Das Geheimnis des Templers - Episode III: Die Templer (German Edition)
Ordensritter, die es trotz des Verbotes ab und zu nach einer Frau verlangt?“ Warda trank einen Schluck und schüttelte dann ihre dunkle Mähne, als ob sie das Verhalten ihrer Kundschaft im Grunde missbilligte. „Am schlimmsten ist es, wenn sie aus einem Krieg zurückkehren und plötzlich bemerken, dass niemand um sie trauert, falls sie irgendwo einen Kopf kürzer gemacht werden.“
„Siehst du“, bekannte Gero nüchtern. „Das ist genau der Grund, warum ich beabsichtige, ein Templer zu werden. Ich will niemanden hinterlassen, der trauert. Ich will sterben, und das war’s. Keine Frauen, keine Kinder, keine Verpflichtungen. Das ist es doch, was den eigentlichen Sinn des Gelübdes ausmacht.“ Gero trank inzwischen sein viertes Glas Wein in einem Zug leer, als ob er seine Aussage damit besiegeln wollte.
Warda empfand Bestürzung bei dem, was er sagte. Es erschütterte sie, wenn junge Ordensritter den Tod regelrecht suchten, wo es doch so viel Schönes auf dieser Welt zu entdecken gab. „Wie, um Himmels willen, gelangt man zu solch einer Einstellung?“, fragte sie aufgebracht. „Ein Mann von deinem Format sollte eine hübsche Frau und Kinder haben. Er sollte sie beschützen und dafür sorgen, dass die Christen sich mehren. Das wäre die beste Waffe gegen die Heiden.“
Sie schaute ihn durchdringend an, doch Gero senkte den Blick, was ihr merkwürdig erschien. Offenbar gab er ihr recht oder war von seiner Auffassung vom Heldentod doch nicht so überzeugt, wie er vorgab.
„Eigentlich solltest du wissen, dass es den wenigsten Menschen vergönnt ist, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen“, erwiderte er leise.
„Und doch ist es möglich, wenn man es will. Erzähl mir nicht, dass es da nie jemanden gab, mit dem du es dir wenigstens hättest vorstellen können, eine Familie zu gründen.“
Gero schluckte schwer und beschloss, sich ein fünftes Glas einzuschenken.
Was sollte er dazu sagen? Dass er als Zweitgeborener eines Edelfreien keine Chance gehabt hatte, sich dem Willen seines Vaters zu widersetzen? Dass er es trotzdem getan hatte, mit all den schrecklichen Konsequenzen? Der Wein machte seinen Kopf schwer und seine Zunge leicht, und er beschloss, warum auch immer, dieser Frau sein Herz auszuschütten.
„Doch, es gab eine Frau, die ich mehr als alles auf der Welt geliebt habe, und ein gemeinsames Kind“, erklärte er schlicht. „Aber durch meine Schuld sind sie beide gestorben.“
„Heilige Maria“, flüsterte Warda voller Anteilnahme. „Was ist geschehen?“
Sein Blick lag auf ihrem schönen Gesicht. Ihre beeindruckenden Augen vermittelten ihm ehrliches Interesse, was ihn weich werden ließ und alles Misstrauen hinwegfegte.
„O mein Gott“, flüsterte sie, als er seinen Bericht mit den Worten beendete: „Ich bin hier, um für meine Sünden zu büßen, und werde Elisabeth eines hoffentlich nicht allzu fernen Tages im Paradies wiederfinden.“
Plötzlich kullerten ihr ein paar Tränen über die Wangen. „Mir tut leid, was ich vorher zu dir gesagt habe. Du hast alles versucht, um glücklich zu werden. Aber der Allmächtige hatte offenbar andere Pläne.“
„Du musst wegen mir nicht weinen“, sagte er mit schwerer Zunge und ergriff ihre Hand. „Ich habe selbst schon genug geweint. Es bringt die Toten nicht wieder zurück.“ Er reichte ihr das Tischdeckchen, damit sie sich die Nase und den schwarzen Khol, der ihre Lider umrandete und verlaufen war, von den Wangen putzen konnte. Schniefend lehnte sie ab und wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht.
„Möchtest du nicht doch für einen Moment mit nach oben kommen?“, fragte sie und entfernte mit den Fingerspitzen die letzten feuchten Stellen unter ihren Augen. „Ich muss ja schrecklich aussehen. Dort habe ich Wasser, um die verlaufene Schminke abzuwaschen, und ein Leinentuch, und außerdem ist es in meinem Zimmer gemütlicher.“
Gero stockte einen Moment und sah sie aus schmalen Lidern an.
„Nicht, was du denkst“, sagte sie, als könne sie Gedanken lesen, und lächelte. „Ich tue dir nichts, versprochen. Ich habe viel zu viel Respekt vor deiner verstorbenen Frau. Ich würde ihr niemals den Mann abspenstig machen wollen, zumal er sie immer noch so sehr liebt.“
Gero sah selbst ein, wie albern seine Befürchtungen waren. Außerdem war er Herr seiner selbst und sie nur eine Frau und damit nicht kräftig genug, um ihn zu etwas zu zwingen, was er nicht wollte.
Warda stand auf, nahm einen brennenden Leuchter vom Tisch
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