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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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gespannt, diesen Cousin kennenzulernen. Ich kann es gar nicht erwarten, ihm auf den Zahn zu fühlen.“
    Elizabeth hielt erschrocken die Luft an. „Sei bloß vorsichtig, Mama. Wir dürfen Major Dewary auf keinen Fall in Gefahr bringen.“
    „Das brauchst du mir nicht zu sagen, Elizabeth, das weiß ich doch. Lass mich nur machen, du wirst sehen, ich spiele meine Rolle wundervoll.“

    Als Lady Portland eine halbe Stunde später mit Elizabeth im Schlepptau das Frühstückszimmer betrat, erhoben sich Lord und Lady Bakerfield, um ihren Gästen entgegenzugehen. Auch Lord Bakerfield begrüßte sie freundlich, und Elizabeth fand nichts an seinen Manieren auszusetzen. Dewary hatte zwar erzählt, er sei erst vor kurzem dreißig geworden, doch das konnte sie kaum glauben. Durch seinen gedrungenen Körperbau und das schüttere Haupthaar wirkte er um einige Jahre älter. Er trug einen gut geschnittenen grünen Samtrock ohne jeden Zierrat. Sein Halstuch war ordentlich, doch ohne modische Finessen geknüpft. Alles in allem machte er den soliden Eindruck eines rechtschaffenen Landadeligen, der bequeme und praktische Kleidung jedem modischen Firlefanz vorzog. Die junge Lady Bakerfield, angetan mit einem violetten Tageskleid mit Puffärmeln und zarter Spitze am Kragen, war wieder ganz in ihrem Element. „Ach, da sind Sie ja, meine Lieben! Ich habe soeben zu meinem Gemahl gesagt, wie sehr ich mich freue, dass wieder Leben in diese düsteren Hallen einkehrt! Kommen Sie, setzen Sie sich zu uns. Dienerschaft …!“
    Sie machte mit ihrer Rechten eine gebieterische Geste, doch es schien nicht so, als würden die Diener derartiger Aufforderungen bedürfen.
    „Servieren Sie den beiden Damen, was immer sie möchten!“ An die Gäste gewandt fügte sie hinzu: „Teilen Sie Humphrey Ihre Wünsche mit, sie werden Ihnen umgehend erfüllt werden.“
    Während Lady Portland Platz nahm und die Serviette über ihrem Schoß ausbreitete, fühlte sie sich doch verpflichtet zu protestieren. „Aber das sind doch keine düsteren Hallen, meine Werteste! Die Gästezimmer sind geradezu zauberhaft! Und dann erst dieser Salon! Ich mag die hellgrün gestreifte Tapete, sie hat so etwas Erfrischendes! Ich darf Ihnen versichern, dass ich noch selten solch hohe, sonnendurchflutete Zimmer von nobler Eleganz gesehen habe. Sie können sich wahrhaft glücklich schätzen, hier zu sein.“
    Lady Bakerfield, die soeben ein Stück Schinken zum Mund hatte führen wollen, ließ ihre Gabel sinken und verzog unwillig ihren kleinen Mund. Kurz schien sie einen Widerspruch zu erwägen. Doch stattdessen schenkte sie ihrem Ehemann ein strahlendes Lächeln. „Natürlich sind wir glücklich, hier zu sein. Sehr glücklich, nicht wahr, Edward?“
    Er tätschelte ihr, offensichtlich erfreut, die Hand.
    „Doch wissen Sie, Mylady“, setzte die junge Frau dann doch fort, „lichtdurchflutete Räume nützen wenig, wenn man hier eingesperrt ist.“
    Mylord ließ ihre Hand wieder los. Lady Portland stutzte. „Ja, sind Sie denn hier eingesperrt, Lady Bakerfield?“
    „Natürlich nicht“, brummte seine Lordschaft nicht eben erfreut, „was meine Gattin meinte …“
    „Was deine Gattin meinte, mein lieber Edward“, fiel ihm diese ins Wort, „war, dass ich jung bin und … glücklich verheiratet.“ Sie drückte nun ihrerseits die Hand ihres Gemahls und errötete allerliebst. Er beantwortete ihren Blick wieder mit einem verliebten Lächeln, das sich allerdings erneut trübte, als sie fortfuhr: „Ich will mein Leben genießen, ich hoffe, Sie verzeihen meine offenen Worte, Mylady, ich will Gäste bewirten, ich will tanzen, ich will lachen …!“
    Lady Portland, die selbst heiteren Vergnügungen alles andere als abgeneigt war, konnte die junge Frau nur zu gut verstehen. Nur zu gut verstand sie aber auch ihr Gemahl.
    „Mein Täubchen, du vergisst meine Mama.“
    Lady Bakerfield war offensichtlich alles andere als willens, die versteckte Rüge in seinen Worten unwidersprochen hinzunehmen. „Ich vergesse deine Mama? Ich? Ich habe sie nicht einmal gekannt! Wie kann man jemanden vergessen, den man nicht kannte?!“
    Elizabeth hätte sich fast verschluckt. Natürlich waren Lady Bakerfields Worte vollkommen unpassend und pietätlos. Dennoch entbehrten sie nicht einer gewissen Logik, die sie erheiterte. Anscheinend war ihr diese Erheiterung anzusehen, was ihr ein Augenzwinkern von Mama einbrachte und Lady Bakerfield zu dem Ausruf veranlasste: „Sie haben leicht lachen, Miss

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