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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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er es nur wagen?"
    Sein Blick war eiskalt, und in seiner Verzweiflung schien er zu allem entschlossen. Melisande war wie gelähmt vor Entsetzen. Er sah sich in die Enge getrieben, und es war nur eine Frage der Zeit, bis er merken würde, dass sie ihn angelogen hatte.
    Als Jasper zu Hause angelangt war, barst ihm das Herz schier in der Brust vor Furcht. Er sprang aus dem Sattel, warf einem Burschen die Zügel zu und stürzte, ohne auf Pynch zu warten, die Treppe hinauf, riss die Tür auf, rannte in die Halle — und blieb wie angewurzelt stehen.
    Melisandes kleine Kammerzofe hielt den armen Mouse umklammert und weinte. Um sie herum standen Oaks und zwei Lakaien.
    Als Jasper hereinstürmte, drehte Oaks sich um, das Gesicht angespannt und von Sorge zerfurcht. „Mylord! Wir glauben, dass Lady Vale in Schwierigkeiten steckt."
    „Wo ist sie?", herrschte Jasper ihn an.
    „Oben", schluchzte das Mädchen. Mouse zappelte ihr in den Armen und versuchte herunterzuspringen. „Ein Mann ist bei ihr und ... oh Gott, ich glaube, er hat eine Pistole!"
    Jasper gefror das Blut in den Adern. Nein. Nein, das darf nicht wahr sein .
    „Wo genau hast du sie gesehen, Sally?", ließ sich Pynch hinter Jasper vernehmen.
    „Oben an der Treppe", sagte die Zofe. „Vor Ihren Gemächern, Mylord."
    Schließlich machte Mouse einen so verzweifelten Satz, dass sie aufschrie und den kleinen Hund fallen ließ. Der schüttelte sich kurz, rannte dann zu Jasper, 'bellte einmal und wetzte los zur Treppe. Er sprang auf die erste Stufe und bellte erneut.
    „Ihr bleibt hier", sagte er zu den Bediensteten. „Wenn wir zu viele sind, wird er ..." Er ließ den Satz unvollendet, denn auszusprechen, was geschehen könnte, war einfach zu schrecklich.
    Er folgte Mouse.
    „Mylord", rief Pynch ihm hinterher.
    Jasper warf einen Blick über die Schulter.
    Sein Kammerdiener hielt ihm zwei Pistolen hin. Eindringlich ruhte Pynchs Blick auf ihm. Er wusste, wie Jasper zu Pistolen stand; dennoch reichte er sie ihm. „Gehen Sie nicht unbewaffnet."
    Ohne ein weiteres Wort schnappte Jasper sich die beiden Waffen und setzte die Treppe hinauf. Mouse hechelte vor Aufregung und rannte bellend voraus. Oben, bei den Privatgemächern angelangt, blieb Jasper auf der letzten Stufe stehen und lauschte. Mouse stand geduldig bei Fuß und sah erwartungsvoll zu ihm auf. Von unten drang gedämpft das Schluchzen des Mädchens herauf und das Gemurmel einer tieferen Stimme — vermutlich war es Pynch, der sie tröstete. Ansonsten war alles ruhig. Er wagte kaum daran zu denken, was diese Stille bedeuten konnte.
    Auf den Zehenspitzen schlich er zur Tür seines Zimmers. Mouse tapste auf leisen Pfoten hinterher. Die Tür stand einen Spalt offen, und Jasper ging in die Hocke, ehe er sie aufstieß, um nicht gar so ein gutes Ziel abzugeben.
    Doch nichts rührte sich.
    Jasper atmete tief durch und schaute den Hund an. Mouse wiederum schaute ihn gespannt an und schien sich keinen Deut darum zu scheren, welche Gefahren in dem Zimmer lauern könnten. Jasper fluchte leise und trat ein. Das Zimmer war leer, aber Matthew war ganz offensichtlich hier gewesen. Jaspers Kleider lagen auf dem Boden verstreut, die Laken waren von dem Bett gerissen, das er ohnehin nie benutzte. Er ging zum Ankleideraum. Auch hier war alles durchwühlt, doch von Horn — oder Melisande — keine Spur. Als er zurück ins Schlafzimmer kam, schnüffelte Mouse an einem der Kissen, die auf dem Boden lagen. Jasper besah es sich, und fast hätten seine Knie unter ihm nachgegeben.
    Auf dem Kissen war eine feine Blutspur.
    Er schloss die Augen. Nein. Nein, das durfte nicht sein. Ihr durfte nichts zugestoßen, sie durfte nicht tot sein. Etwas anderes konnte er nicht denken, wollte er nicht den Verstand verlieren. Er öffnete die Augen wieder und zückte die Pistolen. Bereit, von ihnen Gebrauch zu machen, ging er auch die restlichen Zimmer ab. Nach einer Viertelstunde war er ganz außer Atem, vor Anspannung und Verzweiflung. Mouse war ihm überallhin gefolgt, hatte unter Betten und in Ecken geschnüffelt, aber nichts schien sein Interesse geweckt zu haben.
    Jasper ging die Treppe hinauf in den nächsten Stock, wo die Bediensteten ihr Quartier hatten. Aber warum sollte Matthew seine Frau hier heraufgebracht haben? Viel wahrscheinlicher wäre doch, dass er über die Hintertreppe hinunter und durch die Küche entkommen war. Aber dann müsste jemand ihn bemerkt haben. Man hätte Schreie des verschreckten Küchenpersonals gehört. Verdammt! Wo

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