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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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Happen von Jasper, zog sich dann aber rasch zurück, kehrte ihm den Rücken zu und schlang den Käse hinunter. Den dritten Leckerbissen hielt Jasper ihm nicht mit ausgestreckten Fingern hin, sondern legte ihn sich auf die flache Hand. Doch nach einer Weile kam Mouse herangepirscht und holte sich, wenngleich etwas zögerlich, auch dieses Stück.
    Als er das nächste Mal kam, strich Jasper dem Hund sanft über den Kopf. Mouse schien es nicht zu stören, vielleicht bemerkte er es in seinem Käseglück nicht einmal. Nun zog Jasper eine lange Lederleine aus seiner Rocktasche, das eine Ende zu einer Schlaufe gebunden. Als Mouse das nächste Mal ankam, legte er ihm die Leine um den Hals. Dann gab es den Rest des Käses.
    Als alles aufgefressen war, ließ Mouse sich von Jasper den kleinen Hundeleib kraulen. Schließlich stand Jasper auf und klopfte sich einmal kurz auf den Schenkel. „Na, dann komm."
    Damit drehte er sich um und ging nach oben. Mouse warf Melisande einen verdatterten Blick zu, doch da er sich am anderen Ende der Leine fand, blieb ihm kaum etwas anderes übrig, als seinem Herrn zu folgen.
    Nicht minder verwundert schüttelte Melisande den Kopf und folgte den beiden hinauf. Den Hund dicht auf den Fersen, ging ihr Gatte durch die Küche zur Hintertür, wo er die Leine lang genug ließ, damit Mouse im Garten sein Geschäft verrichten konnte.
    Dann holte er die Leine wieder ein und lächelte Melisande an. „Wollen wir zu Tisch gehen?"
    Sie brachte nur ein stummes Nicken zustande. Ihr Herz floss über vor Dankbarkeit. Jasper hatte Mouse gebändigt, hatte ihm gezeigt, wer sein Herr war, und all das, ohne dem Hund auch nur ein Haar zu krümmen. Sie kannte nur wenige Männer, die sich diese Mühe machen würden, geschweige denn, das Tier nicht einmal zu schlagen. Was er eben getan hatte, bedurfte der Geduld, es brauchte Klugheit und einiges an Mitgefühl — und das, obwohl der Hund ihn heute Morgen gebissen hatte. Würde sie Jasper nicht längst lieben, so täte sie es nun.
    Mouse lag unter dem Tisch, zu Jaspers Füßen. Die Leine hatte Jasper sich ums Handgelenk gewickelt. Immer dann, wenn das Tier zu seiner Herrin zu gelangen versuchte, hatte es einen kleinen Ruck gegeben. Mittlerweile hatte Mouse es aufgegeben, lag einfach da, den Kopf zwischen den Pfoten, und stieß ab und an einen abgrundtiefen Seufzer aus. Jasper lächelte still. Er verstand schon, warum Melisande das kleine Biest so abgöttisch liebte. Mouse war wirklich ein Charakterhund.
    „Wirst du heute Abend noch ausgehen?", fragte Melisande von der anderen Seite des Tisches.
    Sie betrachtete ihn über den Rand ihres Weinglases hinweg, ihr Blick unergründlich.
    „Vielleicht", meinte er achselzuckend.
    Dann widmete er sich wieder seinem Roastbeef. Ob sie sich fragte, warum er so viele Abende nicht zu Hause war? Warum er so oft erst in den frühen Morgenstunden nach Hause kam? Oder hielt sie ihn einfach für einen nichtsnutzigen Trunkenbold? Welch ernüchternder Gedanke. Zumal er sich nicht einmal besonders amüsierte auf den Bällen, in den Spielhöllen, wo immer er sich die Nächte um die Ohren schlug. Er konnte nur die Stille der Nacht nicht ertragen.
    „Du könntest auch zu Hause bleiben", sagte Melisande.
    Er sah sie an. Mit ausdrucksloser Miene erwiderte sie seinen Blick, brach dann bedächtig ein Stück Brot entzwei und butterte es. „Möchtest du das?", fragte er.
    Sie hob die Brauen, ohne von ihrem Brot aufzusehen. „Vielleicht."
    Er spürte, wie sein Bauch sich bei diesem einen, leise neckenden Wort zusammenzog. „Und was würden wir den ganzen Abend machen, liebste Gemahlin, wenn ich hier bei dir bliebe?"
    Sie zuckte die Schultern. „Oh, da wüsste ich einiges."
    „Und das wäre?"
    „Wir könnten Karten spielen."
    „Mit nur zwei Spielern? Ein bisschen langweilig, oder?"
    „Schach oder Dame?"
    Er hob nur die Brauen.
    „Wir könnten reden", sagte sie leise.
    Versonnen trank er einen Schluck Wein. Bei Tage stellte er ihr nach, wollte ihre Geheimnisse ergründen, aber aus irgendeinem Grund behagte ihm der Gedanke nicht, den ganzen Abend mit ihr zu verbringen und zu reden. Nachts suchten seine Dämonen ihn heim. „Worüber möchtest du reden?"
    Ein Lakai kam herein, brachte eine Platte mit Käse und frischen Erdbeeren und stellte sie zwischen ihnen auf den Tisch. Melisande rührte sich nicht, saß wie immer kerzengerade da, hielt die Schultern gestrafft, aber Jasper war es, als neige sie sich ihm kaum merklich zu, käme ihm ein wenig

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