Das Geheimnis des verlassenen Schlosses
müden
Tatzen vorankam, trug ein goldenes Halsband, wie es Königen geziemt; Feldmarschall
Din Gior, dessen Bart bis zur Erde reichte, stand in seiner Paradeuniform mit dem
Marschallstab, an dem Edelsteine funkelten; die Ärzte Doktor Boril und Doktor Robil in
schwarzen Mänteln, auf denen ebenfalls Orden blitzten, hielten Verbandskästen bereit:
Schließlich konnte ja jemand in Ohnmacht fallen. Auch der Herrscher über das Land der
Käuer, Prem Kokus, war erschienen; etwas abseits stand wie ein Riesenmonument der
Eiserne Ritter Tilli-Willi, der furchtbar enttäuscht war, daß der Seemann Charlie nicht
mitgekommen war. Tilli-Willi hatte Ann im Vertrauen erzählt, daß seitdem Faramant
und Kaggi-Karr in die Große Welt ausgezogen waren, er ständig auf seinen Schöpfer
gewartet habe und so aufgeregt war, daß sich sogar einige Federn gelockert hatten und
die Schrauben im Gehen zu klappern begannen.
„Das ist aber gar nicht recht”, sagte das kleine Mädchen freundlich zum Riesen. „Ein
Ritter muß immer stark sein… “
Der Riese seufzte laut:
„Das weiß ich. Aber ich kann nichts dagegen tun. Ach Ann, erzähl mir ein bißchen von
Vater Charlie.”
Ann lächelte und zog aus ihrem Campingbeutel einen großen rechteckigen Umschlag.
„Rate mal, was das ist?” fragte sie. „Der, nach dem du dich sehnst, konnte nicht
mitkommen ins Zauberland. Doch dafür schickt er dir ein Geschenk. Gleich wirst du
Onkel Charlie, wie er leibt und lebt, vor dir sehen!”
Ann zog ein großes Foto des Einbeinigen Seemanns aus dem Umschlag. Charlie Black
hatte sich auf dem Schiffsdeck im Sturm fotografieren lassen; Black schmauchte wie
immer sein Pfeifchen und lächelte aus den Augenwinkeln.
Der Eiserne Ritter wußte sich nicht zu lassen vor Freude: Lange betrachtete er das
vertraute Antlitz, führte das Foto an ein Auge, dann ans andere, hielt es ganz nah vors
Gesicht, und dann wieder weit von sich…
„Donner und Blitz!” rief der Riese bewegt. „Durch welchen Zauber konnte Vater
Charlie auf diesem dicken Papier erscheinen und hier für immer bleiben?”
„Das kann ich dir auch nicht erklären”, gestand das kleine Mädchen. „Ich weiß es
nicht.”
Tilli-Willi bat Ann, ihm für das Porträt ein Lederetui zu nähen, damit sich das
empfindliche Foto nicht so schnell abnützen würde…
Ann nähte das Etui aus dem Leder von Sechsfüßern. Man hätte kaum ein festeres
Material finden können. Seither verwahrte der Eiserne Riese das Porträt vom Seemann
Charlie in seiner Kabine.
Ann, Tim und Alfred wurden vom Koch Baluol, der noch dicker geworden war, mit
Brot und Salz empfangen. Er trug eine weiße Schürze und eine weiße Kochmütze. Von
diesem nach des Scheuchs Meinung märchenhaften Brauch hatte der Gebieterin der
Enzyklopädie gelesen. Er wollte damit seinen Gästen eine kleine Freude bereiten.
Nach dem eigentlich nicht sehr fröhlichen Mahl bat der Scheuch die Freunde aus der
Großen Welt in den Thronsaal zum Fernsehgerät.
Der rosa Zauberkasten von Stella funktionierte nach wie vor hervorragend: Er zeigte
den Zuschauern bereitwillig Menviten und Arsaken. Die Sklaven von Ranavir zogen
rund um das Schloß einen Stacheldrahtzaun und hängten Schalltrichter, Glocken und
Antennen daran auf.
Fred als Techniker erkannte schnell, daß das eine Signalanlage war, die wahrscheinlich
einen Heidenlärm vollführen würde, wenn jemand versuchen sollte, bis zu den
Außerirdischen vorzudringen.
„Da ist ja Ilsor! Schaut nur!” Der Scheuch wurde ganz aufgeregt. „Das ist der Diener
des Generals und unser Freund.”
Ann, Tim und Fred gefiel der schlanke Ilsor, seine regelmäßigen Gesichtszüge, die
lebhaften dunklen Augen und sein kräftiges schwarzes Haar.
Auf Bitte des Scheuchs zeigte der Fernseher das Sternschiff „Diavona”, das sich
majestätisch auf drei hohen Masten erhob. Fred war verblüfft von seiner Großartigkeit.
Die Nacht verbrachte Fred Cunning in tiefen Gedanken. Er konnte kein Auge
schließen. Tim und Ann schliefen in kindlicher Sorglosigkeit. Der Scheuch, der
niemals Schlaf brauchte, saß auf seinem mit Smaragden geschmückten Thron und
überlegte, in welche einfachen Multiplikatoren sich die Zahl 64725 zerlegen ließe.
DAS GEHEIMNIS DER SMARAGDE
Die Arbeit in den Smaragdenschächten lief indes auf Hochtouren. Die erste mit
Edelsteinen gefüllte Schatulle hatte der General bereits im Safe eingeschlossen.
Zuvor war jedoch noch etwas Unerwartetes passiert. Die Arsaken, die zur
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