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Das Geheimnis meiner Mutter

Das Geheimnis meiner Mutter

Titel: Das Geheimnis meiner Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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gesetzt. Technisch gesehen war das vielleicht eine Verabredung. Er erinnerte sich nicht daran, einer von ihnen seine Nummer gegeben zu haben, aber die Hartnäckigen schafften es immer irgendwie, ihn aufzuspüren. Auch diese beiden Zettel warf er in die Rundablage. Er verabredete sich nicht zwei Mal mit derselben Frau.
    Und – das war der Punkt, an dem es wirklich jämmerlich wurde – seit Jenny sein versteinertes Herz aufgebrochen hatte, verabredete er sich überhaupt nicht mehr. Er lebte dieser Tage so zölibatär wie ein Mönch, was ein schmerzhafter Zustand war. Aber nicht so schmerzhaft wie bedeutungsloser Sex. Er hatte sich immer eingeredet, dass es ihn befriedigte, aber heute gelang ihm nicht einmal mehr das.
    Lade sie doch einfach mal ein, sagte er sich.
    Aber das hatte er schon mal versucht, und sie hatte abgelehnt.
    Frag sie noch mal.
    Das war ganz schön demütigend. Machte es ihm was aus? War er gewillt, sich noch eine Abfuhr einzufangen?
    Bevor er die Frage beantworten konnte, nahm er das Telefon in die Hand. Sie antwortete nach dem dritten Klingeln. „Hallo“, sagte sie gut gelaunt.
    „Ich bin’s.“ Er drehte sich um, sodass die Leute aus dem Großraumbüro sein Gesicht nicht durch die Scheibe in seinem Büro beobachten konnten. Er bildete sich gerne ein, ein Pokerface zu haben, aber wenn es um Jenny ging, war er sich da nicht so sicher. Er hielt den Atem an, als ihm einfiel, dass es vielleicht etwas anmaßend war zu denken, dass sie wüsste, wer „ich“ war.
    „Oh … hey, Rourke.“
    Okay, also nicht anmaßend. Dennoch hatte sich ein leicht vorsichtiger Unterton in ihre Stimme geschlichen. „Tut mir leid, dass ich dich enttäusche.“
    Sie lachte. „Ich erwarte einen Anruf von Mr Greer, meinem Agenten. Oh Gott, kannst du glauben, dass ich einen Agenten habe? Oder haben werde, wenn ich es denn irgendwann mal schaffe, dieses Buch zu Ende zu schreiben.“
    „Klar kann ich mir das vorstellen.“
    „Echt? Das sagst du nicht nur so?“
    „Ich weiß nicht, wo das Problem sein soll. Du wirst ein großartiges Buch schreiben, das ein Bestseller wird. Das hast du mir doch schon erzählt, als du wie alt, elf oder so warst?“
    „Und du glaubst das immer noch?“ Ihre Stimme wurde weich. „Oh, Rourke.“
    Auf ihr „Oh, Rourke“ reagierte sein Körper vollkommen unangemessen. Schnell setzte Rourke sich hinter seinen Tisch und drehte sich mit dem Stuhl in Richtung Wand. „Hör mal, ich habe mich gerade gefragt …“ Verdammt, warum war das so schwer? Würdest du gerne mit mir zum Abendessen ins Apple Tree Inn gehen?  Das war doch nur eine kleine Frage.
    „Was hast du dich gefragt?“, hakte sie nach.
    „Ob, äh, bei dir da oben alles in Ordnung ist.“
    „Sicher“, sagte sie. „Alles perfekt. Ich kann mir keinen besseren Ort vorstellen, um an meinem Projekt zu arbeiten.“
    Sein Herz setzte einen Schlag aus. Sie schien wirklich froh darüber, seiner Nähe entkommen zu sein. Es musste ja unglaublich schlimm für sie gewesen sein, bei ihm zu wohnen. „Es ist ein sehr schneereicher Tag“, fuhr er fort. „Ich wollte nur sichergehen, dass du alles hast, was du brauchst.“
    „Hier oben ist jeder Tag schneereich“, sagte sie. „Das ist ja das Tolle.“ Sie seufzte in den Hörer, und ihre Stimme klang nun sehnsüchtig. „Ich bin hier ganz alleine und ertappe mich dabei, wie ich mich an Sachen aus der Vergangenheit erinnere …“
    An uns? fragte er sich, sprach es aber nicht laut aus.
    Es klopfte an der Tür, und Rourke wirbelte mit seinem Stuhl herum. Nina Romano trat ein, ohne auf seine Einladung zu warten. Ein Blick in ihr Gesicht – angespannt, kurz vor der Panik –, und er sagte zu Jenny: „Ich muss auflegen. Ich melde mich später wieder.“
    Danke, Nina, dachte er. Er hatte es geschafft, das Telefonat zu beenden, ohne einen vollkommenen Idioten aus sich zu machen.
    Sie schenkte ihm nur einen kurzen Blick. „Jenny?“, fragte sie mit einem Nicken in Richtung Telefon.
    Verdammt, war das so offensichtlich? „Was ist los?“, fragte er, ohne auf ihre Frage einzugehen.
    „Ich weiß, wohin mein Geld verschwunden ist. Matthew Alger hat es geklaut.“
    Rourke brauchte einen Moment, um Anschluss an ihren Gedankengang zu bekommen. „Die Stadtfinanzen“, sagte er schließlich.
    Sie nickte und knallte ein ausgedrucktes Dokument auf den Tisch. „Er hat es ziemlich clever angestellt, Überweisungen von Sonder- und Sperrkonten auf das Hauptkonto überwiesen und sich dann bedient. Oh, und

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