Das Geheimnis des Wuestenprinzen
Dunkelheit. Natürlich wusste er, was passieren würde. Die Haie würden anfangen, ihre Kreise zu ziehen â andere Clans in der Region, Nachbarländer und die westlichen GroÃmächte und Konzerne, die es auf die Ãl- und Gasvorkommen in seinem Land abgesehen hatten.
Genauso war ihm klar, was Hana unausgesprochen lieÃ. Brach Harun unter der Last zusammen, die er ihm mit seinem Verschwinden aufgebürdet hatte? Warum war er nicht glücklich mit der Prinzessin, die er ⦠hatte heiraten müssen?
Zum ersten Mal wurde Alim klar, wie egoistisch es von ihm gewesen war, seinen jüngeren Bruder allein zu lassen. In seiner tiefen Trauer hatte er dessen Leid überhaupt nicht wahrgenommen und von ihm erwartet, dass er für ihn die Scherben auflas. Er hatte gewusst, dass der ernsthafte, charakterfeste Harun das Richtige tun würde.
âDanke für deine ehrlichen Worte.â Er hörte selbst, wie ärgerlich er klang. Hoffentlich glaubte Hana nicht, sein Zorn würde sich gegen sie richten.
âVielleicht helfen sie dir ja dabei, die richtige Entscheidung zu treffen.â Sie blickte aus dem Fenster.
Sie wussten beide, dass er gar keine andere Wahl hatte. Er musste nach Hause zurückkehren, Harun fragen, ob er sein Amt weiter ausüben und mit Amber verheiratet bleiben wollte oder nicht. Möglicherweise konnte er seine Ehe retten, wenn er mehr Zeit für sich hatte â¦
Nachdem Alim einen Blick in den Rückspiegel geworfen hatte, trat er das Gaspedal durch. âIch hätte nicht anhalten dürfen.â
Hana drehte sich um. âSie sind ziemlich dicht hinter unsâ, bemerkte sie entsetzt, als sie das Licht der starken Scheinwerfer sah.
âIch schätze, es sind immer noch vier Kilometer, vielleicht mehr.â Er verfluchte sich dafür, dass er ihr Angst gemacht hatte. âIm Dunkeln wirken die Abstände kleiner.â
Sie nickte und schwieg dann eine Weile. âWas ich vorhin über deinen Bruder gesagt habe, stand mir nicht zuâ, erklärte sie angespannt.
âVielleicht musste es endlich mal ausgesprochen werden. Und vielleicht musste ich darüber reden.â Mit ihren Worten hatte sie in ihm den Wunsch geweckt, wieder zu leben und nicht mehr vor allem wegzulaufen.
Krampfhaft hielt sie sich an der Schlinge fest. âAber nicht mit mir, Alim. Ich schaffe es ja nicht einmal, meine eigenen Probleme in den Griff zu bekommen.â
âMöglicherweise brauchst du das gar nicht, Hanaâ, meinte er leise. âVielleicht hat das Leben, das Schicksal oder Gott uns nicht zufällig zusammengebracht. Vielleicht können wir uns gegenseitig helfen.â
âHeiÃt das, wir sind uns nur begegnet, um die Probleme des anderen zu lösen?â, konterte sie sarkastisch.
Er zuckte die Schultern. âKeine Ahnung. Ich bin kein Prophet.â
âUnd ich bin keine weise Frau, sondern nur die Tochter eines Minenarbeiters, die nicht einmal weiÃ, wohin sie gehört.â
Der Hass auf sich selbst, der aus ihren Worten sprach, warnte Alim davor, noch weiter in sie zu dringen. Doch irgendjemand musste ihr vor Augen führen, dass alles nicht so schlimm war, wie sie glaubte â¦
Dies war allerdings nicht der richtige Zeitpunkt, und genauso wenig konnte er Hana raten, wie sie ihr Leben leben sollte.
âSind nicht alle Menschen gleich, Hana?â Um sie aufzuheitern, fuhr er fort: âSchlieÃlich müssen wir alle essen, trinken und schlafen.â
âJa, das ist mir in den letzten Tagen klar geworden.â Nun lächelte sie ihn an. âIch glaube, du wirst nie wieder Energieriegel essen, wenn wir das hier hinter uns haben, stimmtâs?â
Verzweifelt sehnte er sich danach, sie zu berühren, sie an sich zu ziehen, ihr in die Augen zu blicken und das Verlangen darin zu sehen, bevor er die Lippen auf ihre presste. Doch wenn er es wieder tat, würde er die Beherrschung verlieren. Und er wünschte sich viel mehr als nur vorübergehende Befriedigung. Ihre nackte Haut zu spüren, Hana leise seufzen zu hören ⦠Allein bei der Vorstellung hätte er beinah laut gestöhnt. Wenn er Hana streichelte, fühlte er sich endlich wieder wie ein Mensch. Als würde er nach Hause kommen.
Was sie auch erlebt haben mochte, noch nie hatte ein Mann sie so erregt wie er. Das war ihm klar geworden, als er ihre Wange berührt und den Ausdruck in ihren Augen bemerkt hatte. Was würde er
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