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Das Geheimnis meiner Mutter

Das Geheimnis meiner Mutter

Titel: Das Geheimnis meiner Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Ausbildung, für seine Zukunft. Sie hatte kein Recht, seine Entscheidungen infrage zu stellen. „Ich weiß. Es tut mir leid. Du wirst das großartig machen, und sie können von Glück reden, dich zu haben.“
    „Nett zu wissen, dass jemand so denkt. Ich versuche, mich daran zu erinnern, wenn ich während der Trainingseinheiten um Gnade betteln werde.“ Er blieb an der Bank außerhalb des Bahnhofsgebäudes stehen. „Warte kurz, okay?“
    Der Vorplatz des Bahnhofs war wunderschön angelegt, um die Besucher in Avalon würdig zu begrüßen. Die Äste der großen Ulmen und Ahornbäume bildeten ein Dach über dem Hauptweg, der von Blumenbeeten gesäumt war. Im August wirkten die Dahlien und der Rittersporn erschöpft und ausgelaugt. Ein paar trockene Blätter wirbelten in der leichten Brise; eine Erinnerung daran, dass der Herbst nicht mehr weit war. Eine kleine Schar Krähen kreiste über ihnen und ließ sich dann lärmend in einem der Bäume nieder.
    „Ich muss dich etwas fragen.“ Joey stellte seinen Seesack ab.
    Jenny schaute erst ihn an und ließ ihren Blick dann durch die Umgebung schweifen, nicht sicher, was genau sie suchte. Alles, was sie sah, war die Stadt, in der sie ihr ganzes Leben gelebt hatte, die Schaufenster und Eingänge der Läden, die Touristen, die über den Marktplatz schlenderten. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Joey zu. In seinen Augen lagen Eindringlichkeit und noch etwas, dem sie sich nicht entziehen konnte, selbst wenn sie es gewollt hätte – Liebe. Joey liebte sie. Sie sah es an der Art, wie seine Augen aufleuchteten, wenn er sie anschaute, und in dem zärtlichen Lächeln, das er nur ihr zeigte.
    „Ich will dich heiraten, Jenny“, sagte er ohne Vorrede.
    Heiraten? Ihr Mund wurde trocken und ihre Kehle eng. Sie konnte nicht sprechen. Das war vermutlich nicht die Reaktion, auf die er gehofft hatte. In ihr tobten die widerstreitendsten Gefühle – Euphorie, dass es jemanden gab, der unerschrocken erklärte, sein Leben mit ihr verbringen zu wollen. Aber auch Angst. Immerhin vertraute er ihr sein Herz an.
    Ihr Schweigen schien ihn nicht zu stören. Aus seiner Hosentasche holte er ein kleines Kästchen, das sie nur zu gut kannte. Es war von Palmquist’s. „Ich weiß, dass wir im Moment noch nichts machen können, aber ich habe dir das hier gekauft.“ Mit einem anbetungswürdigen, schüchternen Lächeln öffnete er das Kästchen, um ihr den schmalen Goldring mit dem einzelnen Brillanten zu zeigen. „Es ist das Beste, was ich mir leisten konnte. Ich hoffe, er gefällt dir.“
    „Das tut er, Joey. Ich …“
    Er beugte sich vor und küsste sie, und in seinen Armen fühlte sie sich sicher, so als wenn sie nie wieder etwas verletzen könnte. Sie hörte den ankommenden Zug aus dem Norden. Mit einem Zischen kam er zum Halt. Ein Pfiff ertönte. Die erschrockenen Krähen stoben auf in den Himmel, wie eine platzende Seifenblase aus schwarzen Flügeln.
    „Ich weiß, dass wir noch jung sind“, flüsterte er. „Aber ich weiß auch, was ich will. Und ich weiß, dass wir es schaffen können. In vierundzwanzig Monaten bin ich mit diesem Einsatz durch. Wir werden hier in Avalon leben, und ich kann von hier aus jeden Tag zum College fahren. Du musst deine Großmutter nicht alleine lassen.“
    Bei diesem Satz breitete sich ein Lächeln in Jennys Gesicht aus. „Granny liebt dich. Wenn sie das hört, wird sie vorschlagen, dich heiligzusprechen.“
    „Ich bin kein Heiliger. Und wenn sie die böse Hexe des Westens wäre, würde ich sie trotzdem lieben, weil sie deine Großmutter ist.“ Damit steckte er ihr den Ring an den Finger. „Sieh dir das an“, sagte er. „Er passt perfekt.“
    Sie schaute auf ihre Hand, den glitzernden Brillanten. „Das stimmt“, sagte sie. „Perfekt. Aber zwei Jahre sind eine lange Zeit …“
    „Ich liebe dich schon viel länger“, entgegnete er. „Zwei Jahre sind nichts. Ich habe diese Entscheidung nicht einfach aus dem Bauch heraus getroffen. Ich träume schon, so lange ich denken kann, davon, mein Leben mit dir zu verbringen.“
    „Ich nicht“, gab sie zu.
    „Ich weiß.“ Er zog sie in seine Arme. Seine Brust dehnte sich aus, als er tief einatmete. „Ich bitte dich, mir zu vertrauen. Ich bitte dich, darauf zu vertrauen, dass ich dich liebe. Dass es funktionieren wird.“
    „Erster Aufruf“, kam eine blechern klingende Stimme aus den Lautsprechern, die außen am Bahnhof angebracht waren. „Das ist der erste Aufruf für den Zug nach Süden. Bitte

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