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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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Konversation hingegen nicht, wenngleich die wenigsten Gentlemen je zu dieser Erkenntnis gelangen dürften."
    Melisande blinzelte und überlegte, was sie darauf erwidern sollte. Aber vielleicht bedurfte es ja gar keiner Antwort.
    Nun streckte Lady Vale doch die Hand nach einem der süßen Kuchen aus, überlegte es sich dann wieder anders und hob stattdessen ihre Tasse. „Haben Sie schon gehört, dass Miss Templetons Vater ihr seinen Segen gegeben hat, diesen Pfarrer zu heiraten?"
    Melisande schüttelte den Kopf. „Nein, davon weiß ich nichts."
    Die Dowager Viscountess setzte ihre Tasse wieder ab, ohne auch nur einen Schluck getrunken zu haben. „Der arme Mann. Sie wird ihm das Leben ruinieren."
    „Aber nein, das glaube ich nicht", meinte Melisande zerstreut, hatte Jasper sich doch soeben von den drei Gentlemen verabschiedet und kam nun geradewegs zu ihnen herübergeschlendert.
    „Warten Sie es ab, sie wird es tun." Unvermittelt ließ die Dowager Viscountess ihre Hand vorschnellen, schnappte sich ein rosa Törtchen und legte es auf ihren Teller. Dann starrte sie es einen Augenblick düster an, ehe sie sich wieder Melisande zuwandte. „Mein Sohn braucht Herzenswärme, doch keine Sanftheit. Er ist nicht mehr derselbe, seit er aus den Kolonien zurückgekehrt ist."
    Melisande blieb nur wenig Zeit, das Gehörte zu verdauen, denn schon war Jasper bei ihnen.
    „Liebste Gemahlin und liebste Mutter seid mir gegrüßt." Er verbeugte sich galant und meinte zu seiner Mutter: „Dürfte ich meine Angetraute für einen kleinen Rundgang durch Euren reizenden Garten entführen? Ich wollte ihr die schönen Schwertlilien zeigen."
    „Ich wüsste nicht weshalb, mein Guter, da sie längst verblüht sind", erwiderte seine Mutter trocken. „Aber geh nur. Ich glaube, ich werde mal Lord Kensington fragen, was er über den Skandal im Königshaus weiß."
    „Zu gütig, Ma'am." Jasper reichte Melisande seinen Arm. Sie erhob sich und hörte derweil ihre Schwiegermutter leise hinter sich brummeln.
    Melisande lächelte still, als ihr Mann sie zu einem sonnenbeschienenen Kiesweg führte. „Deine Mutter glaubt, ich hätte dich vor einem verheerenden Schicksal mit Miss Templeton bewahrt."
    „Ich verneige mich in Ehrfurcht vor dem gesunden Menschenverstand meiner Mutter", sagte Jasper vergnügt. „Keine Ahnung, was ich jemals an Miss Templeton fand."
    „Deine Mutter meinte, der Busen der jungen Dame hätte es dir wohl angetan."
    „Aha." Sie spürte seinen Blick auf sich, hielt den ihren aber weiter geradeaus gerichtet. „Wir Männer sind schwache Geschöpfe", meinte er, „leicht zu verwirren und noch leichter auf Abwege zu führen. Mag sein, dass ein prächtiger Busen mir tatsächlich meinen sonst so klaren Verstand vernebelt hat."
    „Hmmm." Sie musste an die lange Reihe seiner verflossenen Geliebten denken. Hatten sie allesamt prächtige Brüste gehabt?
    Er neigte sich ihr zu, sodass sein Atem ihr Ohr streifte und sie erschauern ließ. „Ich wäre nicht der Erste, der törichterweise der Fülle den Vorzug vor der schönen Form gäbe und nach großen, süßen Kuchen greift, wenn knusprige, kleine Brötchen in Wahrheit doch viel mehr nach meinem Geschmack sind."
    Sie wandte den Kopf und sah ihn an. Seine Augen funkelten, und ein feines Lächeln spielte um seine Lippen. Auch ihr fiel es schwer, eine ernste Miene zu wahren. „Hast du meine Gestalt gerade mit Backwerk verglichen?"
    „Mit knusprigem, köstlichem Backwerk", stellte er klar. „Das sollte ein Kompliment sein."
    Sie sah beiseite, um ihr Lächeln zu verbergen. „Wenn du das sagst."
    Als sie um eine Ecke bogen, blieb er unvermittelt vor einem Büschel grüner Blätter stehen. „Und sieh nur hier: Die schönen Schwertlilien meiner Mutter, leider verblüht."
    Sie betrachtete die breitlappigen Blätter. „Das ist eine Pfingstrose. Dort drüben ...", sie zeigte auf einige Pflanzen mit langen, schwertförmigen Blättern, die etwas weiter den Weg hinab standen, „... das sind Schwertlilien."
    „Was du nicht sagst. Bist du sicher? Woran erkennst du das, wenn sie keine Blüten tragen?"
    „An der Form der Blätter."
    „Unglaublich. Das grenzt ja fast an Hellseherei." Er betrachtete erst die Pfingstrose, dann die Schwertlilie. „Kein sehr erhebender Anblick ohne Blüten, was?"
    „Deine Mutter sagte bereits, dass sie verblüht sind."
    „Stimmt auch wieder", murmelte er und führte sie weiter, einen anderen Weg entlang. „Welch wundersame Talente hältst du noch vor mir

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