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Das Geheimnis des weißen Bandes

Das Geheimnis des weißen Bandes

Titel: Das Geheimnis des weißen Bandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Seidenteppichen und Fächern, und manchmal sehe ich auch Asiaten da drin, zusammengerollt auf dem Boden. Aber der Kerl, der den Laden betreibt, ist ein Engländer wie Sie oder ich. Einen übleren und herzloseren Typen möchten Sie nicht kennenlernen. Schwarze Augen und ein Kopf wie ein Totenschädel. Oh, er lächelt natürlich und nennt Sie seinen Freund, wenn Sie Ihre Fourpence abliefern. Aber wenn Sie etwas umsonst haben wollen oder Streit mit ihm anfangen, lässt er Sie aus dem Haus prügeln und in die Gosse werfen. Trotzdem kommen wir ganz gut miteinander aus. Fragen Sie nicht, warum. Er hat ein kleines Büro neben dem Salon, und manchmal lädt er mich ein, dort eine Pfeife mit ihm zu rauchen – Tabak, meine ich, kein Opium. Er hört sich gern Geschichten aus den Docklands an. Bei ihm habe ich zum ersten Mal vom House of Silk gehört. Er benutzt Straßenjungen, um seine Vorräte zu ergänzen und neue Kunden in den Schiffswerften, Sägewerken und Kohlenlagern anzuwerben –«
    »Straßenjungen?«, unterbrach ich ihn. »Haben Sie jemals einen davon getroffen? Hieß er vielleicht Ross?«
    »Sie haben keine Namen, und ich spreche auch nicht mit ihnen. Aber jetzt hören Sie mir zu! Vor ein paar Wochen war ich bei Creer im Büro, und da kam einer dieser Jungen herein. Er war offenbar zu spät dran. Creer hatte getrunken und war übelster Laune. Er packte den Jungen und schlug ihn zu Boden. ›Wo bist du gewesen?‹
    ›Im House of Silk‹, hat der Junge gesagt.
    ›Und was hast du mir mitgebracht?‹
    Der Junge hat ihm ein Päckchen gegeben und ist aus dem Büro geschlichen.
    ›Was ist denn das House of Silk?‹, hab ich gefragt. Und daraufhin hat er mir erzählt, was ich Ihnen gerade erzählt habe. Hätte er nicht so viel Whisky intus gehabt, hätte er mir wahrscheinlich nichts erzählt, denn als er merkte, was er getan hatte, wurde er plötzlich sehr wütend. Er riss eine Schublade auf und hielt mir einen Revolver unter die Nase. ›Warum willst du das wissen?‹, schrie er. ›Warum hast du mir diese Fragen gestellt?‹
    ›Ich habe mich doch bloß mit Ihnen unterhalten‹, habe ich gestottert.
    ›Das hat nichts mit Unterhaltung zu tun‹, hat er geantwortet. ›Und wenn du je ein Wort von dem wiederholst, was ich gerade gesagt habe, fischen sie deine Leiche am nächsten Tag aus der Themse, mein Freund. Verstehst du? Wenn ich dich nicht umbringe, dann die.‹ Dann hielt er inne, als überlege er. Er nahm den Revolver herunter und sagte: ›Du brauchst deine Pfeife heute nicht zu bezahlen. Du bist ein guter Kunde, und wir kennen uns, du und ich. Wir müssen uns um dich kümmern. Vergiss, dass ich je mit dir gesprochen habe, und erwähne das Thema nie wieder. Hast du verstanden?‹ Und das war’s dann auch schon. Ich hatte die Sache beinahe vergessen, aber dann habe ich Ihre Annonce gesehen, und das hat mich natürlich daran erinnert. Wenn er wüsste, dass ich hier bin, würde er mich kaltmachen. Aber wenn Sie das House of Silk suchen, sollten Sie bei Creer anfangen. Er kann Sie da hinführen.«
    »Und wo ist er zu finden?«
    »In Bluegate Fields. Das Haus steht an der Ecke Milward Street; ein schäbiger, schmutziger Laden mit einer roten Laterne über der Tür.«
    »Werden Sie heute Abend dort sein?«
    »Ich bin jeden Abend dort, und dank Ihrer Belohnung werde ich noch viele Nächte lang dort sein.«
    »Verlässt dieser Creer jemals sein Büro?«
    »Oft genug. Sein Salon ist eng und verräuchert. Er geht auf die Straße, um Luft zu schnappen.«
    »Dann werden Sie mich heute Abend wahrscheinlich sehen. Und wenn alles gut läuft und ich finde das, was ich suche, werde ich Ihre Belohnung verdoppeln.«
    »Aber sagen Sie ja nicht, dass Sie mich kennen. Sie dürfen keine Miene verziehen, wenn Sie mich sehen. Erwarten Sie ja keine Unterstützung, wenn etwas schiefgeht.«
    »Abgemacht.«
    »Dann viel Glück, Mr. Holmes. Ich wünsche Ihnen Erfolg – wenn schon nicht zu Ihrem Wohl, dann zu meinem.«
    Wir warteten, bis Henderson gegangen war, dann wandte sich Holmes mir zu und seine Augen glänzten. »Eine Opiumhöhle, die Geschäfte mit dem House of Silk macht! Was halten Sie davon, Watson?«
    »Das Ganze gefällt mir kein bisschen, Holmes. Ich finde, Sie sollten sich da raushalten.«
    »Pah! Ich glaube, ich kann durchaus auf mich aufpassen!« Holmes ging zu seinem Schreibtisch, zog eine Schublade auf und nahm einen Revolver heraus. »Ich werde nicht unbewaffnet da hingehen.«
    »Dann werde ich besser mitkommen.«
    »Mein

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