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Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Titel: Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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sich Ruben nicht überreden lassen. Schon streckte er fordernd die Hand aus, bereit, seinen Freund an diesem aufregenden Nachmittag zu verewigen. »Schwer zu sagen, schließlich weiß ich nicht, wie viele Bilder Denneburg bereits verknipst hat. Das ist doch eh egal, wir sollten den Film jetzt vollmachen, damit ich ihn nächste Woche in Aurich zum Entwickeln abgeben kann … Falls mein Erspartes dafür ausreicht.«
    Ruben drehte den Fotoapparat zwischen den Händen, als trage er ein Geheimnis in sich. Es fehlte nur noch, dass er die Kamera schüttelte. Arjen, der in der Schule einiges über Fotografie gelernt hatte, drehte sich der Magen um. Plötzlich schien der hünenhafte Denneburg wieder ganz nah. Arjen glaubte geradezu, den Atem des aufgebrachten Mannes im Nacken zu spüren. Doch selbst wenn Denneburg ihnen zu Peer Hinrichs’ Versteck im Birkenwald gefolgt wäre, würden sie es rechtzeitig bemerken: Der alte Pirat lag dösend in einem Sonnenfleck, der auf die Lichtung fiel, aber sein eines Ohr reckte sich aufmerksam in die Höhe. Arjen war sich nicht sicher, ob er Hunde mochte, aber Pirat mit seiner gelassenen Art und seinem treuen Blick hatte sein Herz erobert. Falls jemand sie angriff, würde der Hund sich trotz seines lahmenden Beins vor sie stellen, so viel stand fest.
    »Ich wollte die Chance nutzen und etwas Besonderes ablichten«, gestand Ruben endlich mit einem verschmitzten Lächeln ein. »Aber dazu muss ich allein sein und nicht von dir mit Fragen bombardiert werden.«
    »Mal wieder ein Geheimnis.« Arjen verdrehte die Augen. »Na, los. Mach endlich dein Foto von mir, und dann kannst du los, um deine Mission zu erfüllen. Und damit du es weißt: Ich will gar nicht wissen, worum es dabei geht. Es interessiert mich nicht die Bohne, was du ach so Tolles vorhast. Null, kapische? Herr Ruben soll seine Geheimnisse ruhig für sich behalten, wie es sich für große Herren gehört. Da halten Orgelpfeifen wie ich doch den Mund und stellen keine lästigen Fragen.«
    Lachend boxte Ruben seinen Freund in die Seite, und ehe sie es sich versahen, befanden sie sich in einer Rangelei. Arjen schob und zerrte, versuchte Rubens Handgelenke zu fassen, doch sein Freund war viel zu wendig und zwickte ihn, trotz der Kamera in seiner Hand, in Bauch und Rippen. Es war ein Spiel, das Arjen bislang immer nur beobachtet hatte, wenn Jungs auf dem Pausenhof der Schule einander in den Armen lagen, entschlossen balgend und trotzdem vor Vergnügen quietschend. Nun begriff er die roten Köpfe, das überdrehte Lachen, die miteinander verknoteten Gliedmaßen, er spürte zum ersten Mal dieses Kribbeln aus tausend Luftbläschen seine Kehle hochsteigen, langte blind hin und ließ sich rupfen, denn er befürchtete nicht eine Sekunde, dass Ruben ihm ernsthaft wehtun würde bei diesem Kampf. Darum geht es nicht , begriff Arjen instinktiv. Ein wenig Kräftemessen vielleicht und eine Prise Grobheit, die durch den Spaß ausgeglichen wurde, aber vor allem ging es um Freundschaft. In diesem Sinne umschlang er den Oberkörper des deutlich schmächtigeren Ruben und presste ihn so fest an sich, bis der keuchte.
    »Ergibst du dich, du elender Wichtigtuer?«
    »Niemals!«
    Ruben wehrte sich nach Leibeskräften, dass Arjen schon befürchtete, die Kamera könne dabei kaputtgehen, dann gab er plötzlich nach. »Gegen dich hochgepäppelten Gorilla komme ich nicht an. Und wenn ich jetzt den geheimen Todesgriff anwenden würde, würdest du bestimmt auf mich drauffallen – und dann wäre ich platt.«
    »Also gibst du auf?«
    »Soll ich den Todesgriff anwenden?«
    »Das bedeutet dann wohl ›ja‹.«
    Arjen gab seinen Freund frei, und beide ließen sich ins vertrocknete Gras fallen. Pirat beobachtete sie mit schräg gelegtem Kopf, ehe er sich auf den Rücken drehte und alle viere in die Höhe streckte. Ihre Rangelei hatte ihn offenbar nicht sonderlich beunruhigt. Ruben, der vor Lachen kaum noch Luft bekam, warf eine Handvoll Grashalme nach Arjen.
    »Spinner«, sagte er atemlos. Trotzdem klang es wie ein Kompliment.
    »Das sagst ausgerechnet du. Von deiner Kneiferei werde ich morgen überall blaue Flecken am Leib haben. Hat dir niemand gesagt, dass nur Mädchen zwicken?«
    »Sei froh, dass ich nicht noch eine viel fiesere Mädel-Taktik angewendet und dich gebissen habe. Im Kampf und in der Liebe ist ja bekanntlich alles erlaubt.«
    »Was du so alles redest …« Arjen fühlte sich auf wunderbare Weise ermattet. Am liebsten hätte er es Pirat nachgemacht und sich

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