Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis von Compton Lodge

Das Geheimnis von Compton Lodge

Titel: Das Geheimnis von Compton Lodge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Jackob
Vom Netzwerk:
die Zusammenhänge in Bezug auf die Erbschaft?«, fragte ich weiter.
    Â»Nur, dass Sir Edward mit seinem Besitz wohl ganz andere Absichten hatte, als er seinen Enkeln gegenüber vorgab. Mein Vater ist da wohl in eine Geschichte hineingerutscht, deren Ausmaß er zweifelsohne unterschätzt hat.«
    Butler hielt inne und schien nach Worten zu ringen. Es fiel ihm offensichtlich schwer, über das unerklärliche Verschwinden des Admirals zu sprechen.
    Â»Sie werden das Watson zu einem späteren Zeitpunkt darlegen. Lassen Sie uns erst einmal einen Blick auf das Nebengebäude werfen«, unterbrach ihn Holmes.
    Wir überquerten den Vorplatz des Haupthauses und erreichten die Stallungen, die rechts davon lagen. Die beiden rundbogigen, hölzernen Flügeltüren waren mit einer schweren Kette verschlossen. Etwa fünf bis sechs Yards weiter rechts davon befand sich eine kleine Seitentür, die Holmes ohne zu zögern ansteuerte. Er fasste den Knauf, hob die Tür an und drückte sie mit einem gezielten Stoß auf. Eine Staubwolke kam uns entgegen. Wir wichen ein paar Schritte zurück und warteten. Schließlich nahm Holmes sein Taschentuch vor den Mund und ging voran. Das Licht der Blendlaterne schwang hin und her, es handelte sich ohne jeden Zweifel um den Raum mit den Arbeitsgeräten. Teile davon waren noch vorhanden. Holmes trat durch eine offene Tür und wandte sich nach links. Plötzlich blieb er stehen und begann mit den Füßen auf den Boden zu stampfen. Fast hätte ich losgelacht, aber er war bereits fündig geworden und legte eine Falltür frei.
    Â»Watson, Sie dürfen jetzt Ihr heimliches Gelächter wieder einstellen«, sagte er trocken, »wenn Sie den Geruch des Bodenstaubs richtig einzuschätzen gewusst hätten, wäre Ihnen sofort klar gewesen, dass eine kühle Feuchtigkeit mitschwingt. Dieser Raum ist zu trocken, es muss folglich noch einen Keller geben.«
    Mit diesen Worten stand er auf und versuchte erfolglos, die Tür nach oben zu wuchten. Wir holten Butler zu Hilfe, doch sie blieb verschlossen.
    Â»Darum kümmern wir uns später.«
    Er musste bereits Schlüsse aus Beobachtungen gezogen haben, die ich noch nicht einmal gemacht hatte. Nachzufragen hatte jetzt sowieso keinen Sinn. Wir verließen den Anbau und fanden uns auf dem Vorplatz wieder. Mein Gefährte stand da und rieb sich die Hände. Plötzlich rief er uns zu sich und bat Butler, in hohem Tempo um das Haupthaus herumzufahren. Ich war sprachlos. Was in Gottes Namen sollte das? Nach der vierten Umrundung ließ er die Kutsche auf der Rückseite des Gebäudes anhalten, stieg aus, ging zum Laden der Küche und horchte mit dem Ohr am Holz. Dann kam er zurück und ließ das Manöver ein zweites Mal durchführen.
    Â»Was soll dieses unsinnige Verhalten?«, fragte ich ihn reichlich irritiert, nachdem auch die zweite »Tour de Maison« beendet war. Er sah mich lange an.
    Â»Ich möchte Sie als Arzt fragen: Wenn sich Ihnen ein höchst ungewöhnliches Krankheitsbild böte, wären Sie dann bereit, einen außergewöhnlichen Weg zu gehen? Ich kenne Ihre Antwort, mein Lieber, natürlich würden Sie das!«
    Ich war verwirrt. Warum sprach Holmes von einem Krankheitsbild? Er schlug vor, die Dinge erst einmal auf sich beruhen zu lassen. Ihm sei eben etwas aufgefallen, das diese Maßnahme erfordert hatte.
    Â»Was auch immer, Holmes.«
    Mein Gefährte gab unserem Mitstreiter ein Zeichen, die Kutsche zurück auf die Landstraße zu steuern. Nach ein paar hundert Metern ließ er in einer bewaldeten Kurve anhalten, beorderte Butler vom Kutschbock, stieg selbst hinauf und zog einen Feldstecher hervor. Sein Blick war auf Compton Lodge gerichtet. Nach ein paar Minuten sprang er, ohne Kommentar, nach unten und wies Butler an, weiterzufahren.
    Â»Und, haben Sie gesehen, was Sie erwartet haben?«, wollte ich von ihm wissen.
    Â»Ich habe etwas gesehen, das ich nicht erwartet habe«, sagte er kopfschüttelnd.
    Wir fuhren zurück zum Pigeons Inn, wo sich Butler von uns verabschiedete. Wir nahmen indes eine kleine Mittagsmahlzeit ein. Es folgten zwei geruhsame Stunden auf dem Balkon des Zimmers, die wir eingewickelt in dicke Decken verbrachten. Ich begann die bisherigen Ereignisse in eines meiner Notizbücher einzutragen.
    Â»Frönen Sie schon wieder Ihren Märchenerzählungen?«
    Ich ging nicht darauf ein, diesen Vorwurf

Weitere Kostenlose Bücher