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Das Geheimnis des weißen Bandes

Das Geheimnis des weißen Bandes

Titel: Das Geheimnis des weißen Bandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Eindruck bei ihm hinterlassen hatten. Niemand kannte das Böse besser als Holmes, aber es gibt böse Dinge, von denen man besser nichts weiß, und in diesem Fall konnte er seinen Erfolg nicht genießen, ohne an die düsteren Orte zu denken, an die ihn seine Ermittlungen geführt hatten. Ich konnte das verstehen. Ich hatte selbst schlimme Träume. Aber ich musste an Mary denken und mich um meine Praxis kümmern. Holmes dagegen war in seiner eigenen sonderbaren Welt eingesperrt und fing an, über Dinge zu grübeln, die er sicher lieber vergessen hätte.
    Eines Abends, nachdem wir zusammen gegessen hatten, erklärte er plötzlich, er wolle ausgehen. Der Schnee war nicht mehr zurückgekehrt, aber ansonsten war der Januar noch eisiger, als der Dezember gewesen war, und obwohl ich zu dieser spätabendlichen Expedition keinerlei Lust hatte, fragte ich, ob ich ihn begleiten solle.
    »Nein, nein, Watson. Das ist sehr liebenswürdig von Ihnen. Aber ich glaube, ich möchte lieber allein gehen.«
    »Aber wo wollen Sie denn zu dieser späten Stunde noch hin, Holmes? Setzen wir uns doch lieber an den Kamin zusammen und genießen wir einen Whisky! Irgendwelche Geschäfte können doch sicher bis morgen warten.«
    »Watson, Sie sind ein guter Freund, und ich weiß, dass ich in letzter Zeit keine sehr angenehme Gesellschaft war. Ich brauche nur ein bisschen Zeit für mich. Aber morgen können wir zusammen frühstücken, und da werden Sie mich sicher in besserer Stimmung finden.«
    Und so war es auch. Wir verbrachten einen vergnüglichen und geselligen Tag im British Museum. Wir speisten beiSimpson’s zu Mittag, und erst als wir wieder nach Hause kamen, las ich in der Zeitung einen Bericht über das große Feuer am Hamworth Hill. Ein Gebäude, das früher zu einer Schule gehört hatte, war bis auf die Grundmauern abgebrannt. Offenbar waren die Flammen so hoch gewesen, dass der Feuerschein am nächtlichen Himmel bis nach Wembley zu sehen gewesen war. Ich sagte nichts darüber zu Holmes und stellte auch keine Fragen. Ich sprach ihn auch nicht darauf an, dass sein Mantel, der wie üblich an der Garderobe hing, deutlich nach Rauch roch. An jenem Abend hat Holmes seit langem wieder einmal auf seiner Stradivari gespielt, und ich hörte der jubelnden Melodie lange zu, als wir zusammen am Feuer saßen.
    Ich höre sie heute noch. Ich lege die Feder beiseite, und beim Zubettgehen höre ich, wie der Bogen über die Saiten streicht und die Melodie sich hoch in den nächtlichen Himmel erhebt. Sie ist sehr weit weg und sehr leise – aber doch unüberhörbar! Ein Pizzicato. Ein Tremolo. Der Stil ist ganz unverkennbar. Der da spielt, ist Sherlock Holmes. Er muss es sein. Und ich hoffe von ganzem Herzen, dass er für mich spielt.

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