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Das Geheimnis meiner Mutter

Das Geheimnis meiner Mutter

Titel: Das Geheimnis meiner Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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böse.“
    „Lügner.“
    „Okay, jetzt bin ich böse“, sagte er.
    „Wusste ich doch. Siehst du, ich hatte recht. Und jetzt musst du mir sagen, warum.“
    „Weil du mich einen Lügner genannt hast.“
    „Ich meine davor.“
    „Davor war ich … es ist dumm. Ich will nicht darüber reden.“ Er schob die Hände in die Hosentaschen und funkelte sie an. Schatten schnitten dunkel durch sein Gesicht.
    „Du bist nicht böse, weil du mich geküsst hast“, sagte sie. „Du bist böse, weil es dir gefallen hat.“
    „Ich mag Mädchen, na und? Verklag mich doch. Und überhaupt, wenn du schon alles weißt, wieso willst du dann noch drüber reden?“
    „Weil ich versuche, es zu verstehen, Rourke.“
    „Das ist nicht schwer“, erwiderte er.
    Sie senkte den Blick. „Es ist wegen Joey, oder?“, sagte sie leise.
    „Seit dem Anfang des Sommers versucht er, einen Weg zu finden, um dich zu fragen.“
    Das wusste sie. Auf irgendeiner Ebene war sie sich dessen bewusst geworden. „Ich will aber vielleicht gar nicht von ihm gefragt werden.“
    „Warum nicht? Er ist toll.“
    „Vielleicht mag ich aber jemand anderen.“ Die Worte schlüpften über ihre Lippen, leise geflüstert wie etwas Skandalöses.
    Er schaute sie kalt an. Im harten Mondlicht sah er groß und bedrohlich aus. „Nun, das solltest du lieber bleiben lassen.“
    „Großartig. Danke für den Rat.“ Sie verbarg ihren Schmerz unter Sarkasmus. Es war, egal, wie man es betrachtete, eine unmögliche Situation. Es gab keine Möglichkeit, wie sie mit einem der Jungen zusammen sein konnte, ohne dem anderen wehzutun. Nein, das stimmte nicht ganz. Nichts konnte Rourke wehtun. Er trug einen harten Panzer, der über die Jahre von seinem Vater immer dicker geschmiedet worden war. Er wusste, wie er sich schützen konnte. Aber Joey wusste das nicht. Selbst nach zwei Jahren in der Armee. Der süße, sensible Joey versuchte gar nicht erst, sich zu schützen.
    „Was habt ihr denn so lange gemacht?“, rief Joey ihnen zu. Er wartete vor der Mitarbeiterhütte, wo die Party schon in vollem Gange war.
    „Nichts“, erwiderte Jenny und bemerkte erst jetzt, dass sie den Tränen nahe war. Sie senkte den Kopf und verbarg ihr Gesicht. Wenn Joey sie genauer anschaute, könnte er vielleicht erahnen, dass sie gerade ins Himmelreich geküsst worden war.
    „Wo ist Nina?“, wollte sie wissen.
    „Sie bringt Sonnet nach Hause. Ich habe ihr gesagt, dass Rourke und ich dich später fahren.“
    Großartig. Von Nina im Stich gelassen und gezwungen, den Rest des Abends hier zu verbringen.
    „Lasst uns reingehen“, murmelte Rourke. Er schien Joeys Blicken ebenfalls auszuweichen.
    Jenny war nur auf ein paar Partys im Camp Kioga gewesen. Meistens drängte sich eine wilde Menge in der Mitte des Raumes und hüpfte zu der lauten Musik aus den Lautsprechern. Die Lichter waren gedimmt, aber irgendwie bemerkten drei Mädchen Rourkes Eintreten trotzdem sofort und umschwärmten ihn wie Groupies einen Rockstar. Unter Jennys beobachtendem Blick schien er sich in einen ganz anderen Menschen zu verwandeln, der ein glattes, sexy Lächeln trug und mit lässigem Charme mit den Mädchen umzugehen wusste. Er schlang einen Arm um die Taille einer seiner Bewunderinnen und ging mit ihr auf die Tanzfläche. Das Mädchen, für das er sich entschieden hatte, trug einen kurzen Rock und ein so enges Tankshirt, dass jede Naht ihres BHs darunter sichtbar war.
    Ihr Schmerz und ihre Verwirrung mussten sich wohl auf Jennys Gesicht abgezeichnet haben, denn Joey kam zu ihr und berührte sie am Arm. „Lass uns nach draußen gehen.“
    Im Hinausgehen warf sie noch einen letzten Blick über ihre Schulter – gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Rourke ihr nachschaute, als wenn er sichergehen wollte, dass sie auch sah, was er tat. Und was tat er schon? Versuchte er, sie zu überzeugen, dass es falsch war, ihn zu mögen? Wenn ja, dann funktionierte es. Das sollte ihn glücklich machen.
    „Mach dir keine Gedanken wegen Rourke“, sagte Joey. „Manchmal benimmt er sich ohne einen Anlass wie der letzte Idiot.“
    Oh, ich habe ihm einen Anlass gegeben, dachte sie.
    „Es ist eben schwer für ihn, weißt du. So, wie er aufgewachsen ist.“
    Sie konnte nicht anders; bei seinen Worten musste sie einfach lächeln. Joey schien von allen Menschen immer nur das Beste anzunehmen. Alles wäre so viel einfacher, wenn sie und Joey … Konnte man sich selber davon überzeugen, jemanden zu lieben, nur weil es das Richtige zu sein

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