Das Geheimnis des Wuestenprinzen
den Schmerz hinweg, der in seinen Worten anklang.
âDu kannst nicht nach Hause zurückkehren, bis du dir den Tod deines Bruders verziehen hast.â
Nun wandte er sich zu ihr um, und ihr stockte der Atem angesichts der Seelenqualen, die sich in seinen Zügen spiegelten. âIch habe einer Nation einen guten Herrscher genommen, der vielleicht einzigartig gewesen wäre.â
âUnd was hast du verloren?â, hakte sie nach.
Statt zu antworten, warnte Alim sie: âJetzt!â, und riss wieder einmal das Steuer herum.
Schnell hielt sie sich an der behelfsmäÃigen Schlinge fest. Ihr war klar, dass er nicht mehr sagen würde, es sei denn, sie drängte ihn dazu. âAbbas al-Din hat einen groÃen Mann und eine starke Führungspersönlichkeit verloren, aber das Volk hat es überlebt. Du hingegen hast deinen Bruder verloren und dein Leben aufgegeben.â
âFadi war mehr als dasâ, erklärte er schroff. âNach dem Tod unserer Eltern war er für Harun und mich wie ein Vater. Er hat mir alles beigebracht, war mein bester Freund und engster Vertrauter.â Seine nächsten Worte verrieten einen tiefen Hass auf sich selbst. âDu hast keine Ahnung. Fadi ist immer bei mir, und ich denke ständig daran, dass ich schuld an seinem Tod bin.â
Hana vermutete, dass es das erste Mal seit Fadis Unfall war, dass er seinen Gefühlen freien Lauf lieÃ. âAlim â¦â
âErzähl mir nicht, dass er traurig wäre, wenn er mich so sehen würde. Ich weiÃ, dass er sich mich als Nachfolger gewünscht hätteâ, sprach er ihre Gedanken aus. âAber ich habe es nicht verdient, seinen Platz einzunehmen. Für mich wäre es so, als würde ich ihm zum zweiten Mal das Leben nehmen.â
âVersteheâ, sagte sie nach einer Weile. âMir würde es wohl genauso gehen.â
âAber?â, hakte er grimmig nach.
Hana lächelte ihn an. âAber hier geht es um mehr als deine Trauer. Abbas al-Din hat einen starken Führer verloren, könnte allerdings einen bekommen, der aus seinen Fehlern gelernt hat und weiÃ, was Mitgefühl bedeutet.â
âMein Bruder Harun verkörpert all diese Eigenschaftenâ, stieà Alim hervor. âEr hat alles richtig gemacht und sogar die Prinzessin geheiratet, die eine Woche nach dem Unfall Fadis Frau hätte werden sollen.â
Sanft berührte sie seine Hand, mit der er das Lenkrad umklammert hielt. âIch verstehe, dass du es abgelehnt hast. Es wäre zu viel verlangt gewesen.â
Ironisch zog er eine Braue hoch. âDanke für die Absolution, Sahar Thurayya.â
Seine sarkastischen Worte kränkten sie nicht. âHast du Harun eigentlich je gefragt, was er will, oder hast du es als selbstverständlich angesehen, dass er diese Bürde auf sich nimmt?â
Er schwieg eine Weile. âWas willst du mir eigentlich sagen?â
Erneut biss sie sich auf die Lippe. âDein Bruder Harun macht seinen Job nicht so gut, wie du glaubst.â
Daraufhin bremste er unvermittelt und blieb mit laufendem Motor stehen. âInwiefern?â, fragte er mit mühsam unterdrücktem Zorn, der seinen Schmerz kaum verbarg.
Hana legte sich ihre Worte sorgfältig zurecht. âIch stehe in Kontakt zu einigen Entwicklungshelfern aus Abbas al-Din. Harun soll ein guter Herrscher sein, aber das Volk will dich. Und es heiÃt, er sei nicht glücklich.â
âUnd warum das?â, meinte er grimmig. âAmber ist schön und auÃerdem sehr nett. Als sie sich kennenlernten, habe ich ihm angesehen, dass er ganz verrückt nach ihr war.â
âSchon möglich, aber wie mag es für sie gewesen sein, kurz nach Fadis Tod dessen jüngeren Bruder heiraten zu müssen? Der Tradition zufolge hättest du ihr Mann werden sollen.â
âJaâ, bestätigte er angespannt.
Offenbar hätte er Amber genauso ungern geheiratet wie sie Mukhtar.
âGerüchte besagen, Harun und Prinzessin Amber seien alles andere als glücklich. In drei Jahren haben sie sich in der Ãffentlichkeit nicht ein einziges Mal angelächelt, geschweige denn berührt. Angeblich besucht Harun sie nachts nicht in ihrem Schlafzimmer.â Sie schwieg einen Moment, damit er diese Informationen verarbeiten konnte. âUnd du weiÃt, was passiert, wenn es keinen männlichen Erben gibt.â
7. KAPITEL
Starr blickte Alim nach vorn in die
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