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Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Titel: Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Renovierungen hier im Haus hat also Mattes durchgeführt?« Der Gedanke gefiel Greta.
    Und auch Trudes Augen leuchteten vor Begeisterung. »Toll, nicht? Ihr Zimmer unterm Dach ist doch ein richtiges Schmuckstück geworden, auch wenn er seine Arbeit bloß als ›Rummuckeln‹ bezeichnet, ein Zeitvertreib für die Wintermonate. Dabei ist es nur ihm zu verdanken, dass ich eine vorzeigbare Rezeption und ein paar Zimmer habe, die bei den Gästen Eindruck schinden. ›Mach das Fischen zum Hobby und werde Restaurateur, bevor du deinen Laden endgültig dichtmachen kannst. Die Zeiten ändern sich eben‹, sage ich immer zu Mattes. ›Niemand macht dich dafür verantwortlich, dass euer Familienbetrieb nur rote Zahlen schreibt.‹ Aber, wie gesagt, der Kerl ist stur. Mit genau dieser Versessenheit hat er auch Mathilde vertrieben, da bin ich mir ganz sicher, auch wenn er nie damit rausgerückt ist, was zwischen den beiden vorgefallen ist, dass so plötzlich Schluss war.«
    »Hieß seine Freundin Mathilde?« Mattes und Mathilde – das klang ja wie im Märchen.
    »Genau. Mathilde Kähler. Ihr kleiner Bruder Frank ist mit unserer Birte zusammen. Das ist wohl auch der Grund, warum Mattes ihn sich noch nicht wegen Birtes blauer Flecken zur Brust genommen hat, darum sollte er sich eigentlich kümmern … Also darum, dass das mit den blauen Flecken nicht mehr passiert, jetzt, wo sie doch zusammenleben. Sollte man meinen, nicht wahr? Jedenfalls macht Mattes um alles, was mit Mathilde in Verbindung steht, einen Bogen, als handele es sich um ein Minengebiet. Als sie im letzten Sommer ihre Tochter Leni bekommen hat, musste ich ihn regelrecht dazu zwingen, ihr persönlich zur Geburt zu gratulieren und nicht bloß so eine lumpige Karte zu schicken.« Mit einem Seufzen nahm Trude das oberste Blatt von ihrem Rechnungsstapel, warf einen Blick darauf und legte es gleich wieder zurück. »Als Mattes nach Beekensiel zurückgekehrt ist, um das Geschäft von seinem Onkel Volker Ennenhof zu übernehmen, der in den letzten Jahren sehr damit beschäftigt gewesen ist, auf den Grund von jeder greifbaren Schnapsflasche zu gucken, ist er quasi sofort mit Mathilde zusammengekommen. Dabei hatten die beiden dieselbe Schule besucht, aber nie zuvor Interesse aneinander gezeigt, obwohl die Auswahl in so einer kleinen Gemeinschaft wie Beekensiel recht übersichtlich ist. Vermutlich hat Mattes Mathilde nach so langer Zeit mit anderen Augen gesehen. Er hatte sich nämlich verändert, war erwachsen geworden, ruhiger, ein richtiger Mann eben. Jedenfalls hätte ich Stein und Bein geschworen, dass die beiden bis an ihr Lebensende zusammenbleiben würden. Dann, vor knapp vier Jahren, war jedoch plötzlich Schluss. Keine Ahnung, was vorgefallen ist, denn Mattes schweigt wie ein Grab, während Mathilde danach viel mit ihren Töpferwaren – schönen Schalen, Krügen und so – über die Märkte von Friesland gezogen ist. Mittlerweile lebt sie mit ihrem Mann auf dem Festland, kommt aber häufig ihre Eltern besuchen, gerade jetzt, wo die kleine Leni da ist. Na, das Mädchen hat sein Glück wenigstens gefunden, während Mattes seine Abende mit seiner Großmutter Adele verbringen darf. Vermutlich ist das nur die gerechte Strafe dafür, dass er es mit Mathilde verbockt hat. Denn dass er es verbockt hat, steht ja wohl außer Frage, der und sein Temperament.«
    Greta wusste nicht recht, ob sie lachen oder zustimmend nicken sollte, sowieso reagierte sie ausgesprochen seltsam auf diese Geschichte. Ihr Herz schlug viel zu schnell, und zwischen ihren Schulterblättern hatte sich eine Hitze ausgebreitet, die ihr die Röte ins Gesicht trieb. So spannend ist Mattes Ennenhofs Liebesleben nun auch wieder nicht, dass du hier vor Aufregung schmelzen musst , hielt sie sich vor. Aber ihr Körper blieb unbeeindruckt von ihrer Meinung und trieb den Puls beharrlich voran.
    »Ich hoffe, ich habe Sie nicht in Verlegenheit gebracht, meine Liebe. Sie sind ja ganz rot geworden.« Trude sah nicht im Geringsten beunruhigt aus, sondern schmunzelte vielmehr. Allem Anschein nach war sie ausgesprochen zufrieden mit der Reaktion, die sie bei Greta ausgelöst hatte. »Wenn Sie Mattes das nächste Mal treffen, können Sie ja ruhig ein wenig nachsichtiger mit ihm umspringen, jetzt wo Sie wissen, dass er nicht aus seiner Haut kann. Sind Sie übrigens auch … Single ?« Trude sprach das Wort ›Single‹ wie den Namen eines komplizierten französischen Gerichts aus.
    »Ich … ähm.« Es lag auf der Hand,

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