Das Geheimnis des verlassenen Schlosses
Förderung
der Smaragde eingesetzt waren, zeigten miteins aufrührerische Gelüste.
Ein menvitischer Geologe, der die Arsaken in den Gruben beaufsichtigte, achtete am
Ende jedes Arbeitstages darauf, daß die Sklaven nichts von der Ausbeute zurückbehielten. Er starrte ihnen befehlend in die schwarzen und braunen Augen und hielt
die Arsaken, die einer nach dem anderen an die Schatulle herantraten auf diese
Weise dazu an, die Smaragde hineinzulegen.
„Gehorche mir, Sklave, gehorche mir”, ertönte sein Befehl. „Der Smaragd gehört dir
nicht, trenne dich von ihm.”
Da öffneten sich die Hände der Arsaken, und nacheinander rollten die durchsichtigen
grünen Steine in die Schatulle.
Eines Tages wandte sich der Aufseher mit folgendem Befehl an einen Arsaken, der
seinen Smaragd noch nicht abgeliefert hatte:
„Kehre in die Grube zurück und bringe den Klappstuhl.” Doch statt wortlos zu
gehorchen, entgegnete der Sklave plötzlich:
„Der Stuhl kann bis morgen warten.”
Dieser Widerspruch des Arsaken brach unerwartet wie ein Gewitter über den Menviten
herein. Er wußte nicht einmal, was er vor Überraschung antworten sollte. Die Arsaken,
welche ihre Smaragde noch nicht abgeliefert hatten, stimmten ihrem Kameraden zu,
während die anderen sie schweigend und völlig verblüfft anstarrten.
Die Minuten vergingen, alle Arsaken hatten die Smaragde in die Schatulle gelegt, der
menvitische Geologe aber wußte noch immer nicht, was er sagen sollte. Ihm war es
peinlich, daß die Sklaven Zeugen seiner Niederlage geworden waren. Deshalb maß er
den Unruhestifter mit haßerfülltem Blick und wiederholte leise, aber deutlich seinen
Befehl:
„Gehorche mir, Sklave, gehorche mir. Bringe mir sofort meinen Stuhl.”
Der Arsake zuckte zusammen und verschwand im Laufschritt im Schacht. Fünf Minuten
später kam er mit dem Klappstuhl zurück.
Der Menvite beruhigte sich. Er hatte also noch nicht seine Macht über die Sklaven
verloren.
Vor Sonnenuntergang marschierten die arsakischen Erzgräber zum Schloßtor und
unterhielten sich leise über den Vorfall. Am meisten war der Schuldige selbst über den
unerklärlichen Wechsel seines Verhaltens verblüfft.
Als die Arsaken Ilsor nachts den Vorfall berichteten, befragte er sie eingehend und fand
heraus, daß die Arsaken beim ersten Mal mit den Smaragden in der Hand geantwortet
hatten, beim zweiten Mal aber die Steine bereits abgeliefert hatten. Er sagte:
„Jetzt erinnere ich mich, daß ich einmal bei einem Weisen aus dem Altertum gelesen
habe: Die Schlange, die einen Smaragd sieht, weint zuerst und erblindet dann. Ich
dachte damals, das sei ein Märchen. Wir wollen die Geschichte noch einmal
nachprüfen.”
Am nächsten Tag legten alle Arsaken die abgebauten Smaragde in die Schatulle, außer
einem, der einen kleinen Stein im Stiefelschaft versteckt hielt. Die Bergarbeiter, die die
Smaragde abgeliefert hatten, traten beseite, derjenige aber, der ihn wie einen Talisman
vesteckt hielt, machte sich absichtlich in der Nähe des Aufsehers zu schaffen. Endlich
bemerkte der Menvite, daß dieser Arsake kein Werkzeug in der Hand trug.
„Wo ‘ist dein Abbauhammer?” fragte ihn der Geologe.
„Vor Ort … Ich hab’ ihn vergessen…” erwiderte der Gefragte stockend und blickte dem
Menviten in die Augen. Auch der Aufseher ließ den Sklaven nicht aus den Augen.
„Dann geh und hole ihn”, sagte er.
Der Arsake senkte den Kopf, setzte sich langsam in Bewegung und rannte schließlich
gehorsam, so schnell er konnte, in die Grube. Als er zurückkehrte und ins Glied zu den
anderen Arbeitern trat, konnte er sich nicht beherrschen und flüsterte leise seinem
Nachbarn zu „Großartig! Es wirkt!”
„Warum bist du dann so schnell losgerannt, um den Befehl auszuführen?” fragte der
Nachbar.
„Damit der Herr nicht hinter unsere Entdeckung kommt.”
Am Abend desselben Tages erfuhren alle Arsaken von dem grünen Wunderstein, der
den Sklaven davor bewahrt, dem Auserwählten Gehorsam zu erweisen. Um den Zauberbann der Menviten zu brechen, mußte also für jeden Arsaken ein Stein gefördert
werden. Die Arbeit im Schacht ging zur Freude des Geologen in raschem Tempo voran.
Baan-Nu war selig, wie schnell sich seine Schatullen füllten. Doch am glücklichsten
waren die Arsaken. Niemals zuvor hatte ihnen eine Arbeit soviel Freude bereitet, denn
schließlich arbeiteten sie jetzt für die Befreiung ihres Volkes.
URFIN IN RANAVIR
Urfins erster Ausflug nach Ranavir endete nicht
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