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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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Lippen abzulesen!“
    Elizabeth überlegte, ob ihr der Gedanke gefiel, von einem Ehemann erzogen zu werden. Sie wünschte sich jemanden, dem sie auf Augenhöhe begegnen konnte, einen Mann, dem sie vertraute, mit dem sie sich gerne unterhielt. Es würde ihr nichts ausmachen, wäre er klüger und gebildeter als sie, damit sie von ihm etwas lernen konnte. Aber erzogen? Nein, erzogen wollte sie bestimmt nicht mehr werden.
    „Was meinst du, hat Mayor Dewary recht? Hat dieser Bakerfield die falschen Anschuldigungen gegen ihn in die Welt gesetzt?“ Mylady schüttelte in Gedanken versunken den Kopf. „Ich kann nicht glauben, dass hinter seiner harmlosen, biederen Fassade tatsächlich ein so hinterhältiger Charakter steckt!“
    Darauf wusste Elizabeth allerdings auch keine Antwort. Bakerfield war ihr nicht unsympathisch, doch sie kannte ihn viel zu wenig, um sich ein Urteil bilden zu können.
    „Ist dir aufgefallen, Mama, dass keiner von beiden erwähnte, dass Lady Barbara ermordet wurde?“
    Ihre Mutter nickte. „Natürlich ist mir das aufgefallen, Elizabeth. Doch das kann ich gut verstehen. Würde uns je so ein schreckliches Schicksal widerfahren, was der liebe Herrgott verhindern möge, so würde ich das auch nicht jedem x-beliebigen Fremden auf die Nase binden. Wer wollte schon in einem Haus wohnen, wo jemand ermordet wurde?“
    „Lady Barbara wurde doch gar nicht im Haus ermordet“, stellte Elizabeth richtig.
    Doch diesen Einwand ließ ihre Mutter nicht gelten. „Sei doch nicht so kleinlich! Also, ich würde das auch verschweigen.“
    „Wahrscheinlich hast du recht“, gab Elizabeth zögernd zu und lenkte die Aufmerksamkeit ihrer Mutter wieder auf das ungewöhnliche Verhalten von Lady Bakerfield.
    „Aus welchem Haus stammt sie wohl? Weißt du, wessen Tochter sie sein könnte?“
    „Mich würde nicht wundern, wenn es sich bei der Guten um eine Bürgerliche handeln würde!“, lautete Myladys nun vollends vernichtendes Urteil.
    Das wollte Elizabeth dann doch nicht glauben. Ehen zwischen einem Adeligen und einer Bürgerlichen kamen in der vornehmen Gesellschaft ausgesprochen selten vor, und für einen möglichen Erben von Digmore Park schien eine solche Verbindung nachgerade ausgeschlossen. Lady Portland zuckte nach dem Einwand ihrer Tochter ungerührt mit den Schultern.
    „Ich weiß es natürlich nicht, meine Liebe, aber ich halte alles für möglich. Anscheinend kennen sich die beiden noch nicht lange und sind reichlich überstürzt vor den Traualtar getreten. Vielleicht hat der gute Edward Bakerfield Schulden, und sie ist eine reiche Kaufmannstochter. Das würde doch vieles erklären, auch ihr seltsames Verhalten …“
    „Soweit ich weiß, haben Kaufmannstöchter kein Debüt in London, Mama, oder?“
    Mylady lachte amüsiert auf. „Das kommt darauf an, was du unter Debüt verstehst, meine Liebe. Wenn du meinst, ob sie der Königin vorgestellt wird, dann ist das bei einer Kaufmannstochter natürlich ausgeschlossen. Aber vielleicht haben die Bürgerlichen auch so etwas wie eine Saison, wir wissen es ja nicht! Schließlich kommen wir mit diesen Menschen höchst selten in Berührung!“

23. Kapitel
    Früher als erwartet klopfte es an der Tür. Elizabeth öffnete und blickte in das lächelnde Gesicht ihrer Gastgeberin. „Sind Sie bereit für unsere kleine Besichtigungstour?“
    „Aber natürlich, meine Liebe“, meldete sich Lady Portland von hinten, erhob sich und strich ihre Röcke glatt, „wir sind schon sehr gespannt, mehr von diesem wunderbaren Haus zu sehen.“
    … und zu erfahren, wo sich Major Dewarys Zimmer befindet, setzte Elizabeth in Gedanken hinzu. Vielleicht war der Raum nicht abgesperrt, und sie konnte sich bald ungesehen hineinschleichen und den Geheimgang suchen. Ihre Mutter war an ihr vorbei auf den Flur hinausgetreten.
    „Also, liebe Lady Bakerfield, wir hören …“
    „Wir befinden uns hier im rechten Flügel des Hauptgebäudes“, erklärte die junge Frau und ihre Worte überschlugen sich fast vor Begeisterung. Es war eine neue, wunderbare Erfahrung, Herrin eines so stattlichen Anwesens zu sein, und nicht nur die jüngste Tochter eines Haushalts, in dem sie keiner ernst nahm! Noch selten hatte sie sich so wichtig gefühlt wie jetzt, so durch und durch erwachsen!
    „Hier im rechten Flügel befinden sich einige Wohnräume der Herrschaft sowie die für Gäste. Sie, liebe Lady Portland, sind im Rosenzimmer untergebracht. Sicher ist Ihnen der herrliche Blick auf den Rosengarten

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