Das Geheimnis des Viscounts
Promenadenmischung im Haus zu haben. Aber Melisande hatte seine Einwände sicher schlicht ignoriert und getan, wonach ihr der Sinn stand. Der arme Harold hatte es wohl schließlich aufgegeben und sich gefügt. Jasper stellte fest, dass seine Frau erschreckend entschlossen sein konnte, wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte.
„Wir sind da", sagte sie.
Schon? Er warf einen flüchtigen Blick aus dem Fenster und sah, dass sie tatsächlich vor seinem Haus angekommen waren.
„Der Lakai wird Mouse ins Haus bringen", erklärte er und suchte ihren Blick, um ihr zu verstehen zu geben, dass er in dieser Angelegenheit nicht mit sich reden ließe. „Lass ihn nicht heraus und rühr ihn nicht an, bis ich es dir sage."
Sie nickte, ihre Miene so kühl und gelassen, dass sie einer Königin würdig gewesen wäre. Dann stieg sie aus, ohne auf seine Hilfe zu warten, und schritt langsam die Treppe zum Haus hinauf; erhobenen Hauptes, die Schultern gestrafft, den Rücken gestreckt. Jasper fand diesen Rücken geradezu berückend aufreizend.
Irritiert runzelte er die Stirn, sprang dann leise fluchend aus der Kutsche und folgte seiner Frau. Er dürfte diese Schlacht gewonnen haben, so viel stand fest. Doch warum kam es ihm dann so vor, als hätte er eine schmachvolle Niederlage erlitten?
Kapitel 9
Prinzessin Immerschön stand auf den Zinnen des Schlosses und sah den Strom ihrer Verehrer eintreffen. Neben ihr stand Jack, der Hofnarr. Sie hatte ihn recht lieb gewonnen, und er begleitete sie stets. Um über die Zinnen blicken zu können, war er auf einen Mauervorsprung geklettert, denn er war gerade einmal halb so groß wie die Prinzessin.
"Ach herrje", seufzte die Prinzessin.
„Was betrübt Euch, holde Maid?", fragte Jack.
„Oh, lieber Narr, ich wünschte, mein Vater würde mich einen Mann nach meinem Geschmack wählen lassen", sagte die Prinzessin. „Aber das dürfte wohl kaum geschehen, was?"
„Eher heiratet der Hofnarr die schöne Königstochter", erwiderte Jack ...
aus Lachender Jack
M ouse bellte.
Melisande zuckte zusammen, als Sally ihr abends das Haar frisierte. Schwach nur war es zu hören, da der Laut aus den Tiefen des Hauses kam, doch er ging ihr durch und durch. Vale hatte den Hund in einen kleinen Vorratsraum im Keller gesperrt. Kaum hatte die Tür sich hinter ihm geschlossen, hatte Mouse zu bellen begonnen — wahrscheinlich war ihm in dem Moment klar geworden war, dass es nicht nur ein Scherz war und er so bald nicht wieder herausgelassen würde. Das war am späten Vormittag gewesen, und seitdem bellte er praktisch ununterbrochen. Hin und wieder verstummte er kurz, als lausche er, ob Rettung nahe, und wenn sich nichts rührte, fing er wieder an. Mit jedem Mal schien das Bellen lauter zu werden.
„Ganz schön laut der Kleine", meinte Sally. Sonderlich zuzusetzen schien es ihr indes nicht.
Vermutlich machte es niemanden so viel aus wie Melisande. „Er mag es nicht, eingesperrt zu sein."
„Tut ihm bestimmt mal ganz gut." Sally steckte ihr noch eine Nadel ins Haar und trat dann zurück, um ihr Werk zu begutachten. „Mr Pynch meint, er wäre schon halb wahnsinnig von dem Gekläffe."
Das Mädchen klang, als freue es sich darüber, dass der Kammerdiener um den Verstand gebracht wurde.
Fragend hob Melisande eine Braue. „Ist Lord Vale schon zurückgekehrt?"
„Ja, Mylady. Vor ungefähr einer halben Stunde." Sally begann aufzuräumen.
Melisande stand auf und ging im Zimmer umher. Ganz unvermittelt hörte Mouse zu bellen auf. Gespannt hielt sie den Atem an. Dann fing er erneut an.
Jasper hatte ihr zwar verboten, zu ihrem Hund zu gehen, aber wenn das so weiterging, würde sie es dennoch tun. Sie konnte Mouses Not kaum noch ertragen.
Es klopfte.
Sie fuhr herum. „Herein."
Jasper öffnete die Tür. Lange mochte er noch nicht zu Hause sein, aber aus seinem feuchten Haar schloss sie, dass er bereits Zeit gefunden hatte, sich zu waschen und umzukleiden. „Guten Abend, liebe Gemahlin. Hättest du Lust, mich zu unserem Gefangenen zu begleiten?"
Sie strich sich die Röcke glatt und nickte. „Ja, bitte."
Er trat beiseite, und sie eilte ihm voraus nach unten. Mit jedem Schritt wurde das Bellen lauter.
„Ich möchte dich um einen Gefallen bitten", sagte Jasper.
„Und der wäre?"
„Dass du dich gleich zurückhältst und den Hund mir überlässt."
Sie presste die Lippen zusammen. Mouse war launisch und hatte stets nur ihr gehorcht. Was, wenn der Terrier Jasper wieder biss? Ihr Gatte schien ein
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