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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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habe ihn woanders versteckt." Alles gelogen, aber Jasper hatte noch nie so überzeugend gesprochen. Wenn er nur etwas Zeit gewinnen könnte und Melisande von diesem verdammten Sims fortbekäme!
    „So?", fragte Matthew argwöhnisch und hoffnungsvoll zugleich.
    „Ja." Jasper hatte sich rittlings auf den First gesetzt, hob vorsichtig auch das andere Bein herüber und ging in die Hocke. Melisande und Matthew waren kaum zehn Fuß von ihm entfernt. „Komm erst einmal da vom Sims weg, dann hole ich ihn dir."
    „Nein. Wir bleiben hier, bis du den Brief gebracht hast."
    Matthew klang den Umständen entsprechend recht besonnen, doch hatte er heute bereits getötet. Was sollte ihn daran hindern, es nicht noch einmal zu tun? Jasper konnte ihn unmöglich mit Melisande allein lassen.
    „Gut, ich bringe den Brief", sagte Jasper und kroch kaum merklich weiter vor. „Du sollst den Brief bekommen, und ich vergesse die ganze Sache. Aber erst will ich meine Frau haben. Sie bedeutet mir mehr als alle Rache für Spinner's Falls."
    Auf einmal begann Matthew so heftig zu zittern, dass Jasper alle Vorsicht fahren ließ und sich aufrichtete. Gütiger Gott, bekam der Mann etwa einen Anfall?
    Weit gefehlt. Er lachte. Heiseres Gelächter entrang sich seiner Kehle. „Spinner's Falls? Herrje, dachtest du wirklich, ich wäre der Verräter von Spinner's Falls? All die Mühen, und du hast keine Ahnung, was? Nein, es war erst danach — nachdem uns die Armee Seiner Majestät zwei Wochen der Folter ausgeliefert hatte —, dass ich Informationen an die Franzosen verkauft habe. Warum auch nicht? Meine Loyalität der Krone gegenüber war gründlich ausgebrannt worden." Er lachte bitter.
    „Aber du hast auf Hasselthorpe geschossen."
    „Nein, Vale. Das war nicht ich."
    „Wer war es dann?"
    „Woher soll ich das wissen? Aber es scheint, als wisse Hasselthorpe etwas über Spinner's Falls, von dem jemand anderer wünscht, dass es niemals herauskommt."
    Jasper blinzelte sich den Regen aus den Augen. „Dann hast du also nie ..."
    „Mein Gott, Vale", flüsterte Matthew verzweifelt. „Ich habe geglaubt, wenigstens du würdest mich verstehen. Du hast mein Leben zerstört. Warum hast du mich verraten? Warum?"
    Und in stummem Entsetzen sah Jasper, wie Matthew seine Pistole an Melisandes Schläfe setzte. Er war zu weit weg. Er würde niemals rechtzeitig zu ihr gelangen. Verdammt. Ihm blieb keine andere Wahl. Jasper schoss und traf Matthews Hand. Er sah Melisande zusammenzucken, als ihr Blut ins Haar spritzte, sah, wie Matthew seine Pistole mit einem Schmerzensschrei fallen ließ. Sah, wie Matthew Melisande über die Balustrade schob.
    Da feuerte Jasper auch die zweite Pistole ab. Matthews Kopf flog zurück, ein Schrei zerschnitt die Luft. Jasper rutschte auf den schlüpfrigen Ziegeln vor an den Sims und machte sich darauf gefasst, Melisande leblos unten in der Tiefe liegen zu sehen. Doch stattdessen blickte er in ihr angsterfülltes Gesicht, kaum eine Armeslänge von dem seinen entfernt.
    Er schnappte nach Luft, und der Schrei verstummte. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er es war, der geschrien hatte. Er streckte seine Hand nach ihr aus. Sie klammerte sich mit beiden Händen an einen Mauervorsprung.
    „Nimm meine Hand", stieß er heiser hervor. Die Kehle war ihm wie zugeschnürt.
    Sie blinzelte benommen, sah ihn wie aus weiter Ferne an. Er musste an jenen Tag denken, der ihm nun eine Ewigkeit her schien, als sie sich vor Lady Eddings' Haus geweigert hatte, seine Hand zu ergreifen und sich von ihm vom Wagen helfen zu lassen. Lieber hatte sie sich an der Lehne des Phaetons festgeklammert.
    Er beugte sich noch weiter vor. „Melisande. Vertrau mir. Nimm meine Hand."
    Mit bebenden Lippen rang sie nach Luft und ließ dann mit einer Hand den Mauervorsprung los. Er packte sie beim Handgelenk und zog seine Frau mit aller Kraft zu sich hinauf in Sicherheit.
    Als er sie endlich über den Sims bekommen hatte, ließ sie sich erschöpft in seine Arme sinken. Er zog sie an sich und hielt sie fest umschlungen. Hielt sie einfach nur in seinen Armen, sog den Orangenduft ihres Haars ein, spürte ihren warmen Atem an seiner Wange. Erst da merkte er, dass er am ganzen Leib zitterte.
    Nach einer langen Weile rührte sie sich in seinen Armen und blickte zu ihm hoch. „Ich dachte, Pistolen seien dir zuwider."
    Er sah sie an. Auf der Wange hatte sie einen Bluterguss, und Blut und anderes Gräuliches klebten ihr im Haar, doch er wüsste nicht, wann ihm ein Mensch je schöner

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