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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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Joseph angewiesen, diese Salbe zuzubereiten und aufzutragen. Anscheinend hat der Bursche meine Anweisung nicht befolgt.“
    Hier tat sie Joseph unrecht. Es war Mr. Michaels, der ihre Anweisung widerrufen hatte. Allerdings hielt er es für besser, ihr das nicht ins Gesicht zu sagen.
    „Es ist nicht der Kratzer, der dem Pferd zu schaffen macht“, wiederholte er daher ungerührt, „also hilft hier keine Paste.“
    Elizabeths Blick war skeptisch. Was war von einem Stallmeister zu halten, der kaum, dass er da war, schon alles besser wusste als sein Vorgänger? Ein Vorgänger noch dazu, der mindestens doppelt so alt gewesen war und ihm daher an Lebensweisheit und Erfahrung vieles voraushatte.
    „Sehen Sie nur …“ Behände sprang er über den Zaun und ging zu Summerwind hinüber, der friedlich in der Sonne graste. Er führte das Tier zu Elizabeth und hob das Vorderbein an. Ihr Protest kam umgehend. „Lassen Sie sofort das verletzte Bein los! Wollen Sie alles noch viel schlimmer machen?!“
    Ihr Einwand ärgerte ihn, doch er tat, als habe er ihn nicht gehört. Was brachte es auch, mit einer unbeherrschten Frau zu diskutieren?
    „Wenn ein Pferd lahmt, dann ist die Wurzel des Übels häufig an den Hufen zu suchen. Ich weiß nicht, ob es Sie interessiert …“
    „Mich interessiert alles, was mit meinem Pferd zu tun hat!“
    „Gut, dann sehen Sie genau her: Das Horn ist am Strahl schwarz und …“, er zog die Nase kraus, „… riecht übel.“
    Elizabeth riss vor Schreck die Augen auf. „Sie haben recht! Wie konnte das nur geschehen? Haben Sie schon etwas dagegen unternommen?“
    Ihre Frage war nichts als reine Besorgnis, er indes hörte nichts als einen Vorwurf und antwortete entsprechend kühl: „Selbstverständlich.“
    „Und was? Jetzt reden Sie doch!“
    „Ich habe die Hufe abgeschabt und mit einer Zwiebellösung ausgewaschen, um sie zu reinigen. Ich habe John zu den Leuten geschickt, die die kleine Kapelle am Waldrand neu eindecken. Er soll etwas Teer mitbringen, mit dem ich den Huf bestreichen will. Die Wiese ist trocken …“
    „Summerwind muss sofort in den Stall zurück!“, befahl sie, „dort ist er geschützt …“
    „Nein, das ist er nicht. Im Stall hat er sich diese Entzündung zugezogen, denn dieser ist seit Wochen nur mangelhaft gereinigt worden. Es tut den Pferden nicht gut, in Schlamm und Nässe zu stehen. Joseph ist eben dabei, ordentlich auszumisten und neues Stroh aufzuschütten.“
    „Sie haben ja anscheinend alles bestens im Griff!“ Sie wusste selbst nicht, warum sie plötzlich so erbittert darüber war.
    „Selbstverständlich!“, sagte er, nicht weniger erbittert.
    „Ich muss ins Haus. Mama erwartet mich zum Lunch!“, war alles, was ihr in diesem Augenblick einfiel. Sie hätte sich auf die Zunge beißen können! Ohne ihm noch einmal ins Gesicht zu sehen, machte sie auf der Stelle kehrt, schürzte ihre Röcke und eilte, so schnell es ihr verletztes Bein zuließ, hoch erhobenen Hauptes zum Haus zurück.

9. Kapitel
    Natürlich erwartete Mama sie nicht zum Lunch. Mylady war ausgefahren, um mit ihrer besten Freundin Einzelheiten für die geplante Einladung zu besprechen. So blieb Elizabeth nichts anderes übrig, als allein eine Kleinigkeit zu essen. Da ihre unternehmungslustige Mutter oft unterwegs war, war sie längst daran gewöhnt. Heute jedoch war alles irgendwie anders. Die Uhr auf dem Kaminsims tickte ungewöhnlich laut. Das Lamm in Kapernsauce schmeckte irgendwie fade. Und als sich auch noch eine fette Fleischfliege brummend auf ihrem Tellerrand niederließ, hatte sie endgültig genug. Sie ging in den Salon hinüber und sank auf das Sofa, das in den letzten Tagen ihr Krankenlager gewesen war. Keine wirklich gute Idee. Denn jetzt hatte sie erst recht Zeit zum Nachdenken. Sie konnte sich nicht daran erinnern, sich schon einmal so sehr über sich selbst geärgert zu haben. Außer vielleicht einmal, als sie zwölf Jahre alt gewesen war und mit Billy vor dem Haus Fangen gespielt hatte. Sie hatte ihr bestes Kleid angehabt, weil sie es Papa stolz hatte vorführen wollen. Und anstatt bewundernde Blicke einzusammeln, war sie mit beiden Füßen in einer riesigen Pfütze gelandet. Doch der Zorn von damals war nichts gegen den Zorn, den sie jetzt empfand. Die Tatsache, dass der Stallmeister mit allem, was er gesagt hatte, recht hatte, war kaum zu ertragen. Er musste sie für ein herrschsüchtiges, zänkisches Weib halten. Elizabeths Schultern strafften sich. Trotzig schob sie das Kinn

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