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Das Geheimnis des toten Fischers

Das Geheimnis des toten Fischers

Titel: Das Geheimnis des toten Fischers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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aber ich
halte es nicht für wahrscheinlich.«
    »Gab es daraufhin Schwierigkeiten für
das Personal?«
    »Eine ganze Zahl von Angestellten hat
gekündigt, einschließlich Jane. Die Atmosphäre im ›The Tidepools‹ war nach
diesen Vorfällen nicht mehr sehr angenehm.«
    »Aber jetzt scheint es sich gebessert
zu haben, zumindest nach Allen Kellers Meinung. Er sagte — «
    Don richtete sich unvermutet auf. »Sie
kennen Keller?«
    »Ich habe einmal mit ihm gesprochen.
Und Sie?«
    »Ich kenne ihn kaum.« Aber sein
Gesichtsausdruck hatte sich verdüstert, und seine Augen wirkten hart.
    »Haben Sie etwas gegen ihn?«
    »Ich sagte doch, ich kenne ihn kaum.«
    »Aber — «
    »Ich kenne ihn kaum, und ich weiß auch
nichts weiter über ›The Tidepools‹. Abgesehen davon, was soll Keller mit Janies
Tod zu tun haben?«
    »Gar nichts, soviel ich weiß«, räumte
ich ein. Wir beendeten schweigend das Frühstück. Als ich ging, begleitete mich
Don nach unten. Ich stieg in meinen Wagen ein, und er bückte sich, um durch das
Fenster zu sehen. »Hören Sie, selbst unter den Umständen war es mir ein
Vergnügen, Sie kennengelernt zu haben. Besuchen Sie mich doch wieder, ja?«
    »Ich möchte gern.«
    »Ich mache Ihnen Vitello tonnato.«
    »Klingt fabelhaft.«
    »Meine Lasagne ist auch nicht
schlecht.«
    »Sie haben gewonnen.«
    »Normalerweise rede ich nicht so viel.«
    »Das habe ich mir gedacht.«
    Er ließ eine Pause entstehen, dann
drückte er meinen Arm und ging hinüber zu einem älteren Jaguar-Modell, das am
Randstein parkte. Es war auffallend mit Goldbronze lackiert. Er stieg ein, ließ
den Motor an und brauste winkend an mir vorbei.
    Ich mochte Don Del Boccio. Er war klug
und amüsant und sah so aus, wie ich mir immer einen gutaussehenden Mann
vorgestellt hatte. Ich wünschte mir, ich säße neben ihm in dem Jaguar, und wir
würden zum Vergnügen die Küste entlangfahren. Doch statt dessen mußte ich
zurück in mein Motel und noch einmal versuchen, Kontakt mit Abe Snelling
aufzunehmen.

Kapitel
9
     
    Bevor ich Snelling anrief, erkundigte
ich mich bei Lieutenant Barrow nach dem Stand der Ermittlungen. Er teilte mir
mit, daß die Polizei John Cala gefunden hatte, der seinen Rausch auf dem
Parkplatz einer Bar in der Nähe des ehemaligen Piers ausschlief. Der Fischer
behauptete, Janes Leichnam entdeckt und dann in Panik durchgedreht zu haben,
aber Barrow schien diese Erklärung nicht recht glauben zu wollen.
    »Ich möchte wissen, warum er überhaupt
dort draußen gewesen ist«, sagte er. »Angeblich hat er sich nur ein bißchen
umgeschaut, aber dort gibt es nichts zu sehen, und auch nicht in der näheren
Umgebung.«
    »Konnten Sie die genaue Todeszeit
feststellen?« fragte ich.
    »Ungefähr eine Stunde vor dem
Zeitpunkt, als sie gefunden wurde.«
    »Könnten es weniger als fünfzehn
Minuten gewesen sein?«
    »Das bezweifle ich.«
    »Warum?«
    »Sie erklärten in Ihrer Aussage, der
Leichnam sei kalt gewesen, als Sie ihn fanden. Obwohl er zur Hälfte im Wasser
gelegen hat, ist es unwahrscheinlich, daß er in einer Viertelstunde so stark
ausgekühlt wäre. Nein, ich würde davon ausgehen, daß der Tod etwa eine Stunde,
bevor Sie das Mädchen fanden, eingetreten ist.«
    »Dann kann Cala sie vermutlich nicht
getötet haben. Ich vergaß es Ihnen gestern abend zu sagen, aber ich sah ihn in ›Roses
Krabbenhütte«, etwa fünfzehn Minuten, bevor ich auf den Pier hinausging. Er saß
an der Theke und ging, sobald ich das Lokal betreten hatte. Aber er wirkte
nicht erschreckt oder aufgeregt, jedenfalls nicht so wie später, als ich ihn
vom Pier weglaufen sah.«
    »Und warum sagen Sie mir das erst
jetzt?«
    »Ich habe es in der Aufregung
vergessen. Entschuldigen Sie.«
    »Hm.« Er ließ eine Pause entstehen.
»War sonst noch jemand in der Krabbenhütte?«
    »Nur der alte Mann hinterm Tresen. Er
wird Ihnen bestätigen können, was ich Ihnen sagte; wir haben sogar kurz über
Cala gesprochen.«
    »Danke, ich werde es überprüfen.«
Barrow war ein tüchtiger Kriminalbeamter, so professionell wie seine Kollegen
in der Großstadt.
    »Kann ich Port San Marco verlassen?«
fragte ich.
    »Wollen Sie zurück nach San Francisco?«
    »Ja. Mein Auftrag scheint erledigt zu
sein.«
    »Dann fahren Sie. Ich weiß ja, wo ich
Sie finde, falls ich Sie noch brauchen sollte.«
    Ich legte auf. Cala sagte die Wahrheit,
wenn er behauptete, Jane nicht umgebracht zu haben, aber warum war er
hinausgegangen auf den alten Pier? Andererseits ging es mich nichts an.

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