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Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Titel: Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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sich auch mehr an. Habe ich das nicht gut gemacht, min Deern?«
    Greta befürchtete, einen ähnlichen Gesichtsausdruck wie Mattes zur Schau zu stellen, als er von ihrem Gespräch mit Mathilde gehört hatte. »Mattes hat also etwas für mich dagelassen?«, krächzte sie.
    Dieser Themenwechsel sagte Trude sichtlich wenig zu. Die Lippen gespitzt, schob sie die Lesebrille auf die Nase und durchsuchte einen Papierstapel mit aufreizender Gemächlichkeit. Endlich förderte sie einen Umschlag zutage, auf dem mit klarer Handschrift »Für Greta« geschrieben stand. Trotzdem musterte Trude ihn eingängig.
    »Was da wohl drin ist? Etwas zu schwer für einen Liebesbrief, selbst wenn er einige Seiten umfassen würde.«
    Am Ende ihrer Geduld angelangt, streckte Greta eine Hand aus und nahm sich den Umschlag.
    »Kindchen, Sie wollen mich doch wohl nicht ratlos zurücklassen, oder? Nun kommen Sie schon … Wenn es drauf ankommt, kann ich schweigen wie ein Grab.«
    Nun war es an Greta, breit zu lächeln. »Nichts, was ich Ihnen lieber glauben würde. Ich befürchte allerdings, dass es lediglich Fotoabzüge von meinem Großvater als Jungen sind. Mattes war so gut, sie in Aurich anfertigen zu lassen.«
    Wie erwartet wich das neugierige Funkeln der Wärme, die Trude ansonsten stets ausstrahlte. »Es ist wirklich sehr lieb von Ihnen, wie Sie sich um Ihren Großvater kümmern. Da wird sich der alte Herr gewiss freuen, und vielleicht versteht Ihre Mutter dann ja auch besser, dass Beekensiel nicht der Vorhof der Hölle, sondern ein nettes Fleckchen Erde inmitten der stürmischen Nordsee ist.« Anettes Auftritt am letzten Abend hatte offenbar Spuren hinterlassen. »Und, machen Sie nun einen Abstecher in Richtung Hafen, um sich Appetit zu holen? Ein gewisser Hundeliebha ber müsste allmählich auf dem Rückweg vom Spaziergang sein … Ich könnte für später einen schönen Tisch vorbereiten, an dem gegebenenfalls auch Ihre Mutter und deren Begleitung Platz finden würden. Wäre das was?«
    Obwohl ihr die Vorstellung eines gemeinsamen Essens durchaus gefiel, schüttelte Greta den Kopf. »Heute ist leider nicht der richtige Zeitpunkt für Geselligkeit, wir haben nämlich eine traurige Nachricht erhalten. Ich will auch nur schnell noch einmal vor die Tür, um mir die Beine zu vertreten.«
    »Eine traurige Nachricht? O, das tut mir aber leid. Und dabei hatte ich so gehofft, die Insel würde Ihnen nur Gutes bringen.«
    Entgegen ihrer sonstigen Art ließ Trude es darauf beruhen und fragte nicht weiter nach. Als Greta sich zum Gehen wandte, wünschte sie sogar einen schönen ruhigen Abend, und das ohne jeden anzüglichen Unterton. Die Nachricht von Arjens Krankheit begann Kreise zu ziehen, ohne dass sie laut benannt werden musste. Gleichgültig wie sehr Greta sich darauf konzentrieren mochte, den Mut hochzuhalten, um ihren Großvater herum würden die Menschen leiser und zurückhaltender werden, obwohl es genau das war, was Arjen vermeiden wollte. So gesehen war es gar nicht verkehrt, wenn er schon bald in den Kreis seiner Familie zurückkehrte. Zuhause würden die Menschen zwar auch unglücklich sein, aber da sie ihm so vertraut waren, würde jene belastende Distanz gar nicht erst aufkommen. Zumindest hoffte Greta das.
    Auf dem Marktplatz blickte Greta sich suchend um. Sie brauchte einen ruhigen Platz, um sich die Fotos anzusehen, bevor sie Mattes einen Besuch abstattete. Eigentlich stand ihm zu, dass sie sich die Abzüge gemeinsam ansahen, nachdem er ihr so viel geholfen hatte. Doch Greta verspürte das Bedürfnis, allein zu sein, wenn sie den ersten Blick auf Ruben und seinen Walfischknochen warf. Später würde sie die Aufnahmen dann gern gemeinsam mit Mattes betrachten.
    Wie von allein fand Gretas Blick den Kirchturm aus Backstein, den noch dieselben Lichter erhellten, an de nen sich in früheren Zeiten die Seefahrer orientiert hatten, weil Beekensiel keinen eigenen Leuchtturm hatte. Dass der Turm überhaupt noch stand, war ihrem Urgroßvater zu verdanken, der mit seiner unnachahmlichen Hartnäckigkeit Spenden für seine Instandhaltung eingetrieben hatte. Daran hatte sie vor einigen Tagen amüsiert gedacht, als sie der Kirche in Arjens Gesellschaft einen Besuch abgestattet hatte. Es war ein der norddeutschen Backsteingotik nachempfundener Bau, nachdem die verheerende Weihnachtsflut 1717 die ursprüngliche Kirche fortgespült hatte.
    Im Bauch der Kirche war es kühl und eine Spur zu dunkel, dafür war Greta zu dieser abendlichen Stunde die

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