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Das Geheimnis des toten Fischers

Das Geheimnis des toten Fischers

Titel: Das Geheimnis des toten Fischers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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waren reich
geworden, hatten die Gewässer hier seit vielen Generationen befischt. Dieses
Haus ist von einer dieser Familien erbaut worden. Das müssen gute Zeiten
gewesen sein! Aber das ist alles lange vorbei. Nicht einmal die reichsten
Familien konnten der Konkurrenz der großen Gesellschaften standhalten, und Port
San Marco mußte sein Überleben anderswo suchen.«
    Ich wollte ihn fragen, wo, aber er fuhr
gleich fort.
    »Im Tourismus. Mit High-Tech-Firmen.
Die Bauten auf den Hügeln sind die Folge davon. Diese Hügel, die noch vor nicht
allzu langer Zeit mit Bäumen bestanden waren, wo Kühe und Pferde weideten...
Sicher, es sind überwiegend komfortable Wohngebiete entstanden und gelegentlich
sogar geschmackvolle Häuser — und Port San Marco war noch nie bekannt für seine
besonders reizvollen Bauwerke... Der alte Vergnügungspark ist geschlossen und
soll abgerissen werden. Angeblich soll dort ein Zentrum für die darstellenden
Künste errichtet werden. Na schön — ich habe nichts dagegen, wenn ich nicht
immer nach San Francisco fahren muß, um ein Konzert zu hören. Trotzdem wird mir
der Park fehlen. Die Spielhallen. Die Fahrgeschäfte. Die Zuckerwatte. Die
Wasserrutschbahn.«
    Er schwieg, und ich nutzte die
entstehende Pause. »Was wissen Sie über Salmon Bay?«
    Ein düsterer Ausdruck trat in sein
Gesicht. »Zurück bei der Arbeit, wie?«
    »Ich kann nichts dagegen tun — es ist
mein Job. Und Sie haben mich gebeten zu bleiben.«
    »Das stimmt.« Er lächelte ein wenig
traurig. »Entschuldigen Sie mich. Normalerweise plappere ich nicht einfach so
daher, aber...«
    »Ich verstehe.«
    »Um Ihre Frage zu beantworten: Ich weiß
eine ganze Menge über Salmon Bay. Ich bin, genau gesagt, dort geboren. Mein
Vater war Fischer, und sein Vater auch... Er und meine Mutter leben noch in
Salmon Bay. Ich sehe sie sehr selten.«
    »Kein gutes Verhältnis?« Ich mußte an
Janes Beziehung zu ihrer Muter denken.
    »So kann man es nicht sagen. Aber wir
haben nicht viel Gemeinsames, und ich bin nur ungern dort. Die Leute in dem
Nest haben ihren Haß zu sehr aufgestaut. Sie machen es Port San Marco zum
Vorwurf, daß es kommerziell überlebt hat, während Salmon Bay unterging. Sie
sitzen einfach herum, reden von der guten alten Zeit und versuchen, irgendwie
zu überleben. Und sie verachten jeden, der es geschafft hat. Das, fürchte ich,
gilt auch für mich.«
    »Was ist mit ›The Tidepools‹? Was
halten die Leute davon, daß es ganz in ihrer Nähe ist?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Haben Sie Jane manchmal besucht, als
sie dort gearbeitet hat?«
    »Anfangs ja.«
    »Und später?«
    »Dann nicht mehr.«
    »Wissen Sie etwas von den Problemen,
die es dort gegeben hat?«
    Er strich sich über den Schnurrbart.
    »Bitte, Don. Ich muß wissen, was das
gewesen ist, und niemand will es mir sagen.«
    Er schenkte Wein nach. »Wie sind Sie
dahintergekommen?«
    »Durch eine Freundin von Jane, die auch
dort gearbeitet hat.«
    Er nickte.
    »Sagen Sie es mir?«
    »Warum nicht? Es ist schließlich kein
Staatsgeheimnis.« Er nahm sein Glas, lehnte sich gegen ein Kissen und streckte
die Beine aus. »Es hat einige Todesfälle gegeben, drei nacheinander. Überdosen
der schmerzstillenden Medikamente, die sie dort anwenden. Bei den beiden ersten
sah es so aus, als ob die Patienten die Medikamente gesammelt hätten, um sie
dann als Überdosis einzunehmen. Man hat dem Personal vorgeworfen, nicht
sorgfältig genug aufzupassen. Und natürlich entstanden die üblichen Gerüchte.«
    »Was für Gerüchte?«
    »Daß jemand im Hospiz absichtlich ›unaufmerksam‹
gewesen ist und wollte, daß die Patienten — es waren beides alte Frauen ohne
Angehörige — bald das Zeitliche segneten.«
    »Aber warum?«
    »Weil sie dem Hospiz ihr gesamtes
Vermögen vermacht hatten.«
    Ich erinnerte mich, daß Keller von
gewissen Arrangements gesprochen hatte. »Aber Sie erwähnten drei Todesfälle.«
    »Ja, der dritte Fall war anders. Eine
junge Frau mit Krebs. Es schien Tötung auf Verlangen gewesen zu sein,
durchgeführt von ihrem Mann, einem medizinisch-technischen Assistenten im
Krankenhaus in Port San Marco.«
    »Weshalb hat man das angenommen?«
    »Er ist unmittelbar danach
verschwunden. Mit einer Menge Geld. Man hat ihn übrigens bisher nicht ausfindig
gemacht.«
    »Das klingt eher nach Mord — wenn man
an das Geld denkt.«
    »Ja.«
    »Glaubt man inzwischen, er könnte auch
am Tod der beiden alten Frauen beteiligt gewesen sein?«
    »Es gab gewisse Spekulationen,

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