch“, beeilte er sich zu sagen.
Er ist wirklich ein Schätzchen, dachte Warda und lächelte ihn verführerisch an.
„Warum bist du dann nicht zu mir gekommen, um mit mir nach oben zu gehen?“
Die Frage war ziemlich direkt, und Gero wusste beim besten Willen nicht, wie er antworten sollte, ohne sie zu beleidigen.
„Es ist nicht meine Art, mit fremden Frauen irgendwohin zu gehen“, sagte er schlicht.
Warda schien amüsiert. „Und warum bist du dann hier? Willst du denn keinen Spaß haben?
„Ich bin nicht hergekommen, um ein zweifelhaftes Vergnügen zu suchen“, erwiderte Gero gereizt und erinnerte sich plötzlich daran, warum er überhaupt auf dieser vermaledeiten Insel saß.
„Warum bist dann hier?“, fragte sie verblüfft.
„Weil meine Freunde mich mit hierhergebracht haben, um etwas zu trinken … dachte ich. Von Frauen war jedenfalls nicht die Rede“, erklärte er diplomatisch. Er wollte Hugo und Robert nicht als Templer bezeichnen. Jedenfalls so lange nicht, bis er wusste, inwieweit die Frauen in deren Herkunft eingeweiht waren.
„Das heißt, du bist auch ein Templer?“, fragte Warda und sah ihn herausfordernd an.
Im ersten Moment war Gero verblüfft, weil der Umstand, dass hier Ordensritter ein und aus gingen, ihr so selbstverständlich über die Lippen kam. Damit hatte sich das Problem der Diskretion wohl mit einem Schlag erledigt.
„Nein, ich bin noch Novize“, erklärte er leicht ungehalten. „Mein junger Kamerad und ich befinden uns in der Ausbildung, während die beiden anderen bereits fest zur Miliz Christi gehören.“
„Du meinst Hugo und Robert?“ Sie lächelte, als Gero nicht sofort reagierte. „Keine Sorge, ich kenne sie alle. Auch die beiden Ritter vom Hospital, die mit euch gekommen sind. Aber sämtliche Mädchen hier sind mindestens so verschwiegen wie die Templer selbst.“
Gero fühlte sich zunehmend irritiert. Wie konnte es sein, dass eine offensichtliche Hure alle jene Männer kannte, die für die Novizen im Alltag des Ordens als nachahmenswerte Vorbilder fungierten? Dabei waren die Templerregeln so streng, dass man den Kontakt zu einer Frau nicht von selbst suchen durfte. Geschweige denn auf die Idee kam, sie zu küssen. Schon gar nicht war daran zu denken, dass man mit einer Frau das Lager teilte. Hugo und Robert gingen damit das Risiko ein, ihren Mantel zu verlieren, was eine ziemliche Schmach bedeutet hätte und sogar den endgültigen Rauswurf und eine Strafversetzung in einen jener Orden zur Folge haben konnte, die sich hauptsächlich mit der Pflege von Kranken oder dem Anbau von Gemüse in Klostergärten beschäftigten.
Aber so, wie es aussah, schienen sie sich ihrer Sache ziemlich sicher zu sein.
„Das heißt, du wusstest gar nicht, wo die beiden mit euch hingehen?“
„Nein“, gestand er leise und schenkte sich von dem Wein nach, um die unangenehme Situation zu überspielen. Während er trank, bedachte ihn Warda mit einem betörenden Lächeln.
„Ich frage mich immer, warum so hübsche Kerle wie du zu den Templern gehen. Oder überhaupt in einen Orden. Und warum die Männer dort ein so dummes Keuschheitsgelübde ablegen müssen, an das sie sich hinterher sowieso nicht halten. Oder denkst du ernsthaft, Hugo und Robert sind die einzigen
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