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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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aus den allerbesten Häusern. Einer war Offizier und bat mich, auf ihn zu warten. Doch ich mag es ganz und gar nicht leiden, wenn man mich warten lässt!“ Sie blickte Beifall heischend in die Runde. „Und dann kam in diesem Frühjahr der liebe, liebe Edward des Weges und hat mein Herz im Sturm erobert! Nicht wahr, mein lieber Edward, so war es doch?“
    Der liebe Edward beeilte sich, ihre Schilderungen zu bestätigen, und hielt es doch für angebracht, ihren Enthusiasmus ein wenig zu dämpfen. „Noch lebt mein Onkel, also sind deine Pläne verfrüht, meine Liebe. Wir müssen noch warten …!“
    Myladys Schmollen vertiefte sich. „Warten, warten, warten! Du weißt, dass ich nicht dafür geschaffen bin zu warten! Hätte es mir nichts ausgemacht zu warten, dann hätte ich …, nun, das tut nichts zur Sache! Edward, ich will nicht immer nur warten müssen! Ach, ich wünschte, wir hätten schon alles hinter uns!“
    Elizabeth beobachtete Lady Bakerfield mit wachsendem Befremden. Wieso gingen beide Eheleute fest davon aus, Digmore Park bald ihr Eigen nennen zu können? Jedenfalls wurde Dewary mit keinem Wort erwähnt. Sie hatte diesen Gedanken kaum zu Ende gedacht, als Lord Bakerfield hinzufügte: „Und natürlich dürfen wir meinen Cousin Frederick nicht vergessen. Mein Cousin ist der einzige Sohn von Lord Digmore. Selbstredend steht er an erster Stelle der Erbfolge. Er dient derzeit als Offizier bei den Lifeguards in Spanien, und wir hoffen sehr, dass er gesund und unversehrt zurückkommt und nach dem Tod seines Vaters das Erbe antreten kann.“
    Seine Frau pflichtete ihm heftig nickend bei: „Ja, wir hoffen, dass er zurückkommt, und zwar möglichst rasch.“
    Dann stimmte sie ein so ansteckendes Lachen an, dass Elizabeth und ihre Mutter nicht anders konnten, als mitzulachen, ohne genau zu wissen, warum.
    Lord Bakerfield war offensichtlich daran gelegen, das Thema zu wechseln. „Was werden die Damen heute unternehmen? Ich selbst kann Ihnen leider nicht Gesellschaft leisten, die Pflicht ruft.“ Er zeigte mit seiner Rechten auf das Gewehr, das an der Kommode lehnte.
    Elizabeth war erstaunt. „Ist denn schon Jagdsaison, Mylord?“
    „Wir legen nur auf ganz besonderes Wild an, Lady Elizabeth, nur auf ganz besonderes Wild.“
    Er lächelte und freute sich sichtlich darüber, dass seine Frau wieder in schallendes Gelächter ausbrach. Dann verabschiedete er sich, nahm seine Waffe und verließ den Raum. Lady Bakerfield schlug vor, die beiden Damen durchs Haus zu führen und ihnen auch die Gärten zu zeigen. Man vereinbarte, einander in einer Stunde zu treffen.

    Elizabeth beeilte sich, ihrer Mutter auf ihr Zimmer zu folgen. Ihre Röcke raschelten, sie kicherten wie zwei Backfische und konnten kaum an sich halten. Endlich hatte sich die Türe hinter ihnen geschlossen.
    „Rasch, rasch, du kannst dich zurückziehen!“ Die Kammerfrau, die eben Myladys Reisemantel ausbürstete, wurde gnadenlos aus dem Raum gescheucht.
    „Nimm Platz, Elizabeth, dort drüben auf dem kleinen Fauteuil neben dem Kamin. Und dann sag mir, was du von alldem hältst!“
    Lady Portland ließ sich auf ihrem Bett nieder, während ihre Tochter tat, wie ihr geheißen.
    „Lady Bakerfield benimmt sich wie ein ungezogenes Schulmädchen!“, lautete ihr gnadenloses Urteil. „So hübsch sie ist und so freundlich, wenn sie das möchte, so schlecht benimmt sie sich, wenn ihr etwas gegen den Strich geht.“
    „Gar so hübsch finde ich sie nicht. Irgendwie gewöhnlich. Du bist die bei Weitem Hübschere!“, befand Mylady, „und glaube mir, ich würde vor Scham vergehen, würdest du dich je so unverschämt benehmen!“
    Elizabeth lächelte. Es war schön, eine Mutter zu haben, die so vernarrt in ihre Kinder war, dass sie über die Wirklichkeit einfach hinwegsah. Lady Bakerfield war um vieles aparter als sie. Allein das herzförmige Gesicht und die fein geschwungenen Lippen. Und dann erst die dunklen Locken, die viel mehr der gängigen Mode entsprachen als ihr doch recht gewöhnliches Blond.
    „Und Lord Bakerfield? Wie findest du ihn?“, fragte sie anstelle einer Bemerkung.
    Mylady war unschlüssig. „Eigentlich hatte ich beschlossen, ihn nicht zu mögen. Aber das war, bevor ich ihn heute das erste Mal sah. Er scheint mir, das muss ich zugeben, ein recht vernünftiger Mann zu sein. Wenn man davon absieht, dass er bis über beide Ohren in seine ungezogene Frau verliebt ist. Er täte gut daran, das junge Ding zu erziehen, anstatt ihr jeden Wunsch von den

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