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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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Sommersprossen tummelten? Merkten Männer eigentlich solche Kleinigkeiten, oder waren sie stets mit Wichtigerem beschäftigt? Vielleicht interessierte sich Lord Linworth gar nicht für sie. Vielleicht gab es gar eine Lady Linworth? Billy hatte kein Wort darüber verloren, ob sein Freund verheiratet war. Wie es wohl wäre, Lady Linworth zu sein? An der Seite dieses eleganten Mannes zu leben? Streng rief sie sich zur Ordnung. Warum musste ihr Clara diesen Floh ins Ohr setzen?! Noch kannte sie Lord Linworth viel zu wenig, um an eine ernsthafte Verbindung auch nur zu denken! Sie ließ all ihre Begegnungen der letzten Tage Revue passieren. Wie er beim Frühstückstisch saß und mit Mama Konversation betrieb. Wie er im Hinblick auf die Grauen ihre Partei ergriffen und so Billys Trotz hervorgerufen hatte. Seinen sachkundigen Blick, wenn er sich eingehend mit dem Silber beschäftigte. Sie sah ihn fröhlich mit der Angelrute das Haus verlassen. Und sie sah ihn hoch zu Ross, wie er fest, ja fast ein wenig verkrampft, die Zügel in der Hand hielt. In diesem Augenblick vernahm sie den Hufschlag eines einzelnen Pferdes.
    Lord Linworth ist zurückgekommen!, schoss es ihr im ersten Moment durch den Kopf. Ihm ist auf Wild Rose Manor zu langweilig geworden. Er sehnt sich nach weiblicher Gesellschaft!
    Doch der Reiter, der sich nun in schnellem Galopp auf der von hohen Platanen gesäumten Allee näherte, hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit seiner Lordschaft. Seine Kleidung war weder modisch noch auffallend. Er trug ein schlichtes braunes Jackett und blank polierte schwarze Stiefel. Kein extravaganter Reithut zierte seine dunklen Locken. Wer bitte trug seine Haare heute noch so lang, dass sie fast bis zum Kinn reichten? Seit Beau Brummel die vornehme Londoner Welt regierte, waren kurz geschnittene Windstoßfrisuren der letzte Schrei. Das hatte sich schnell bis Winchester herumgesprochen. Hoch aufgerichtet saß der unbekannte Mann im Sattel, die Zügel locker in der Hand. Pferd und Reiter schienen eins zu sein. Unwillkürlich verglich Elizabeth das Bild, das sich ihr nun bot, mit dem von Lord Linworth zu Pferde. Was für ein himmelweiter Unterschied! Hier lässige Eleganz, dort Linworth mit verbissenen Gesichtszügen, anscheinend in steter Furcht, sein Pferd würde mit ihm durchgehen. Hatte sie eben noch gedacht, Linworth wäre attraktiv? Dieser Mann war attraktiv! Groß und stattlich. Und von einer Selbstsicherheit, die auf innere Stärke zurückzuführen war, nicht auf modische Raffinessen. Wer war der Fremde? Was brachte ihn nach Portland Manor? Und warum hatte sie kein hübscheres Kleid angezogen? Elizabeth blickte an sich hinunter. Das schlichte olivgrüne Baumwollkleid hatte auch schon bessere Tage gesehen. Es war einfach und schmucklos, ohne jedes Dekolleté, mit kleinen Knöpfchen hochgeschlossen bis zum Hals. Der Fremde musste sie für ein simples Bauernmädchen halten!
    Dieser hatte in der Zwischenzeit sein Pferd in Schritt fallen lassen. Sie stand auf, um ihm entgegenzugehen. Der stechende Schmerz in ihrem Fußgelenk ließ ihr Lächeln nicht gar so strahlend erscheinen, wie sie sich das gewünscht hätte. Nun waren sie beide auf einer Höhe. Gleich würde sich der Unbekannte aus dem Sattel schwingen, um sich ihr vorzustellen. Darauf würde sie ihn nach seinem Begehr fragen. Sie war wirklich neugierig geworden. Doch nichts dergleichen geschah. Seltsamerweise hielt es der Mann nicht für nötig, das Pferd zum Stehen zu bringen, sondern tippte zum Zeichen des Grußes lediglich an seine Schläfe. Wäre sie nicht in seinen Weg getreten, so wäre er wohl, ohne ein Wort zu sagen, an ihr vorbeigeritten. Was für befremdliche Manieren! Und noch viel befremdlicher war, dass sie zwar den Mann nicht kannte, sehr wohl aber das Pferd, das er ritt. Es war Jupiter, der Lieblingshengst ihres Vaters! Sie blickte mit wachsendem Erstaunen vom Pferd zum Reiter. Dafür musste es doch eine Erklärung geben. Allein, sie hatte den Mann noch nie gesehen. Seine blauen Augen betrachteten sie erwartungsvoll, doch auch mit einer unübersehbaren Spur von Langeweile, die sich auch auf seine Lippen geschlichen hatte. Seine dunklen Locken waren vom Ritt zerzaust, auf der sonnengebräunten Stirn hatten sich kleine Schweißtropfen gebildet. Sein glatt rasiertes Kinn war markant und zeugte von Energie und starkem Willen. Der erste Eindruck hatte nicht getrogen. Von seinem Äußeren her war er ein Mann, von dem eine Frau nur träumen konnte. Dennoch:

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