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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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verborgen? Kannst du vielleicht sogar singen wie eine Nachtigall? Es war schon immer mein Traum, einmal ein Mädchen zu heiraten, das ganz betörend singen kann."
    „Du hättest fragen sollen, ehe wir geheiratet haben", erwiderte sie nüchtern. „Ich singe höchstens wie ein Spatz."
    „Eine Enttäuschung, die ich mit Contenance tragen werde."
    Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu und fragte sich, was er vorhatte. Er suchte auf einmal ihre Gesellschaft, ließ seinen Charme sprühen — fast konnte man meinen, er hofiere sie. Welch abwegiger Gedanke. Warum sollte er sie jetzt umwerben, da sie seine Frau war? Vielleicht sah er ja mehr in ihr, als tatsächlich vorhanden war. Das wäre eine Erklärung — wenngleich eine, die ihr Angst machte. Denn wenn sie zu hoffen begann und sich einredete, dass er sie tatsächlich begehrte, würden Schmerz und Enttäuschung noch schrecklicher sein, sollte er sich eines Tages von ihr abwenden.
    „Vielleicht kannst du ja tanzen", spann er den Faden weiter. „Kannst du tanzen?"
    „Natürlich."
    „Das beruhigt mich. Und wie sieht es mit dem Pianoforte aus? Kannst du Klavier spielen?"
    „Nicht sehr gut, fürchte ich."
    „Oh je. All meine Träume von kammermusikalischen Kaminabenden sind zerstoben. Aber ich habe deine Stickerei gesehen, sie war gut. Kannst du zeichnen?"
    „Ein wenig."
    „Und malen?"
    „Ja."
    Abermals waren sie zu einer Wegbiegung gelangt. Im Schatten einer lauschigen Rosenlaube stand eine Bank. Jasper zückte sein blütenweißes Taschentuch, säuberte den Sitz und bedeutete ihr, sich zu setzen.
    Zögernd nahm sie Platz, wachsam und gewappnet gegen allen Überschwang des Gefühls, der sie befallen mochte. Sie betrachtete die schönen Rosen und sah ihn eine der Blüten brechen.
    „Autsch", rief er und steckte sich den Daumen in den Mund. Wahrscheinlich hatte er sich an einer Dorne gestochen.
    Als sie sah, wie er seine Lippen um den Daumen schloss, musste sie schwer schlucken und wandte schnell den Blick ab. „Geschieht dir nur recht, wenn du die Rosen deiner Mutter abbrichst."
    „Das ist es mir wert", sagte er, viel zu nah. Er hatte eine Hand auf die Bank gestützt und beugte sich über seine Frau. Ein Hauch Sandelholz mischte sich in den Duft der Rosen. „Von Dornen gestochen zu werden macht es umso reizvoller, die Blüte zu erlangen."
    Sie sah ihn an. Sein Gesicht war dem ihren so nah, seine Augen von einer so exotischen Farbe, wie man sie in England kaum je in der Natur finden würde. Doch ihr war, als sähe sie eine tiefe Traurigkeit darin. „Warum tust du das?"
    „Was?", fragte er unschuldig und strich mit der Rose über ihre Wange. Die sanfte Berührung der Blütenblätter jagte ihr wohlige Schauer über den Rücken.
    Sie schloss ihre Hand um seine und hielt sie fest, spürte seine Hand kräftig und warm unter ihren Fingerspitzen. „Das. Du führst dich auf, als hofiertest du mich."
    „Tue ich das?", fragte er und verharrte reglos, seine Lippen kaum eine Handbreit von den ihren entfernt.
    „Ich bin bereits deine Frau. Es gibt keinen Grund mehr, um mich zu werben", flüsterte sie und hörte das leise Flehen in ihren Worten.
    Seine Hand noch immer in der ihren, strich er mit der Rosenblüte sanft über ihre leicht geöffneten Lippen.
    „Oh doch", sagte er, „es gibt sehr wohl einen Grund." 
    Ihr Mund hatte genau dieselbe Farbe wie die Rose.
    Jasper beobachtete, wie die Blütenblätter ihre Lippen streiften. So süß, so sinnlich, so sanft. Er wollte diesen Mund unter dem seinen spüren, ihn vereinnahmen, in Besitz nehmen. Fünf Tage hatte sie gesagt, womit genau noch einer blieb. Es galt Geduld zu haben.
    Ihre Wangen waren leicht gerötet, ihre Augen groß und glänzend, doch dann verlor sich ihr Blick, und sie senkte die Lider. Sie war so empfindsam, reagierte schon auf den geringsten Reiz. Er fragte sich, ob ein Kuss allein sie kommen ließe. Der gestrige Abend war eine Offenbarung gewesen. Dieses sinnliche Geschöpf, das einfach in sein Schlafgemach marschiert und kurzerhand das Kommando übernommen hatte, war der Traum eines jeden Mannes. Wo hatte sie solch raffiniertes Spiel gelernt? Wie Quecksilber war sie gewesen: schillernd, geheimnisvoll, nicht zu fassen, als er nach ihr greifen wollte.
    Und doch war sie ihm vor jenem Tag in der Sakristei nicht aufgefallen. Wie töricht er war. Töricht und blind. Gott sei Dank! Denn was ihm nicht aufgefallen war, dürfte auch all den anderen Männern verborgen geblieben sein, die auf unzähligen

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