Das Geheimnis meiner Mutter
wollen.
Überraschung.
ESSEN FÜR DIE SEELE
von Jenny Majesky
TRAUERMAHL
Immer wenn ein geliebter Mensch die Welt verlassen hatte, rief seine Familie meine Großmutter an, weil sie eine Meisterin darin war, innerhalb kurzer Zeit ein Menü für eine größere Anzahl Gäste zusammenzustellen. Das Herzstück war ihr heißes Trauermahl – eine herzhafte Mischung, die in einem großen Bratentopf zubereitet wurde. Es heilt die Trauer nicht, aber man sagt, es tröstet ein schmerzendes Herz.
Amerikanisches Trauermahl
1 Pfund gehacktes Rindfleisch
Zwiebel, in Würfel geschnitten
1 Tasse in Scheiben geschnittene Möhren, tiefgekühlt
1 Tasse Blumenkohl, tiefgekühlt
1 Tasse Brokkoli, tiefgekühlt
1 Dose Champignoncremesuppe
1 Dose Hühnchencremesuppe
3 – 4 Selleriestangen, in Würfel geschnitten
2 EL Sojasoße
TL weißer Pfeffer
350 g Chow-Mein-Nudeln
Den Ofen auf 160 °C vorheizen. In einer Pfanne das Hackfleisch und die Zwiebeln anbraten. Abtropfen lassen und in eine größere Bratenform geben. Das Gemüse, die Suppen, Sellerie, Sojasoße und Pfeffer vermischen und zu dem Fleisch geben. Zwei Drittel der Chow-Mein-Nudeln unterheben, den Topf zudecken und ungefähr 1 Stunde im Ofen garen lassen. Die restlichen Nudeln darüber verstreuen, Deckel wieder schließen und weitere 15 Minuten backen.
32. KAPITEL
D er Wind hatte aufgehört, und der Schnee fiel jetzt in dicken Flocken zur Erde und hüllte die Hütte in ein Kissen der Stille. Jenny zog sich die Ärmel ihres Pullovers über die Hände, um sie zu wärmen. „Ich will es wissen, Rourke“, sagte sie. „Ich will wissen, was du denkst.“
Er schüttelte den Kopf. „Das ist nicht wichtig. Geht es dir gut, Jen?“
Sie nickte. „Ist es seltsam, dass ich nicht hysterisch weine?“
„Nein. Sie war schon so lange fort.“
„Ich bin … auf eine Art fühle ich mich erleichtert. Zumindest weiß ich es jetzt. Als du angefangen hast, mir von ihr zu erzählen, war es, als wenn etwas Kaltes, Enges sich löst. Jetzt weiß ich, warum – weil ich nun nicht mehr wütend sein muss. Ich habe Jahre damit verbracht, wütend auf sie zu sein, zu denken, dass sie mich nicht genug liebt, um zurückzukommen. Dabei hat sie in Wahrheit versucht, den Familienbetrieb zu retten, obwohl sie selber beinahe verzweifelt unglücklich war. Doch sie hat ihr Bestes versucht, und dann ist ihr etwas Fürchterliches zugestoßen. Ich hätte sie die ganze Zeit über lieben sollen, anstatt böse und gekränkt zu sein. Ich wünschte …“ Sie wusste nicht, wie sie den Gedanken zu Ende bringen sollte. „Ich wünschte, ich hätte meine Gefühle anders genutzt.“
„Oder gar nicht“, murmelte Rourke.
Das war natürlich die Art, wie Rourke eine Situation wie diese sah. Lass dich gar nicht erst auf Gefühle ein, dann wirst du auch nicht verletzt. Sie wand sich unbehaglich, als er sie weiter mit gehetztem Blick betrachtete. Sie verspürte leichtes Bedauern, weil sie ihn nur zu gut verstand. Er sah so einsam aus, wie sie sich fühlte. Nachdem Joey umgekommen war, hätten sie sich gegenseitig Trost geben können – sollen sogar. Stattdessen hatten sie einander den Rücken gekehrt. Sie waren beide durch die Vergangenheit so verletzt gewesen – hatten Angst zu lieben, Angst, sich zu verlieren, verletzt zu werden, ihr Herz einem anderen anzuvertrauen. „Es ist wegen Joey, oder?“, flüsterte sie. „Darum lässt du nie jemanden an dich heran.“
„Deshalb lasse ich dich nie nah an mich heran.“
„Rourke, das ergibt keinen Sinn …“
„Er wusste von uns.“
„Hat er dir das gesagt?“
„Nein. Aber er wusste es.“
„Und damit hast du all die Jahre gelebt.“
„Das ist nichts, was man vergisst. Er hat uns geliebt, und wir haben ihn betrogen. Er wusste es, und in der Sekunde, in der er starb, waren wir auf immer in dieser Situation gefangen, ohne eine Chance, es … Wir können es nie wieder richten.“ Manchmal erinnerte sie sein Gesicht noch an den Jungen, den sie einmal gekannt hatte – dann spiegelten sich darin Wut und Verletzlichkeit und eine Sehnsucht, die ihr Herz berührte. Auch damals schon war er gleichzeitig selber emotional angeschlagen als auch über die Maßen beschützend gewesen. Die gleichen Gefühle kamen jetzt durch in seiner Weigerung, sich etwas zu vergeben, das er nicht mehr ändern konnte.
„Ich weiß nicht, wie es dir geht“, sagte sie. „Aber ich spreche andauernd mit Joey. Ich werde mich nicht damit quälen, ob er das mit uns gewusst hat
Weitere Kostenlose Bücher