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Das Geheimnis meiner Mutter

Das Geheimnis meiner Mutter

Titel: Das Geheimnis meiner Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Boden, ein weiterer Steinhaufen, oder vielleicht … Nein, das ist es nicht, dachte Daisy. Das kann nicht sein. Aber …
    „Alles in Ordnung?“, fragte Zach. „Du zitterst.“
    Sie schaute zu ihm hinunter. „Das musst du dir ansehen.“
    „Was ist denn?“
    Sie wollte es nicht sagen. Sie wünschte sich so sehr, dass sie falschlag. Vorsichtig stieg sie herunter und bedeutete Zach, einen Blick zu riskieren.
    „Hey, alles okay?“, fragte Sonnet besorgt. „Du bist weiß wie ein Laken. Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.“
    „Ich glaube, ich auch“, sagte Zach in diesem Moment.
    An seiner Stimme erkannte Daisy, dass sie sich nicht verguckt hatte. „Hilf mir noch mal rauf, ja?“, bat sie. „Ich muss ein paar Fotos machen.“

27. KAPITEL
    R  ourke stand früh auf und ging auf dem Weg am Fluss entlang eine Runde laufen, wobei die Hunde fröhlich um ihn herumsprangen. Es gab einen Fitnessraum, den sich Polizei und Feuerwehr teilten, aber er mochte es lieber, an der frischen Luft zu sein und sich zu quälen, bis seine Lungen vor Kälte schrien. Dann duschte er, zog sich an, räumte ein wenig auf und fütterte die Tiere.
    Jenny hierzuhaben, wenn auch nur für kurze Zeit, hatte ihm eine Wahrheit aufgezeigt, die er viele Jahre verdrängt hatte. Er lebte ein einsames, emotional steriles Leben, und er sehnte sich nach mehr. Da. Er wollte es nicht zugeben, aber der Gedanke ließ ihn nicht mehr los. Vor dieser letzten Sache mit Jenny hatte er sich überzeugen können, zufrieden zu sein mit seinen Tieren und seinen One-Night-Stands. Jetzt jedoch konnte er sich nicht länger was vormachen. Es gab Dinge, nach denen er sich sehnte, auch wenn er sie vielleicht nicht verdient hatte. Und er wusste nicht, was er deswegen unternehmen sollte.
    Er hatte viel Zeit – eigentlich seine ganze Karriere – damit verbracht, die niederen Instinkte der Menschen zu beobachten. Die Polizeiarbeit gewährte ihm Einblick in das Leben anderer Menschen, aber meistens nur in die schlimmsten Momente. In dieser kleinen Stadt saß der Polizeichef nicht in einem gläsernen Büro und gab Befehle. Öfter, als ihm manchmal lieb war, fand er sich draußen auf der Straße, wo es unvermeidlich war, mit der düsteren Seite des Lebens in Kontakt zu kommen. Auch in Avalon gab es Korruption und Gewalt. Nicht so viel wie in einer Großstadt, aber die Ansätze waren da. Obwohl es nur eine kleine Stadt war, gab es auch hier Männer, die sich betranken und ihre Frauen und Kinder schlugen, gab es Punks, die in den Kellern der Häuser ihrer Großmütter Crystal Meth zusammenbrauten, klauten Highschoolmädchen in den Läden und forderten Footballspieler einander zu Mutproben heraus, wie sich von der Eisenbahnbrücke abzuseilen und in grell orangefarbenen Buchstaben „Knights Rule“ an den Wasserturm zu sprühen. Es gab genug Drama, um Rourke beschäftigt zu halten. Aber das ganze Drama, alle Dinge, die er im Job sah, ließen ihn abstumpfen. Ließen ihn sich fragen, warum die Menschen sich überhaupt die Mühe machten, ihr Herz an jemanden zu verschenken, wenn es doch in den meisten Fällen damit endete, dass ebendieses Herz gebrochen wurde.
    Doch jetzt, wo Jenny zurückgekehrt war, verstand er es.
    Genau wie sie versprochen hatte, rief sie ihn jeden Tag an. Und genau wie er vermutet hatte, reichte ihm das nicht. Er wusste nicht, ob sie ihn aus Pflichtgefühl anrief oder weil sie seiner Drohung zuvorkommen wollte, ansonsten jeden Tag bei ihr vorbeizuschauen, um sicherzugehen, dass es ihr gut ging.
    Er blätterte durch mehrere pinkfarbene Notizzettel mit Nachrichten, die auf seinem Tisch lagen. Dank des Schneefalls war heute ein sehr ruhiger Tag. Das Büro kam mit einer Notbesetzung aus. Einer der Assistenten seines Vaters hatte angerufen, um ihn zu dessen jährlichem Präsidenten-Lunch einzuladen – was nur ein anderes Wort für eine Spendenveranstaltung war, auf der jedes Essen 500 Dollar kostete. Danach war der Anruf seiner Mutter gekommen, die die Einladung pflichtbewusst noch einmal wiederholte. Rourke sah seine Eltern nur selten; die Wunden der Kindheit waren nie ganz verheilt. Er zerknüllte beide Nachrichten und warf sie in den Papierkorb. Es gab außerdem noch je eine Nachricht von zwei Frauen – Mindy und Sierra –, mit denen er sich vor einer Weile mal verabredet hatte.
    Nein – nicht verabredet. Er hatte beide Frauen in einer Bar kennengelernt, sich ein Wochenende lang mit ihnen vergnügt und sie dann in den Zug zurück in die Stadt

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