Das Geheimnis des Wuestenprinzen
dem Fach unter der Konsole förderte er seinen letzten Trumpf zutage â das Satellitentelefon. Während er den Weg weiterfuhr, wählte er die erste gespeicherte Nummer und sprach schnell: âBrian, hier ist Alim. Ich brauche Hilfe. Eine der Krankenschwestern aus Shâellah Akbar ist bei mir. Sie ist verletzt und muss versorgt werden â¦â Er hörte zu, als der Pilot eine Frage stellte. âNein, sie ist Australierin. Wir sind vor einigen Tagen aus dem Dorf geflohen und befinden uns jetzt ungefähr sechzig Kilometer entfernt in nordnordwestlicher Richtung. Shâellahs Männer sind uns dicht auf den Fersen, und wir müssen so schnell wie möglich von hier verschwinden. Ist gerade jemand von euch hier in der Nähe?â, fragte Alim, bevor er grimmig hinfügte: âFalls es etwas nützt, mein Nachname ist El-Kanar. Ja, ich bin der Alim El-Kanar.â Während er wieder den Worten des Piloten lauschte, spürte er Hanas Blick auf sich. âDanke, Brian, wir treffen uns dort mit ihm.â Nachdem er das Telefon ausgeschaltet hatte, legte er es weg. âDer Pilot holt uns in zwanzig Minuten am vereinbarten Treffpunkt ab. Uns bleibt nur eine Minute, um zu verschwinden.â
âDu wirst dein altes Leben wieder aufnehmenâ, sagte Hana nur.
âJa.â Flüchtig sah er sie an und stellte fest, dass sie sehr angespannt wirkte. âMöchtest du irgendjemanden anrufen, falls es schiefgeht?â
Selbst im Dunkeln erkannte er, dass sie das Telefon sehnsüchtig betrachtete. Sein Magen krampfte sich zusammen.
âNeinâ, entgegnete sie schlieÃlich.
Es klang genauso endgültig wie ihr vorheriges Nein. Wie einsam sie in diesem Augenblick wirkte! Wie tapfer sie war und wie schön, trotz der zahlreichen Schrammen und des getrockneten Schlamms im Gesicht, trotz des zerzausten Zopfes, der unter ihrem Basecap hervorschaute. Sie war seine Frau und seine Königin, selbst wenn sie ihn für immer zurückwies.
Um ihr das Leben zu retten, würde er alles auf sich nehmen und alles ertragen. Und er würde nicht nur das tun, sondern sie auch von dem befreien, was sie so quälte.
Endlich, dachte Alim wenige Minuten später, als er Scheinwerferlicht am Ende des Weges sah. Grimmig schaltete er herunter und drückte die Knöpfe für die Notfallfunktionen, die er hatte nachrüsten lassen. âHalt dich gut festâ, wies er Hana an, bevor er das Gaspedal durchtrat.
Sie schrie auf, als er auf den Jeep zuhielt, der ihnen den Weg versperrte. âAlim, das schaffen wir nie â¦â
Er lachte humorlos. âMan hat mich nicht umsonst den Rennfahrerscheich genannt. Halt dich einfach fest, und vertrau mir.â
Nun erwiderte sie sein Lächeln. âAlso los. Ich bin bereit.â
Der Motor heulte auf, Schüsse peitschten, aber nur eine Kugel prallte an dem Panzerglas ab. Beim ersten Mal schrie Hana, doch dann lachte sie genauso wie er kurz zuvor, während der Lkw auf den Jeep zuraste â¦
Nur wenige Sekunden vor dem Zusammenprall sprangen Shâellas Männer schreiend aus dem Wagen. Im nächsten Moment stieà der Lkw gegen den Jeep und fegte ihn einfach zur Seite, sodass dieser sich mehrfach überschlug und auf dem Dach liegen blieb.
Die Männer feuerten noch einige Schüsse ab, doch die Kugeln schlugen nicht ein. Im Seitenspiegel sah Alim, wie sie die Gewehre sinken lieÃen.
âKönnen Sie den Lkw noch beschädigen?â, fragte Hana.
Er lächelte sie an. âNein, er ist genauso ausgerüstet wie ein Panzerwagen. Sie müssten schon mit einer Panzerfaust auf uns schieÃen, um uns aufzuhalten.â
âUnd die haben sie offensichtlich nichtâ, erwiderte sie aufgeregt, während sie seinen Arm umfasste.
Zum Glück hatte sie nicht an den fast leeren Tank gedacht. Er wollte sie auch nicht daran erinnern.
âUnd, ist das genug Aufregung für dich, mein Abendstern?â, erkundigte er sich lässig, woraufhin sie lachte.
âMeine Eltern würden jetzt sagen, es sei mein Schicksal. Sie konnten mich nie davon abhalten, Krimis zu lesen oder mir Actionfilme anzusehen.â
Es war das erste Mal, dass sie ihre Familie erwähnte, ohne traurig zu wirken, doch dies war nicht der richtige Zeitpunkt, um nachzuhaken. âDa sind sieâ, informierte er sie. âVier Jeeps in etwa hundert Metern Entfernung. Anscheinend warten sie noch auf Verstärkung, bevor sie
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