Das Geheimnis des Wuestenprinzen
es dir jetzt besser?â
Sie nickte. âWas ist los?â
Er reichte ihr einen Kompass. âKannst du navigieren? Ich kann im Dunkeln nicht so gut sehen, und meine Brille liegt im Lkw. Ich habe schon Kopfschmerzen.â
âNatürlich kann ich navigieren. Aber können wir nicht kurz anhalten? Du musst deine Tablette nehmen.â
âIch habe dir die letzten gegen deine Schmerzen gegeben.â
âOh, das tut mir leid!â, rief sie. âDu leidest immer noch unter den Folgen der Kopfverletzung, und wenn du deine Augen überanstrengst â¦â
âIst gut, Hannaâ, unterbrach er sie amüsiert. âIch bin hier der starke Mann und habe alles unter Kontrolle. Ich Tarzan, du Jane. Also, Jane, in welche Richtung fahren wir gerade?â
Hana lächelte und blickte dann auf den Kompass. âWir fahren nach Nordwesten, Lord Greystoke.â
âWelcher Grad?â, hakte er lachend nach.
Nachdem sie erneut auf den Kompass gesehen hatte, sagte sie es ihm.
âTu deinen Arm wieder in die Schlinge, Hana. Ich muss die Richtung korrigieren. Wir sind um zehn Grad vom Kurs abgekommen.â
Sie befolgte seine Anweisung und nickte. âLos.â
Als Alim das Lenkrad herumriss, biss sie die Zähne zusammen, doch die Schmerzen waren nicht so schlimm, wie sie erwartet hatte. Das Einrenken und die Schlinge hatten geholfen.
Nun galt ihre Sorge ihm. âDu hast seit vielen Stunden nicht geschlafen, Alim. Kein Wunder, dass du Kopfschmerzen hast. Du musst dich ausruhen. AuÃerdem haben wir immer noch den Weidenrindenextrakt.â
âIch könnte jetzt einen Kaffee gebrauchenâ, meinte er. âDafür wäre ich dir wirklich dankbar.â
âDu musst erschöpft sein. Können wir nicht â¦?â
âNein. Wir müssen weiter.â Mit dem Daumen zeigte er nach hinten. âDahinten ist eine Staubwolke. Wenn ich ihre sehe, können sie auch unsere ausmachen. Und die können sich am Steuer abwechseln.â
Hana seufzte. âWäre ich nicht gestürzt, könnte ich dich ablösen.â
âWenn du mir helfen willst, rede mit mir, damit ich wach bleibe. Erzähl mir etwas Interessantes.â
âWas zum Beispiel?â
âAll die schmutzigen Details aus deinem Lebenâ, erwiderte er neckend. âWas hat dich dazu gebracht, als Krankenschwester in dieser Gegend zu arbeiten?â
Was würde er wohl denken, wenn sie ehrlich antwortete? Weil Mukhtar nie auf die Idee kommen würde, hier nach mir zu suchen.
Sie zuckte die Schultern. âIch habe Dokumentationen über die Not der Menschen hier gesehen und die Anzeigen der Hilfsorganisationen gelesen. Ich wollte auch einen Teil dazu beitragen.â
âWie lange lebst du schon in Afrika?â
Starr sah sie aus dem Fenster in die Dunkelheit. Plötzlich sehnte sie sich nach dem Anblick von Perth bei Nacht, wenn die funkelnden Lichter der Stadt sich im Fluss Swan spiegelten. âFünf Jahre.â
âUnd in Shellah-Akbar?â
âSechs Monate.â Nur ein halbes Jahr, aber sie war länger dort geblieben als an allen anderen Orten zuvor. Im Grunde war sie immer auf der Flucht, was ihr Arbeitgeber auch wusste, aber niemand stellte ihr Fragen. Wenn sie in einem der Flüchtlingslager auftauchte, wies man ihr ein anderes Dorf zu.
Sie hatte gehofft, länger in Shellah-Akbar bleiben zu können. Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte sie das Gefühl gehabt, unter Freunden zu leben. Trotz der ständigen Bedrohung durch Shâellah und seine Männer hatte sie sich fast sicher gewähnt.
âEs ist ein guter Ort, um sich zu versteckenâ, bemerkte Alim nachdenklich.
Hana erschrak und schwieg, denn sie konnte ihn nicht anlügen.
âDankeâ, fügte er ernst hinzu. âIch bin froh, dass du mich nicht angelogen hast.â
âDas bin ich dir schuldig.â Um die Tränen zu unterdrücken, blinzelte sie angestrengt.
âDu schuldest mir gar nichts, Hana. Aber du willst mir deine Geschichte nicht erzählen, stimmtâs?â
Erneut schwieg sie.
âWir müssten in einer halben Stunde beim Lkw sein.â
âGutâ, sagte sie verlegen. Je eher sich ihre Wege trennten, desto schneller konnte sie aufhören, diesen albernen Fantasien nachzuhängen.
âBist du seit deiner Kindheit mal wieder in Abbas al-Din gewesen?â, erkundigte Alim sich dann.
âNur zweimal.â Einmal für
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